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Der neue Herr der Kabelnetze

Ein Amerikaner wird zur Schlüsselfigur im deutschen TV-Geschäft. Für rund zehn Milliarden Mark will John Malone den größten Teil des Kabelnetzes der Telekom übernehmen. Damit kontrolliert er den Zugang für zehn Millionen Haushalte. Kritiker fürchten: Ein neues Monopol entsteht.




Ob geschäftlich oder privat - Malone liebt die Größe. Viel Macht, viel Geld, viel Spaß. Und ein Schuss Wahnsinn ist auch dabei.
Seine Ranch, auf die er von seinem Bürohaus in einem Vorort von Denver blicken kann, umfasst viele Quadratkilometer. Malone, 60, ist der größte Landbesitzer im US-Staat Colorado. Oft ist er aber auch mit seiner Frau und sechs preisgekrönten Möpsen in einem überdimensionalen Wohnmobil unterwegs, das für 750.000 Dollar ganz nach seinen persönlichen Vorlieben gestaltet wurde. Für einen schnellen Segeltörn steht die 25-Meter-Yacht "Liberty" zur Verfügung.

Beruflich dirigiert er ein Imperium, das zu den größten privaten Besitztümern des Landes zählt. Seine Vermögensverwaltungsfirma Liberty Media, bei der rund 60 Mitarbeiter beschäftigt sind, hat sich vor allem auf Medien-Beteiligungen spezialisiert. So gehören ihm etwa 4 Prozent am weltgrößten Medienkonzern AOL Time Warner, 18 Prozent an Rupert Murdochs News Corporation, 43 Prozent am Einkaufskanal QVC, 49 Prozent am Dokumentationskanal Discovery Channel. An der Börse ist sein Unternehmen fast 100 Milliarden Mark wert. Seit dem vergangenen Donnerstag mischt der Milliardär auch in Deutschland ganz oben mit: Nach einer öffentlichen Erklärung der Deutschen Telekom ist er auf bestem Wege, einen wichtigen Zugang zu zehn Millionen Wohnungen zu kontrollieren - die Netze des Kabelfernsehens. Der Großinvestor aus Colorado könnte damit das Freizeitverhalten von vielen nachhaltig verändern. Denn wer über den Transportweg verfügt, hat Einfluss auf das, was transportiert wird.

Was auf die Deutschen zukommt, zeigt das Beispiel Tele Columbus. Vor allem in Ostdeutschland und Berlin hat die Kabelfirma, die demnächst in Malones Besitz übergeht, über eine halbe Million Haushalte technisch auf den neuesten Stand gebracht. Wie ein Feldherr steckt Manager Dietmar Schickel auf seiner großen Landkarte das Terrain ab. Bunte Fähnchen in Rostock, Berlin oder im brandenburgischen Henningsdorf markieren ganze Wohnblöcke, in denen die bunte Kabelwelt schon Realität ist.

Rund 12 000 Mieter der Berliner Wohnbaugesellschaft WIR können etwa an ihrem TV-Bildschirm nachschauen, wer unten am Hauseingang geklingelt hat, wenn entsprechende Kameras installiert sind.

Auch können sie den Internet-Dienst Infocity von Tele Columbus bestellen, mit dem Kinotrailer zum aktuellen Filmprogramm im Originaltempo auf den Bildschirm gebracht werden. Und ein weiteres Angebot sieht Video-Telefonkonferenzen vor, vorausgesetzt, eine kleine Kamera und ein Mikrofon sind an den Computer angeschlossen.

Gespannt wartet Schickel auf die Ergebnisse eines Pilottests in Magdeburg. Dabei geht es ums Telefonieren via Internet und Fernsehen: Die Telefonschnur wird einfach in die TV-Buchse gesteckt, und schon kann über das Fernsehkabelnetz telefoniert werden - zum Pauschalpreis, ohne den Gebührenzähler.

Internet, Telefon, Digital-TV und die Überwachungskameras am Hauseingang wollen die Tele-Columbus-Manager künftig im Gesamtpaket anbieten - zu einem Preis von rund 100 Mark. Nötig ist nur ein Zusatzgerät zum TV-Apparat ("Decoder").

Gruß
EM

Quelle: www.spiegel.de

oder ich habe selbst einen Bericht dazu geschrieben,
surft einfach mal bei DODO vorbei
www.metabox-info.de
 
aus der Diskussion: Deutsches Konsortium
Autor (Datum des Eintrages): DerErdnussMann  (14.09.01 14:59:21)
Beitrag: 107 von 115 (ID:4422621)
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