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Hallo!
Habe ein paar Dinge zur Diskussion beizutragen.
Weiter oben fragte strong-buy nach der Ukraine-Umschuldung.
Dabei wurden eine ganze Reihe Anleihen auf einmal umgeschuldet, bei uns wurden davon eine 16%-DM-Anleihe 01 und eine 14,75% ECU-Anleihe 00 gehandelt. Es wurde angeboten, diese in 10% EUR- oder 11% USD-Tilgungsanleihen 07 umzutauschen mit vierteljährlicher Zinszahlung und Tilgung jeweils im März ud September ab 2001. 2001 werden je 3 % zurückgezahlt, 2002 je 5% und danach je 9,33%. Pro 10000 DM Nominal bekam man 5000 EUR bzw. USD der neuen Anleihen. Die Differenz wurde bar bezahlt, bei Annahme des Angebots wurden auch die zwischenzeitlich fälligen Zinsen nachgezahlt. Insgesamt ein gutes Geschäft für alle die während der Krise eingestiegen sind, ein schlechtes dagegen für diejenigen die zu 100 gekauft haben und das Geld zur Fälligkeit brauchten.

Was den Ausfall von Staatsanleihen angeht ist natürlich die Frage wie man den definiert. Es macht einen sehr großen Unterschied ob der Emittent nur ein paar Tage verspätet zahlt, ob er wie die Ukraine schnell Kontakt mit den Gläubigern aufnimmt und ein relativ faires Umschuldungsangebot macht (Zahlung bisheriger Zinsen, künftig niedrigere Zinsen, Laufzeitverlängerung, kein Senken des Nominalbetrages), ob man wie Ecuador einfach nicht zahlt und schweigt um die Gläubiger mürbe zu machen (zur Freude des IWF), dann viele Monate später den Verzicht auf einen großen Teil des Nominalbetrages fordert und neue Anleihen ausgibt, die mW Klauseln enthalten, denen zufolge wieder ein Großteil des neuen Nominalbetrages verfällt, wenn Ecuador lange genug die Zinszahlungen aussetzt (womit Ecuador einen Anreiz hat, die neuen Bonds NICHT zu bedienen), oder ob man wie bei den Zarenanleihen über 80 Jahre später einen Teilbetrag als Entschädigung anbietet (http://www.nonvaleurs.de/html/zaren.html). Ein denkbares Extrembeispiel wäre wenn bei einer 1000 DM-Anleihe, deren Zinsen nicht gezahlt werden, 100 Jahre später jemand 1 Pfennig pro 1000 DM Nominal bietet und das Bedienung der Anleihen nennen würde. Für den Gläubiger ist der Unterschied
zwischen diesem fiktiven Fall (oder auch den Zarenanleihen) und einem Totalverlust sehr gering. Es gibt übrigens auch noch (ost-)deutsche Auslandsbonds der Zwischenkriegszeit, die bis heute nicht zurückgezahlt wurden -> http://www.nonvaleurs.de/html/faule.html
Aktuell gibt es mW auch bei der Elfenbeinküste nichtgeleistete Zinszahlungen. Bei Nigeria ist es mW so, daß das Land nur geringe Zahlungsverpflichtungen aus Bonds hat, dafür hohe gegenüber staatlichen Schuldnern, und diese wollen eine Umschuldung auch der Anleihen erzwingen. Nach Einzelheiten zu solchen Sachen kann man bei www.bradynet.com suchen.

Jetzt zum Thema fiktive Quellensteuern.
Von der Dt. Bank gibt es ein "Merkblatt für den inländischen Steuerzahler". Darin steht "Die Anrechnung einer fiktiven Quellensteuer aus festverzinslichen Wertpapieren kann nach Auffassung der Finanzbehörden nur derjenige geltend machen, der zur Zeit der Kuponfälligkeit Inhaber der Schuldverschreibung ist. Berechnungsgrundlage für die Höhe der fiktiven Quellensteuer ist der Zinskupon unter Ausschluß vereinnahmter Stückzinsen. Die Obergrenze für die anrechenbare ausländische Steuer (also die auf die ausländischen Einkünfte entfallende deutsche Einkommensteuer) ist hingegen unter Einbeziehung der ggf. im Jahr der Kuponfälligkeit gezahlte oder vereinnahmtebn Stückzinsen zu berechnen, da auch dise Stückzinsen zu den ausländischen Einkünften gehören." Demnach gibt es keine f. Q., wenn man Anfang Januar vor dem Kupontermin verkauft.

krokodil1 erwähnt im Zusammenhang mit der f. Q. auch spanische Anleihen. In obigem Merkblatt gibt es eine Tabelle mit f. Q.-Sätzen verschiedener Länder, Spanien ist dort nicht aufgeführt. Im DBA Spanien http://lemaitre.de/landstart1.html Artikel 23 ist die f. Q. auf den Fall beschränkt, daß die Zinsen einem Bankinstitut zufließen. Hat es schon mal jemand geschafft, sich als Privatperson spanische f. Q. anrechnen zu lassen?

Grüße,
Plutokrat
 
aus der Diskussion: Ausfall von Staatsanleihen
Autor (Datum des Eintrages): Plutokrat  (08.09.01 06:23:36)
Beitrag: 41 von 190 (ID:4381734)
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