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MÄRKTE EUROPA/Börsen mit Aufschlägen trotz E.ON-Kurscrash

Kategorie: Marktberichte (Dow Jones) | Uhrzeit: 18:24



Von Manuel Priego-Thimmel


FRANKFURT--Trotz eines Crashs der E.ON-Aktie und eines enttäuschenden ZEW-Index sind Europas Börsen am Dienstag mit einem fetten Plus aus dem Handel gegangen. Die Nachricht, dass Griechenland eine unmittelbare Pleite abwenden konnte, bildete ein Gegengewicht genauso wie recht positive Vorgaben von den US-Börsen. Zuletzt waren im Streit um die Fiskalklippe versöhnlichere Töne aus der republikanischen Partei zu hören. Der Euro-Stoxx-50 stieg 0,8 Prozent auf 2.493 Punkte, der DAX schloss praktisch unverändert bei 7.169.

Grund für die relativ schwache Entwicklung des DAX war der Kurseinbruch des E.ON-Papiers. Der Kurs des Energieversorgers brach um 11,5 Prozent auf 14,64 Euro ein. Das Unternehmen hatte seinen Ausblick kassiert und angekündigt, dass die Dividende 2013 sinken wird. Besonders negativ ist, dass der Versorger das Ziel eines operativen Gewinns von 11,6 bis 12,3 Milliarden Euro im kommenden Jahr aufgegeben hat.

Das Geschäft in Südeuropa leidet unter der Eurokrise und in Deutschland sind die teuren Gaskraftwerke wegen des hohen Angebots an Solarstrom zeitweise nicht ausgelastet. Für 2012 bestätigte der Energieriese den Ausblick dagegen, nachdem die Zahlen für das dritte Quartal gut ausgefallen sind. "Der Kurs könnte das Jahrestief wiedersehen", meinte ein Händler. Im Juni war die E.ON-Aktie auf 14,05 Euro gefallen. Die Aktie des E.ON-Konkurrenten RWE verlor 1,2 Prozent auf 32,93 Euro. RWE legt am Mittwoch Zahlen vor.

Der DAX litt auch unter einem überraschend schwachen ZEW-Index zu den Konjunkturerwartungen. Der Index sank im November auf minus 15,7 von minus 11,5 im Monat zuvor. Prognostiziert wurde ein Anstieg auf minus 10. "Insgesamt ist der ZEW recht schwach ausgefallen", kommentierte Newedge. Die Stimmungsindikatoren für die Realwirtschaft wie Automobil, Chemie und Elektronik hätten sich deutlich verschlechtert. Zusammengefasst könne man sagen, dass der Bericht die zuletzt schlechten Nachrichten der deutschen Wirtschaft widerspiegele.

Etwas gestützt wurde die Stimmung an den Märkten von der Nachricht, dass es Griechenland gelungen ist, sich am Kapitalmarkt rund 4 Milliarden Euro an frischem Kapital zu beschaffen. Damit dürfte es dem schuldenüberfrachteten Land gelingen, die Mittel zusammenzubekommen, um am Freitag fällige Kredite über 5 Milliarden Euro zu bedienen. Über die Zukunft Griechenlands ist ein offener Streit zwischen IWF und EU ausgebrochen.

Der Währungsfonds fordert einen erneuten Schuldenschnitt, um die Schulden des Landes auf ein erträgliches Niveau zu führen. Griechenland bekommt von seinen europäischen Geldgebern indes zwei Jahre mehr Zeit zum Schuldenabbau, doch ist noch nicht klar, wie das finanziert wird. Die zusätzlichen Kosten liegen nach ersten Berechnungen bei 32,6 Milliarden Euro. Nachdem der Euro im frühen Geschäft noch unter deutlichen Abgabedruck geraten war, erholte er sich in der Folge und stieg wieder über das Niveau von 1,27 zum Dollar.

Am deutschen Aktienmarkt war nach E.ON die K+S-Aktie der größte Verlierer mit einem Minus von 4,5 Prozent. K+S hat den Ausblick an den unteren Rand der bisherigen Prognosen zurückgenommen. Grund ist ein schwächeres Geschäft mit Kalidünger. Die Analysten von Quandt Research haben ihre Kaufempfehlung zurückgezogen und die Aktien auf "Neutral" gesenkt.

Die erneute Gnadenfrist für Griechenland stützte den Finanzsektor. So stiegen Deutsche-Bank-Papiere 1,9 Prozent, für BBVA-Titel ging es 3,4 Prozent nach oben und für BNP-Paribas-Aktien um 2,4 Prozent. SAP-Aktien wurden weiter gekauft und stiegen 1,4 Prozent auf 56,45 Euro. Der Softwarekonzern glaubt an eine hohe Profitabilität der über das Netz angebotenen Cloud-Anwendungen.

In London verloren Vodafone-Aktien nach schwachen Halbjahreszahlen 2,5 Prozent auf 162,5 Pence. Der Umsatz ist um 1,9 Prozent gefallen - das sei der erste Umsatzrückgang seit zehn Quartalen, sagt die Societe Generale. Die alte Zielvorgabe habe auf ein Plus von ein bis vier Prozent gelautet. Die Wertminderungen in Höhe von 5,9 Milliarden Britischen Pfund Sterling verdeutlichten den anhaltenden Druck aus Südeuropa.

Europäische Schlussstände von Dienstag, den 13. November 2012:

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung
stand absolut in % seit
Jahresbeginn
Europa Euro-Stoxx-50 2493,14 19,62 +0,8% 7,6
Stoxx-50 2524,99 11,77 +0,5% 6,6
Stoxx-600 270,60 1,07 +0,4% 10,6
Frankfurt XETRA-DAX 7169,12 0,36 +0,0% 21,5
London FTSE-100 5786,25 18,98 +0,3% 3,9
Paris CAC-40 3430,60 18,95 +0,6% 8,6
Amsterdam AEX 334,04 1,71 +0,5% 6,9
Athen ATHEX-20 275,37 -0,32 -0,1% 3,9
Brüssel BEL-20 2359,60 4,36 +0,2% 13,3
Budapest BUX 18974,34 -18,28 -0,1% 11,8
Helsinki OMXH-25 2044,72 -6,85 -0,3% 5,3
Istanbul ISE NAT. 30 89760,88 927,57 +1,0% 45,5
Kopenhagen OMXC-20 485,54 -1,59 -0,3% 24,5
Lissabon PSI 20 5294,31 4,18 +0,1% -3,6
Madrid IBEX-35 7567,80 125,60 +1,7% -10,2
Mailand FTSE-MIB 15333,15 211,45 +1,4% 1,6
Moskau RTS 1377,46 -24,44 -1,7% -0,3
Oslo OBX 402,22 -3,04 -0,8% 12,5
Prag PX 966,18 -11,46 -1,2% 6,1
Stockholm OMXS-30 1052,98 0,68 +0,1% 6,6
Warschau WIG-20 2354,30 19,28 +0,8% 9,8
Wien ATX 2175,37 -8,06 -0,4% 15,0
Zürich SMI 6722,76 26,09 +0,4% 13,2

DEVISEN zuletzt '+/- % Di, 8.39 Uhr Mo, 18.01 Uhr
EUR/USD 1,2714 -0,41% 1,2766 1,2712
EUR/JPY 100,9516 -0,57% 101,5300 100,9766
EUR/CHF 1,2043 -0,13% 1,2058 1,2051
USD/JPY 79,3970 -0,17% 79,5320 79,4330
GBP/USD 1,5881 -0,72% 1,5996 1,5869
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com
DJG/mpt/flf

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Bild: ©iStockphoto.com
 
aus der Diskussion: dax/eu-krise/short/long/etc.
Autor (Datum des Eintrages): gipsywoman  (13.11.12 18:57:46)
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