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http://www.haz.de/wirtschaft/nachrichten/107613.html

Metabox-Geschäft eine Luftnummer?

Angeblicher Großabnehmer der Internet-Boxen nicht im Handelsregister eingetragen

Kommt auf die Staatsanwaltschaft in Sachen Metabox neue Arbeit zu? Nach Informationen dieser Zeitung könnte eine der wichtigsten Ad-hoc-Meldungen in der Firmengeschichte nicht auf Tatsachen, sondern auf Wunschdenken gegründet sein.

Hildesheim. Am 28. Juni 2000 sorgte die Hildesheimer Aktiengesellschaft mit der Nachricht für Aufsehen, exklusiver Partner für ein skandinavisches Konsortium geworden zu sein. Damals hieß es: „Die Metabox hat einen Letter of Intend mit der Inter-Nordic über 1,8 Millionen Set-Top-Boxen geschlossen“. Geschätzter Wert des Auftrags: über eine Milliarde DM.
Die Börse reagierte beeindruckt, der Neue Markt steckte sich einen weiteren Stern an den damals noch glitzernden Himmel. Der Kurs schoss in die Höhe und erreichte Tage am Anfang Juli mit 42,20 Euro den Zenit. Danach begann der jähe Absturz . Heute gehört das Papier zu den „Penny-Stocks“. Die Metabox, einst ein Sternchen am Neuen Markt, hat Insolvenz beantragt.
Nach Recherchen dieser Zeitung war jedoch der dänische Vertragspartner Inter-Nordic, mit dem die Metabox AG die 1,8 Millionen Boxen vertreiben wollte, zum Zeitpunkt der Herausgabe jener Börsen-Pflichtmitteilung gar nicht im dänischen Handelsregister eingetragen und hatte keine Angestellten. Eine Ein-Mann-Firma.
Inter-Nordic-Chef Duong Hoang Thao Ngo, den dänische Seeleute vor Jahren als vietnamesischen „Boat-People“ aufgenommen hatten, erklärte dazu, seitens Inter-Nordic habe es keine Verpflichtung gegeben, die 1,8 Millionen Boxen zu kaufen. Thao Ngo wörtlich: „Ziel mit unserem Letter of Intend mit Metabox war es lediglich, dass wir die Vermarktungsrechte für Nordeuropa erwerben.“ Die Zahl von 1,8 Millionen sei nur eine Schätzung des möglichen Potenzials gewesen.
Auch die von der Metabox gemeldete Investorengruppe habe es hinter seiner Firma nicht gegeben, erklärte Thao Ngo. In der Ad-hoc-Mitteilung der Hildesheimer hieß es: „In der Investorengruppe Inter-Nordic haben sich eine Großbank, ein Telekommunikationsunternehmen, ein Medienunternehmen und ein Online-Shop zusammengeschlossen.“ Auch das treffe Thao Ngo zufolge nicht zu.

Zum Status des dänischen Metabox-Partners Inter-Nordic geben „Dagbladet Börsen“ und „Dun & Bradstreet Danmark A/S“ an, die Firma werde als „unbekannt, ungenannt, ruhend“ geführt. „Dun & Bradstreet“ ist der deutschen Kreditreform vergleichbar.
Der „Metabox-Schwindel“ war für die dänische Zeitung „Börsen“ schon am 14.Juli 2000 aufgeflogen. Hugo Garden, Redakteur des Blattes, schrieb damals: „Milliardenorder von Set-Top-Boxen ist falsch“, der Auftrag der Hildesheimer hänge in Dänemark an nur einem Mann.
Sprachliche Unterschiede zwischen der englischen und der deutschen Version der damaligen Ad-hoc-Mitteilung verstärken den Eindruck. So ist in der deutschen Fassung der Pflichtmitteilung der Zusammenschluss der Investorengruppe schon erfolgt, in der englischen Version stand er erst noch bevor. „Die deutsche Ad-hoc-Meldung der Metabox war so formuliert, dass der deutsche Aktienmarkt glauben musste, eine reguläre Kauforder sei vereinbart worden“, meint Garden.

-dt

07.09.2001 17:16

http://www.haz.de/wirtschaft/nachrichten/107613.html
 
aus der Diskussion: Met@box: Inter-Nordic-Chef Duong Hoang Thao Ngo erzählt, wie`s wirklich war...
Autor (Datum des Eintrages): OnlineTrader  (10.09.01 02:51:17)
Beitrag: 1 von 20 (ID:4387005)
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