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"Interessant wäre vielleicht folgender Vergleich:

Das Entgelt von wieviel Arbeitszeit benötigte/benötigt ein durchschnittlicher US Arbeitnehmer vor 20 Jahren, vor 10 Jahren und heute um eine Gallone Benzin zu kaufen."


@Janomann und Algol:

Die Daten hab ich zwar leider nicht, aber ich habe neulich zufällig etwas ähnliches gefunden.

Leider kein Link dazu, weil es ein Zeitungsartikel auf Papier war.

In dem Artikel ging es um die Frage, ob tatsächlich immer alles teurer wird und dafür wurde verglichen wie lange man 1960, 1991 und 2011 in Deutschland für eine Ware oder Dienstleistung arbeiten musste.

Das Ergebnis war dann erwartungsgemäß, daß wir heute für das gleiche Produkt viel kürzer arbeiten müssen als 1960.

Und die Schlussfolgerung war, daß unsere Kaufkraft nicht gesunken sondern im Gegenteil sogar stark gestiegen ist... was so nicht falsch ist, aber wenn man sich dann mal die Details anschaut, dann sieht das Bild doch etwas anders aus...

Ich habe mir dann mal die Mühe gemacht die einzelnen Waren und Dienstleistungen in verschiedene Gruppen einzuteilen und zusammenzurechnen wieviel die Produkte jeder Gruppe 1960, 1991 und 2011 jeweils zusammen an dafür nötiger Arbeitszeit gekostet haben.

Daraus haben sich folgende Erkenntnisse ergeben:

1.In ALLEN Produktgruppen ist die dafür nötige Arbeitszeit zwischen 1960 und 1991 DRASTISCH zurückgegangen.

Am stärksten war der Rückgang - und damit umgekehrt die Steigerung der Kaufkraft - bei Lebensmitteln - von 572 Minuten 1960 auf nur noch 154 Minuten 1991 - und bei Technik/Kleidung/Möbeln - von 750 Stunden 1960 auf gerade mal 200 Stunden 1991.
Bei beiden Produktgruppen hat sich die Kaufkraft in drei Jahrzehnten ungefähr verdreieinhalbfacht!

Ähnliches gilt für Energie (leider nur Werte für Benzin und Strom) von 46 Minuten 1960 auf nur noch 13 Minuten 1991.

Vergleichsweise wenig gefallen sind dagegen die nötigen Arbeitsstunden dagegen bei Dienstleistungen/Sonstigem von 8 Stunden 1960 auf 3,8 Stunden 1991, was auch nicht verwunderlich ist, da Dienstleistungen nun mal in der Regel hierzulande erbraucht werden und deren steigende Löhne sich auch im Preis niederschlagen.

Soweit so gut, wenn man aber die Preise von 1991 mit denen von 2011 vergleicht, dann sieht es schon etwas anders aus:

2.In den letzten 20 Jahren steigt die Kaufkraft nicht mehr bei allen Produktgruppen sondern sinkt im Gegenteil bei vielen wieder!

Die EINZIGE Produktgruppe, bei der die Kaufkraft weiter gestiegen ist ist die Gruppe mit Technik/Kleidung/Möbeln, also all das bei dem sich einerseits der technische Fortschritt auch heute noch bemerkbar macht (Technik) bzw. wo wir von der Globalisierung und chinesischem/asiatischem Billigramsch (Kleidung, Möbel) 'profitieren', der dort unter menschen- und umweltschädlichen Bedingungen produziert wird.

Dafür musste man 1991 noch 200 Stunden arbeiten, 2011 nur noch 120 Stunden.
Ein starker Rückgang, aber doch deutlich geringer als in den 30 Jahren zuvor... auch da werden also die Grenzen der Rationalisierung und Globalisierung langsam sichtbar...

Exakt gleich geblieben ist die Kaufkraft bei Lebensmitteln.
Sowohl 1991 als auch 2011 musste man jeweils 154 Minuten dafür arbeiten.
Hier ist der langjährige Trend zur Kaufkraftsteigerung also bereits Geschichte.

Bei der Gruppe Dienstleistungen/Sonstiges ist dann auch schon ein Kaufkraftverlust spürbar.
Während man 1991 nur 3,8 Stunden für die Produkte arbeiten musste, sind es 2011 immerhin schon 4,3 Stunden...

Ähnlich das Bild bei Energie. Wofür man da 1991 noch 13 Minuten arbeiten musste, sind es 2011 schon 16 Minuten...

Und weil uns das Thema ja besonders interessiert dazu noch die Zahlen im Detail:

Strom (10 kWh): 1960: 32 Minuten, 1991: 9 Minuten, 2011: 10 Minuten

Superbenzin (1 L): 1960: 14 Minuten, 1991: 4 Minuten, 2011: 6 Minuten

Bei Superbenzin also seit 1991 ein satter Kaufkraftverlust von 50%!

FAZIT:
Während hierzulande in den Jahrzehnten nach dem Krieg die Kaufkraft auf breiter Front gestiegen ist, ist dieser Trend in den letzten Jahrzehnten bei den meisten Gütern gebrochen und hat sich teilweise sogar zu einem Kaufkraftverlust umgekehrt!

Weiter billiger werden nur Technik, Möbel und Kleidung, also lauter Dinge die entweder nicht lebensnotwendig oder zumindest in der heutigen Menge unnötig sind, auf die man also auch zu großen Teilen verzichten könnte, wenn es mal eng wird...

Da gerade diese Dinge - vor allem Technik und Möbel - aber immer noch viel Geld kosten, wirkt sich eine Preissenkung dort natürlich auch stark auf die Inflationsrate aus... und gaukelt eine niedrige Inflation vor...

... während gleichzeitig die Preise für Energie, Dienstleistungen und anderes bereits deutlich anziehen... und auf Energie kann man halt leider nicht so einfach verzichten, wenn sie deutlich teurer wird, wie vermutlich fast jeder mit Blick auf seine Strom-/Gas-/Öl-/Benzinrechnung bestätigen kann...


Noch ein Hinweis: In dem Artikel wurden nur die Preise einzelner Waren und Dienstleistungen miteinander verglichen und NICHT der komplette Warenkorb.

Man kann also nicht einfach alle Werte zusammenzählen und dann sagen, daß die GESAMT-Kaufkraft um so und so viel gestiegen oder gefallen ist.

Darum muss z.B. das mit den stabilen Lebensmittelpreisen von 1991 bis 2011 nicht stimmen, weil da eben nicht alle Lebensmittelpreise verglichen wurden sondern nur die von 9 Lebensmitteln (Milch, Brot, Bier, Kartoffeln, Butter, Eier, Kabeljau, Schweinefleisch, Kaffee).

Die Gesamtwerte für Produktgruppen oben sind - im Gegensatz zu den Einzelwerten für Benzin und Strom - also KEINE exakten Inflationswerte, sondern geben nur eine Tendenz für die jeweilige Produktgruppe an.

Die Tendenzen sind aber - abgesehen von den Lebensmitteln, wo kein Trend erkennbar ist - auch so deutlich genug finde ich...
 
aus der Diskussion: Peak Oil und die Folgen
Autor (Datum des Eintrages): Doomina  (17.10.12 17:49:01)
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