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Wenn der Papst ex cathedra spricht, dann hat er per Definition immer recht. Der Herr
über die größte Kriegsmaschine aller Zeiten in Washington möchte dem religiösen Führer
in Rom in nichts nachstehen. In der Nacht zum Freitag (MESZ) hat auch US-Präsident
George Bush ex cathedra gesprochen und Osama bin Laden für die Anschläge in New
York und Washington schuldig gesprochen: Er war es und kein anderer. Beweise dafür?
Nicht nötig. Im gleichen Zuge schob Bush noch einige Drohungen nach. Die afghanischen
Taliban, die bin Laden beherbergen, müssen den Islamistenführer »sofort« ausliefern und
dessen Lager zerstören. Davon wollen sich die USA vor Ort selbst überzeugen. Aber
nicht nur gegen Kabul richteten sich die Warnungen: »Für uns oder gegen uns« teilte der
Präsident die Welt ein.

Und doch sind ganz offiziell Zweifel an der »Wahrheit« des US-Präsidenten laut
geworden. Ausgerechnet aus Saudi- Arabien. Dort haben Regierungsvertreter die Liste
mit den Namen der 19 Verdächtigen in Zweifel gezogen, die das amerikanische FBI
angeblich als die Selbstmordattentäter identifiziert hat. »Die Hast, mit der die Liste der
Namen der Verdächtigen veröffentlicht wurde, hat dazu geführt, daß viele unschuldige
Menschen, insbesondere Saudis, verdächtigt wurden«, erklärte Prinz Mit`eb bin
Abdullah bin Abdul-Aziz, stellvertretender Kommandant der saudischen Nationalgarde.
Später hätte bewiesen werden können, daß Genannte unschuldig waren, denn »es hat
sich herausgestellt, daß viele der angeblichen Selbstmordattentäter am Leben sind und
hier oder anderswo leben«. Die offensichtlichen Fehler des FBI mit der Namensliste der
angeblich Verdächtigen müßten überall die berechtigte Frage aufwerfen, ob die
amerikanischen Fahnder nicht in einer ganz falschen Richtung gesucht hätten.

Richtige oder falsche Fährte, das spielt für die alleinige Weltmacht USA keine Rolle.
Wer Terrorist ist, das bestimmt der US-Präsident. Der gute Bush will das »Böse«
(O-Ton) mit einem »Kreuzzug« bekämpfen. Paul Wolfowitz, stellvertretender
US-Verteidigungsminister, hatte bereits vor einigen Tagen in der New York Times
angekündigt, ganze Staaten »auszulöschen«. Auf die bevorstehenden Militärschläge der
USA angesprochen, erklärte Wolfowitz am Freitag: »Das wird groß. Der Präsident hat
zu entscheiden, wie groß.« Und wie lange.

Schon hat die US-Regierung deutlich gemacht, daß ihr »Kreuzzug« viele Jahre dauern
wird und die USA sich vorbehalten, immer dann und dort zuzuschlagen, wo und wann
sie es für richtig halten.

So dürfte für die expansionistischen Falken in Washington ein alter Wunschtraum in
Erfüllung gehen. Ohne nennenswerte politische Einschränkungen oder gar Obstruktion
durch Freunde und Verbündete werden nun die USA unter dem Deckmantel ihres
»Kreuzzuges« gegen den Terror auf allen Kontinenten der Erde ihre langfristig avisierten,
geostrategischen Ziele durchsetzen können. Schon befürchten führende russische
Militärs, daß sich die USA mit Militärbasen im ölreichen Zentralasien festsetzen, um
ihnen damit den eigenen geostrategischen Hinterhof streitig zu machen. Für den
angekündigten langen Krieg haben nicht nur der US-Kongreß, sondern auch die
NATO- Europäer Präsident Bush einen Blankoscheck unterschrieben. Angesichts der
heraufbeschworenen Gefahren dürfte den Deutschen die Zusicherung der
»uneingeschränkten Solidarität« schon bald sehr leid tun.
 
aus der Diskussion: Amerika hat den Angriff auf die Taleban`schon lange geplant`
Autor (Datum des Eintrages): alpenland  (23.09.01 19:07:24)
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