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Kursfeuerwerk bei Sicherheitsaktien

Invision gewinnen zeitweise 300 Prozent. Biometrie-Werte stark gefragt


Berlin - Selten waren die Börsensignale so eindeutig wie bei der Wiedereröffnung der US-Börsen nach der mehrtägigen Pause im Anschluss an die Terroranschläge: Während der Gesamtmarkt deutlich in die Tiefe rauschte, wurde bei Anbietern von Sicherheitstechnologie ein wahres Kursfeuerwerk entfacht.
Zu den stärksten Gewinnern zählte Invision Technologies, ein Anbieter von Sprengstoffdetektoren zum Einsatz auf Großflughäfen. Die Aktien des Nasdaq-Titels zogen am ersten Handelstag nach dem Attentat um rund 300 Prozent an und gingen am Ende mit einem Plus von 165 Prozent aus dem Handel. Ähnliche Kursausschläge verzeichneten auch Biometrie-Werte, wie Identix, Visionics oder Viisage, die Systeme zur digitalen Identifikation von Fingerabdrücken oder zur Gesichtskontrolle entwickeln. Die meisten Titel gehörten auch gestern zu den Top-Gewinnern im frühen US-Handel.

"Mit dieser Entwicklung war zu rechnen, und sie ist auch fundamental einleuchtend", kommentieren die Strategen bei der DWS die Rallye. Äußerungen von Politikern würden belegen, dass sowohl in Europa als auch in den USA künftig die Sicherheit eine noch größere Rolle spielen wird.

Ein großer Teil der vom US-Kongress bewilligten Millionenbeträge zur Stärkung der Flughafen-Sicherheit werde seinen Weg zu diesen Gesellschaften finden, bestätigen auch Analysten in den USA die positive Erwartung. Allerdings werde sich dieser Prozess über mehrere Monate hinziehen und sich folglich nicht unmittelbar bemerkbar machen.

Zur Vorsicht mahnt auch André Köttner von Union Investment. Bei den meisten dieser Werte handele es sich um sehr kleine und spezialisierte Nischenanbieter. Ein Engagement in diesen Aktien berge somit erhebliche Risiken. "Es ist kaum absehbar, welche Technologien und welche Firmen sich letztlich durchsetzen werden", so der Fondsmanager.

Umstritten sind auch die Auswirkungen für die am Neuen Markt notierten Security-Werte, die am Dienstag das Staffelholz von der Nasdaq übernahmen. Biodata stiegen zeitweise um mehr als 20 Prozent, Secunet verteuerten sich um 14 Prozent, und auch Articon-Integralis und Utimaco lagen deutlich im Plus. Biodata könnte seine Verschlüsseltechnologie gut im Rüstungs- oder Militärbereich einsetzen und habe auch bei der Bilderkennung "die Nase vorn", meinen etwa die Analysten bei SES Research, die auch weitere Kursgewinne der deutschen Security-Titel für möglich halten. Thomas Becker von HSBC Trinkaus & Burkhardt teilt diese Erwartung nicht. "Ich sehe keine zwingende Logik, die dafür spräche, dass bei den IT-Security-Werten durch die bedauerlichen Ereignisse der letzten Woche ein Boom ausgelöst wird", so der Analyst. Letztlich stelle sich die Frage, ob die Geschehnisse durch die Produkte dieser Unternehmen hätten verhindert werden können, und die Antwort sei ein klares Nein, so Becker.

Auch Katja Broschinski von der Commerzbank ist skeptisch: "Ich würde das im Moment nicht spielen." Ein großes Fragezeichen sieht die Analystin etwa hinter dem Verhalten der US-Behörden in Bezug auf die Freizügigkeit beim Handel mit Sicherheitssoftware. Es wäre denkbar, dass die Amerikaner ein altes Gesetz wieder aufleben lassen, das die Ein- und Ausfuhr von Sicherheitslösungen verbietet. Damit wären alle US-Ambitionen der europäischen Anbieter erst einmal hinfällig. Als Beispiel nennt sie den Firewall-Spezialisten Biodata, der sich verstärkt auf dem US-Markt engagiert. Ein weiteres Problem könnte sich daraus ergeben, dass durch die starke Fokussierung auf die Terrorbekämpfung, die Sorge vor Wirtschaftsspionage zunächst in den Hintergrund rückt. Diese ist aber der wichtigste Kaufanreiz für die IT-Sicherheitsprodukte.

Mit Vorsicht sind nach Einschätzung der Commerzbank-Analysten auch die Kursaufschläge von Sicherheits- und Wachdienstleistern wie der schwedischen Securitas zu genießen. Auf lange Sicht seien zwar positive Impulse denkbar, kurzfristig überwögen aber die Risiken. Dies folge schon aus der Erwartung sinkender Fluggastzahlen. Damit sei eine massive Aufstockung des Schutzpersonals eher unwahrscheinlich. Doch die Bedenken gehen noch sehr viel weiter. So könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich als Konsequenz der jüngsten Ereignisse der Outsourcing-Trend bei Sicherheitspersonal wieder umkehrt. Selbst wenn dieses Extrem nicht der Fall wäre, könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Amerikaner künftig inländische Anbieter bevorzugen würden. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Wachpersonal der am 11. September betroffenen Flughäfen von ausländischen Gesellschaften gestellt wurde. raf

mfg derda50
 
aus der Diskussion: EXPLOSION!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Group Technologies (555611)
Autor (Datum des Eintrages): derda50  (18.09.01 23:29:00)
Beitrag: 27 von 29 (ID:4450003)
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