Fenster schließen  |  Fenster drucken

23.09.2001 Bild.de NEWS
Gehört der Verhaftete zu den Terror-Attentätern?
Am Tag des Anschlags flog er mit Lufthansa nach Amerika


Von HELMUT BÖGER, STEFFEN FRÜNDT und HEIKO ROLOFF

Das World Trade Center am Morgen des 11. September
Seit gestern Morgen, 2.52 Uhr, ist die Führung der Lufthansa alarmiert. Die Nachrichtenagentur ap meldete, dass am 11. September in Toronto (Kanada) ein Araber festgenommen worden ist, in dessen Gepäck sich zwei Lufthansa-Uniformen befanden. Gehört er zu den Terror-Attentätern? Der Mann war mit dem Lufthansa-Flug 430 um 10.05 Uhr in Frankfurt gestartet, mit dem Ziel Chicago. Wegen der Anschläge in New York und Washington wurde an diesem Tag der gesamte Luftraum über den USA gesperrt. LH 430 landete deshalb in Toronto. Bei einer Kontrolle der Passagiere in Toronto stellte sich – wie erst jetzt bekannt wurde – etwas höchst Merkwürdiges heraus: Im Gepäck des Fluggastes Nageeb Abdul Jabar Mohamed al Hadi, der ein in Sanaa (Jemen) ausgestelltes Vollzahlerticket hatte, fanden Sicherheitsbeamte drei jemenitische Pässe mit jeweils verschiedenen Namen, zwei Lufthansa-Uniformen sowie einen Dienstausweis der deutschen Fluggesellschaft. Das Visum des Mannes mit den vielen Pässen war von der US-Botschaft im Jemen ausgestellt worden.

Seit gestern versucht die Lufthansa in Zusammenarbeit mit dem FBI, die Identität des Mannes zu klären – und ob er zu Recht einen Lufthansa-Ausweis und -Uniformen besitzen durfte. Klar sei, so Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow (39), dass der sichergestellte Ausweis tatsächlich auf den Namen eines Lufthansa-Mitarbeiters ausgestellt worden sei, also nicht gefälscht ist. Doch sei der darauf gedruckte Name nicht identisch mit dem Namen, den der Verhaftete in seinem vorgelegten Pass und auf seinem Ticket habe. „Wir schließen mit 99-prozentiger Sicherheit aus, dass es sich bei dem Verhafteten um einen Lufthansa-Angestellten handelt“, sagte Jachnow zu BamS. Ein Lufthanseat könne nämlich verbilligt fliegen und werde deshalb kein Vollzahler-Ticket kaufen. Bei dem verhafteten Mann handle es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen „sales agent“, also einen freien Mitarbeiter, der für die Lufthansa im Jemen tätig gewesen sei und im Dienst Uniform tragen dürfe.

Eindeutig könne die Frage der Identität des Verdächtigen jedoch erst geklärt werden durch einen deutschen Lufthansa-Manager in Sanaa, der sich jedoch derzeit in Spanien aufhält.

Bereits am 6. April waren in Rom im Hotel „Nazionale“ Uniform, Pässe und Sicherheitsausweise von Angestellten der American Airlines gestohlen worden.

Damit können die Diebe weltweit in die Sicherheitsbereiche aller Flughäfen gelangen.

Das FBI ist inzwischen sicher, dass am 11. September drei weitere Flugzeuge gekapert werden sollten. In einer in Boston gestarteten Maschine fanden sich zwei Teppichmesser desselben Typs, wie sie auch von den Terroristen der vier entführten Maschinen verwendet worden waren. Die Waffen waren in Sitzpolster eingenäht. Im Müllbehälter eines Jets aus Atlanta fand sich ein weiteres Messer dieses Typs. An Bord einer Maschine auf dem Weg von Newark nach Texas, die nach dem Anschlag auf das World Trade Center in St. Louis landen musste, waren die Inder Ayub Ali Khan (51) und Mohammad Jaweed Azmath (47), die einen Tag später verhaftet wurden. Die beiden hatten Teppichmesser dabei sowie Haarfärbemittel und Dollars im Wert von 10 000 Mark. Sie hatten lange Zeit Tür an Tür mit Komplizen des Irakers Ramzi Yousef (33) gewohnt, der 1993 einen Anschlag auf das World Trade Center verübt hatte und engen Kontakt mit Osama bin Laden pflegte.

In Brüssel verhaftete die Polizei zwei mutmaßliche Terroristen und entdeckte in deren Wohnung 110 Kilo Chemikalien, mit denen Sprengstoff produziert werden kann. In Großbritannien nahm die Polizei drei Männer und eine Frau im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September fest. In Detroit (USA) gingen drei Männer ins Netz des FBI, zwei von ihnen arbeiteten auf dem Flughafen.

Weltweit sollen die Sicherheitsmaßnahmen in Flughäfen und Flugzeugen verbessert werden. Zu diesem Zweck treffen sich die Experten der ICAO (International Civil Aviation Organization) und der ECAC (Conference européenne de l’aviation civile) in der kommenden Woche.

Die Lufthansa wird nach BamS-Informationen beschließen, auf einigen besonders gefährdeten Strecken bewaffnete Sky-Marshalls in Zivil mitfliegen zu lassen, wie sie sich bei der israelischen Fluglinie El Al bewährt haben. LH-Sprecher Jachnow: „Wir verschließen uns dem Einsatz von Sky-Marshalls nicht mehr grundsätzlich.“ Jedoch versuche man eine internationale Regelung zu erreichen.

Die Angestellten der Lufthansa – von der Putzfrau bis zum Vorstandsmitglied – müssen sich in diesen Tagen einer strengen Sicherheitsüberprüfung durch die Verfassungsschutzämter unterziehen. Nach den Anschlägen seien laut Jachnow „neue Standards definiert worden“, die dies erforderlich machen.
 
aus der Diskussion: LUFTHANSA NEWS -- ANSCHLAG
Autor (Datum des Eintrages): ambobobo  (23.09.01 17:07:36)
Beitrag: 1 von 6 (ID:4482569)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE