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31.10.2012
Weg für Conti wird steiniger - USA und China sollen Kurs halten

Aussagen Finanzvorstand Wolfgang Schäfer

HANNOVER (dpa-AFX) - Trotz robuster Zahlen im dritten Quartal bremst die Krise auf Europas Automärkten den Zulieferer und Reifenhersteller Continental . Die Prognosen für dieses Jahr bestätigte Konzern-Chef Elmar Degenhart am Mittwoch zwar nach Umsatz- und Gewinnzuwächsen im dritten Quartal. 'Dennoch merken auch wir, dass der Weg steiniger wird, und wir die Entwicklung der Märkte weiterhin fest im Blick haben müssen', sagte Degenhart.

Bei seiner ersten Bilanzvorlage nach der Rückkehr in den deutschen Leitindex Dax konnte das Unternehmen zwischen Juli und Ende September mit 8,1 Milliarden Euro 5 Prozent mehr Umsatz vermelden als vor einem Jahr. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern legte um knapp 13 Prozent auf 838,5 Millionen Euro zu. Unter dem Strich blieb mit 449 Millionen Euro Gewinn mehr als doppelt so viel übrig wie vor einem Jahr. Hier und beim Umsatz lag Conti leicht über den Erwartungen von Analysten. Am Vormittag sank die Aktie um 0,7 Prozent.

NORDAMERIKA UND ASIEN SOLLEN EUROPA-SCHWÄCHE AUSGLEICHEN

Für das Gesamtjahr erwartet Conti-Chef Elmar Degenhart mindestens 32,5 Milliarden Euro Umsatz und eine bereinigte EBIT-Marge über 10 Prozent. Die lag in den ersten neun Monaten bei 10,9 Prozent. In den restlichen drei Monaten 2012 werde der Umsatz mindestens auf dem Niveau des dritten Quartals liegen.

Die Schwäche auf dem Heimatkontinent sollen auch weiterhin gute Geschäfte in Nordamerika und Asien - insbesondere in den USA und China - überbrücken. Während die Aussichten für Europa trüb blieben, erwarte der Konzern weltweit zwei bis drei Prozent Wachstum auf den Automärkten, sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer. Das könne auch für die Zulieferer-Branche gelten. Contis Anspruch sei aber, durch den Fokus auf große Trends wie Sicherheit, Umwelt und IT im Auto stärker zu wachsen als der Markt. Dabei kann die Reifensparte laut Schäfer zumindest mit Rohstoffpreisen rechnen, die 'neutral gegenüber dem Vorjahr' lägen. Die Märkte blieben insgesamt aber sehr volatil.

AUTOSPARTE VERLIERT PROFITABILITÄT

Bergab ging es im Jahresvergleich bereits mit der Profitabilität der Autosparte. Hier sank die bereinigte EBIT-Marge seit dem dritten Quartal 2011 um einen Punkt auf 7 Prozent. Und kurzfristig wird sie sich die laut Finanzvorstand Schäfer auch nicht erholen. Denn die Nachfrage nach Antriebssträngen für Dieselfahrzeuge sei gerade in den Krisenländern Südeuropas eingebrochen - und damit ausgerechnet auf einem der stärksten Märkte in diesem Segment. Hier rechne Conti erst mittelfristig mit einer Erholung.

Dagegen könnten Europas derzeit schwache Lkw-Märkte schon früher für einen neuen Schub sorgen. Bereits in der zweiten Hälfte 2013 könnten sich vorgezogene Käufe von Lastwagen, die die neue Abgasnorm Euro 6 erfüllen, wegen einer niedrigeren Maut lohnen. Spätestens zum nächsten Oktober will Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer die emissionsarmen Lastwagen bei der Maut in Deutschland entlasten. Ab 2014 ist Euro 6 Pflicht für alle neuen Lkw.

CONTI HILFT KLEINEN ZULIEFERERN

Unterdessen versucht Conti, die Folgen der seit Monaten einbrechenden Nachfrage nach Autos und Lastwagen in Europa einzudämmen. Der Konzern greife kleineren Zuliefererbetrieben schon jetzt vereinzelt unter die Arme, hatte Conti-Chef Degenhart kürzlich gesagt. Denn den hohen Kostendruck geben Pkw- und Lkw-Hersteller an die Zulieferer weiter. Und sollte die Absatzkrise länger als zwei Jahre anhalten, könnten kleinere Betriebe in arge Bedrängnis kommen.

Allerdings stellte Finanzvorstand Schäfer klar, dass solche Hilfen, zu denen auch ein zwischenzeitliches Entgegenkommen bei den Preisen zählen könnte, kein Dauerzustand sein kann. Zahlen zu den Hilfsmaßnahmen nannte er nicht. Selbst große Zulieferer wie der Bordnetzspezialist Leoni hatten zuletzt ihre Jahresprognosen für Umsatz und operativen Gewinn gesenkt.

HOFFEN AUF DEN GROßEN SCHNEE

Conti hofft unterdessen auf den ersten großen Schnee in ganz Deutschland, damit das bislang schleppende Geschäft mit den Winterreifen in Gang kommt. Trotz des verhaltenen Auftakts, ist das Unternehmen optimistisch, erneut beim Vorjahresniveau von 20 Millionen verkauften Winterreifen zu landen. 'Das letzte Wochenende mit Schnee in Süd- und Ostdeutschland hat schon geholfen', sagte Schäfer. Allerdings fürchten einige Experten, dass das Geschäft wegen niedrigerer Preise in diesem Jahr weniger lukrativ werden könnte als 2011.



/mmb/jha/kja
dpa-AFX
 
aus der Diskussion: Conti bald wieder bei € 80
Autor (Datum des Eintrages): hinkelstone  (31.10.12 12:01:16)
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