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Bitte verzeihen Sie den Threadtitel, ich konnte nicht anders, danke.

Guten Abend, geneigte Leser!
Lesen Sie, wenn es Ihnen nichts ausmacht und lesen Sie
auch, wenn es Ihnen etwas ausmacht:
Die letzten Tage waren nach all den Wochen und Monaten der
Funkstille turbulent wie selten seit dem Insolvenzantrag.
Metabox hält eine Hauptversammlung ab.
Fasziniert blicken wir nach Hildesheim stellen uns -je nach
Etikett etwas anders- den Ablauf einer Hauptversammlung vor,
die eine seit 4 Monaten insolvente Firma abhalten will, die
ausserdem von Tag zu Tag maroder erscheint.
Während uns einerseits suggeriert wird, wir hätten es hier mit
einer normalen Firma zu tun, die sogar eine Hauptversamm-
lung abhalten kann, sieht die Geschichte bei näherem Be-
trachten überhaupt nicht mehr so rosig aus.

Man wollte Metabox an die Wand fahren, war die Arbeit doch
getan und das viele Geld der Kleinanleger im sicheren Hafen
der Initiatoren des Anlagebetruges.
Diesmal hat es nicht funktioniert. In der letzten Sekunde fand
sich ein geheimer Geldgeber, der die fehlenden 2 Millionen
überwies.
Warum?
Weil man sonst andere gefunden hätte, die allein aufgrund
der Zahl nicht so leicht kontrollierbar gewesen wären, wie der
Kumpel des neuen Finanzvorstandes.
Die Mitglieder der AGem, natürlich. Diesen nach Insiderinfor-
mationen gierenden Hühnerhaufen in den Griff zu bekommen,
traute man sich einfach nicht zu. Konnte man den
Aktionärsvertreter Heckeroth noch in letzter Sekunde
entfernen, war man doch, was den weiteren Verlauf der
Geschichte angeht, relativ hilflos.

Nun sind sie vom Jäger zum Gejagten geworden, und es ist
nicht zu übersehen, dass man in Hildesheim zunehmend
nur reagiert, statt zu agieren.
Scheibchenweise gibt man die Wahrheit zu und überführt sich
selbst der Lüge:

Trotzdem man seit Dezember ein fertiges Produkt anpries,
musste man jetzt zugeben, dass noch ca. 5 Monate für eine
marktreife Metabox benötigt werden.
Man hat also keine Ergebnisse vorzuweisen, man hat nichts
geleistet. Also findet sich auch kein Investor, nur ein Kredit-
geber. Die Investoren sind rar geworden, erinnern Sie sich?
Aber weiter:
Trotzdem man sich von Heckeroth distanziert, kann man nicht
verhindern, dass ein Vertreter der AGem in den Aufsichtsrat
gewählt werden soll. Man kann lediglich dafür sorgen, den un-
kritischsten der Geister dort zu nominieren, um ihn auf einen
Stuhl mit Blick auf den Hildesheimer Nachthimmel zu setzen.

Aber:
Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist das Nichterreich-
en der Insolvenz!

Wie bitte?
War doch sauber eingefädelt:
Firma herunter gefahren, Filialen recht lautlos geschlossen,
Aktien verbracht und verkauft, Geld im Hafen.

Nun hat man die erwähnten Probleme und einige mehr.
Ein enttäuschter Michael Heckeroth, der unter Einsatz seiner
ganzen Familie Artikel um Artikel schrieb, erpresst nun die
Firma. Also wird offenbar, dass die MBX-Männer erpressbar
sind, dass sie sich Dinge geleistet haben, die andere gemein-
hin nicht wissen sollten.
Deshalb wird man doch erpresst, nicht wahr?

Thao Ngo taucht wieder auf und berichtet, dass der gesamte
Internordicdeal nichts war als Lug und Betrug am Anleger!

Mister Haynie berichtet, Domeyer hätte ihm seine handelbaren
Aktien abgenommen. Domeyer hat also noch seine engsten
Mitarbeiter betrogen!

Der neue Aufsichtsrat wird bereits jetzt der Weitergabe von In-
siderinformationen bezichtigt.

Ein Sumpf, geneigter Aktionär, ein Sumpf. Die Allianz der
Betrüger ist zerbrochen, weil man nicht umhin konnte, sich
gegenseitig auch noch zu belügen und zu betrügen!
Klingt grandios, ist aber trivial. Es gibt eine gewissen
Konstanz im Leben, Domeyers Vita beweist das, er lebt es
uns vor!

Die Strategie, die nun gefahren werden muss, ist durchsichtig:

1. Suggeriere denen da draußen, dass nichts zu holen ist.
Man stellt sich als mittellos und völlig verarmt dar:
Herr White geht arbeiten, Herr Domeyer läßt das Amt ruhen,
man schiebt die Verantwortung weg.

2. Halte Informationen zurück, mit denen Du haftbar gemacht
werden kannst:
Trotz gegenteiliger Aussage wird das Testat nicht veröffentlicht
und nur am Rande erwähnt, dass der Verlust 12 Millionen grö-
ßer ist, als zuerst publiziert.

3. Versuche, aus der Nummer mit einer Entlastung heraus zu
kommen. Nimm die bewährte Methode, agiere mit Tempo und
übe Druck aus.
Erkläre den Mitunternehmern ihre Verantwortlichkeit beim
Scheitern der Firma, wenn sie nicht abnicken, was du für nö-
tig erachtest:

4. Probiere es einfach noch einmal, es war so leicht verdientes
Geld. Erst benötigt man 1 Million zum Erreichen des Testates
und eine weitere Million, um bis zur HV zu gelangen. Der
HV-Termin wurde wiederum verschoben, das Testat ist weiter-
hin nicht da, das Geld ist irgendwo, ein Produkt haben wir
nicht aber:

Weitere 50 Millionen Euro sollen besorgt werden!
Frech, finden Sie nicht?

Nur geht es plötzlich alles nicht mehr so einfach:
Seit dem Informatec-Urteil von heute ist klar, dass die
Luft für die Führungsgilde bei Metabox dünner wird, weil es
nun an das Eingemachte gehen kann, dessen man sich sicher
glaubte:

Die Informatecvorstände müssen gestohlenes Geld zurück
zahlen.

Die Gefahr ist deutlich: Auch Metabox hat Adhocs gefälscht,
auch Metabox hat den Zustand des Unternehmens verschlei-
ert und seine Investoren massenhaft belogen und betrogen.
Und:
Während die AGem auseinander bricht, formiert sich Wider-
stand, der nun umso gewaltiger wird, wo einer gezeigt hat,
dass man es nicht auf die Spitze treiben darf.

Lehnen wir uns also einfach zurück, und schauen, was man
uns als nächste Perversion bietet. Entspannen wir uns und
versuchen wir, das ganze Bild zu sehen.
Es bleibt interessant.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und diesem Thread
eine gute Unterhaltung. Beleidigen Sie sich nicht!

Herzlichst
Ihr Hubert Hunold
 
aus der Diskussion: Momentaufnahme II
Autor (Datum des Eintrages): HubertHunold  (24.09.01 21:23:25)
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