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Interessant, wie sich die Diskussion über eine BILD-Zeitungsmeldung entwickelt!

Zur Erinnerung: Die BILD berichtete (s.#1), daß Herr Gottschalk einen Vortrag an der Universität Heidelberg* gehalten hatte:
(*vor 400 Leuten, die den Vortrag hören wollten!)

Der Titel des Vortrags: „Lassen sich Quote und Anspruch in der heutigen Fernsehunterhaltung noch auf einen Nenner bringen?“

Nein, behauptet Thomas Gottschalk und hält sich mit Kritik an seinem eigenen Medium nicht zurück: Es sei heute fast unmöglich, mit einem qualitativ und intellektuell hochwertigen TV-Programm ein Millionen-Publikum zu erreichen.


Und jetzt wird eine Diskussion daraus gemacht, welche Musik die "Gute bzw. die "Richtige" ist...

Es gibt keine "richtigen" oder "falschen" Geschmäcker!

Und wer die Unterhaltung eines Herrn Silbereisen mag, soll sie doch ruhig gerne hören!

Witzig aber, daß dann gleich irgendwelche Vaterlandsverteidiger (die bezeichnenderweise noch nicht einmal die Orthographie ihrer Heimatsprache korrekt beherrschen! s.#9) auf die Bühne treten, Nationalstolz = Deutscher Schlager/Volksmusik setzen und hinter jedem anderen Musikgeschmack gleich mal traditionszersetzende Immigranten vermuten!

Ein wenig mehr Toleranz wäre hier wohl angebracht! Umgekehrt geht es doch auch! Es wird wohl keinen Rock-/Metalfan geben der behauptete, jemand wäre „Scheiße“, blos weil er einen anderen Musikgeschmack hat, als man selbst! Und auch die etwas älteren Entertainer aus dem Volksmusikbereich, bei denen man noch von Authentizität sprechen kann, sehen dies genauso: Sie machen Musik, weil sie unterhalten wollen, Spaß an der Sache haben und dem Publikum einen schönen Tag machen wollen!

Z.B. der Auftritt der Wacken-Firefighters (= Feuerwehrkapelle Wacken) zur alljährlichen Festivaleröffnung hat ja nun mittlerweile schon Tradition! Und da Metal mittlerweile (zum Glück) so gesellschaftsfähig geworden ist, daß sogar N-TV alljährlich einen Live-Berichtserstatter vor Ort in Wacken hat, dürfte auch den börsenaffinen W-O-Mitgliedern bekannt sein, daß Roberto Blanco letztes Jahr gemeinsam mit Sodom (!!!) aufgetreten ist. Und das Publikum, genauso wie er selbst, ne Menge Spaß dabei hatte! Ohne jegliches Schubladen- und Konventionengehabe!

http://www.bz-berlin.de/kultur/musik/roberto-blanco-beim-wac…

Roberto Blanco „Ein bisschen Spaß muß sein“ (ab min. 05:03):
(Achtung: Ist leider ne ziemliche Miese Sound-Qualität!)



Für diesen Auftritt hätte Roberto m.M.n. den Orden am Band als „Verteidiger des wahren Blödsinns“ verdient!



Übrigens, was die Authentizität der Akteure angeht: Unterhaltet Euch mal privat mit so nem „Volksmusikstar“! Die meisten Stars der neuen, jungen Generation dieses Genres verachten und verabscheuen, was sie da auf die Bühne bringen und geben ziemlich offen zu, daß sie das nur um der lieben Kohle willen tun! Einige spielen privat sogar in Metal-Bands! (die Parodie von „Switch“ triffts ganz gut!)

Und was das „sich einpfeifen“ der verschiedensten Hilfsmittel (um einen Auftritt erfolgreich überstehen zu können) angeht: Das kann man nicht für eine Musikrichtung pauschalisieren! Tendenziell, ich habe lange im Tournee-Biz gearbeitet, ist bei den „Softies“ jedoch öfters mal ein Tisch im Backstage von Pulverspuren zu reinigen, als bei den Alt-Rockern! Das letzte Konzert, bei dem ich in der Show-Crew auf der Bühne mitgearbeitet habe, war 2006 ein Gig von Iron Maiden bei Zürich. Das Aufwärmen des damals bereits 53 Jahre alten Bruce Dickinson, bestand aus Sparringsboxen mit seinem Tourmanager, bevor ein 3-Stunden-Auftritt hingelegt wurde, für den sicher die meisten 20-jährigen nicht die notwendige Puste gehabt hätten! Solche Leute sind Leistungssportler und machen sich ihre Fitness sicher nicht mit Drogen kaputt!

Übrigens: Wer schnelle Musik spielen kann, kann auch langsame! (umgekehrt nicht zwangsläufig)
Auf ewig unvergessen z.B. das '87 Monsters of Rock in Nürnberg, als Metallica zu Beginn ihres Auftritts zunächst ca. 30 Minuten Klassik zum Warmwerden spielten. Daß man damit sogar auch noch Geld verdienen kann, fiel erst viel später auf:



Hier noch ein paar nette Anekdoten anderer Fans:
„In Erinnerung ist mir noch das "Monsters of Rock" in Nürnberg 1987, da hatte am Nachmittag Metallica gespielt, die kannte damals noch keine Sau, war aber der beste gig des ganzen Festivals.“
oder (was die heutige Verkommerzialisierung bzw. Vermischung von Stilrichtungen, Geschmäckern und Altersklassen angeht) eine 20-Jahre jüngere Erinnerung ans Monsters aufm Mannheimer Maimarkt:
„Metallica fand ich an diesem Tag uninteressant auch wenn die Show nicht schlecht war.Sie starteten mit Enter Sandman, genau das Lied hatte meine Mutter ein paar Tage vorher beim Bügeln(!)auf MTV mitgepfiffen.“

Einfach mal blättern! Macht Spaß!:
http://www.hifi-forum.de/viewthread-131-186.html

Ach so: Wer meint, im süddeutschen Raum würd nix g'scheites gehen:
So ziemlich jeder Musiker, der einmal im Konstanzer Bodensee-Stadion, auf dem Singener Hohentwiel oder aufm Southside-Festival auf der Bühne stand, ist gegenteiliger Meinung und lobte die geile Location! Und das war so ziemlich jeder bekannte Name!
Rock-Am-See-Line-ups ab '85:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rock_am_See

Übrigens: Daß alte Leute nur auf Weichspül-Gedudel stehen würden, ist auch wieder nur so ein Vorurteil! Meine allererste Schallplatte bekam ich vor ziemlich genau 30 Jahren von meiner heute 92-jährigen Oma geschenkt:



Also, wünsch' Euch noch einen schönen Rest-Sonntag! Und habt doch einfach Spaß an der Musik, die ihr mögt!

tp


 
aus der Diskussion: dreht Gottschalk jetzt völlig durch
Autor (Datum des Eintrages): tradepunk  (21.10.12 13:50:00)
Beitrag: 32 von 32 (ID:43735025)
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