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Seit ein paar Tagen bin ich wieder passiver Mitleser und möchte doch ein paar Gedanken los werden zu dem Berg an Ansichten und Begriffen die hier offeriert werden.

Der "Gewinn" scheint hier die Gemüter am meisten zu bewegen, deshalb fange ich gleich einmal etwas provokativ damit an:

Gewinn hat aus Sicht einer Firma erstmal ziemlich wenig mit Kapital zu tun.
Gewinn(Verlust) war früher einmal die Differenz zwischen Aufwand und Ertrag - ist es glaub ich heute auch noch.

Erst mit dem Beschluss zur Gewinnverwendung(AG: HV) wird entschieden, ob und welcher Teil davon zur Eigenkapitalbildung oder zur Gewinnausschüttung kommt. Dazu kommt sinnvollerweise der Vorschlag aus dem Unternehmen.

Welches Verhältnis hat Kapital und Gewinn?
Also mal eine stark vereinfachte Darstellung. Wenn es mir gelänge für mein Produkt innert einer Woche 1. das Material zu kaufen, 2. zu produzieren und 3. zu verkaufen, dann würde ich einmal Kapital benötigen und es würde 52 mal im Jahr umgeschlagen, d.h. auch Gewinn bringen, ja wenn es nur aus Umlaufmittel bestände! Dem ist aber leider nicht so!

Ich brauche ja auch noch Maschinen. Und den Wert kann ich nicht gleich mit dem gesamten Produkt verkaufen, diese werden über ihre gesamte Lebensdauer mit dem Produkt abgeschrieben. Das eingesetzte Kapital + Gewinn bekomme ich also nicht wie im Fall "Material" 52 mal im Jahr zurück, sondern muss u.U. 10 Jahre oder mehr auf(Gebäude und Grundstücke i.d.R. 40-50 Jahre) mein Kapital warten.

Warum ist Gewinn und Kapital im Verhältnis (Kapitalrendite/ROI) trotzdem interessant!
Kapital kostet immer Zinsen, Fremdkapital sowieso, für Eigenkapital setzt man kalkulatorische Zinsen in der Kostenrechnung an. Am "billigsten" sind die Lieferantenkredite, das ist Material was ich bekomme und mit Zahlungsziel bezahle(Aber auch diesen "Zins" kalkuliert normalerweise ein Lieferant vorab in seinen Preis mit ein).

Wenn ich die Wahl habe mit 3, 5 oder 10 Mio. € Kapital 1 Mio. € Gewinn im Jahr zu erwirtschaften, wähle ich immer den kleinsten Betrag, weil geringstes unternehmerisches Risiko.

Hohe Kapitalrendite = niedrige Kapitalzinsen = geringes unternehmerisches Risiko

Zum Thema Eigenkapitalmehrung oder Gewinnausschüttung: Sollten die Imker von den Bienen keinen Honig nehmen, damit diese ganz sicher über den Winter kommen?! Sollten wir Kühe nicht mehr melken, damit Kälbchen auf keinen Fall verdursten?!

Es ist doch immer ein Fall der Verhältnismäßigkeit. Wir haben die ganze Bandbreite: Firmen schütten nie Gewinne aus - s.g. Heuschrecken zwingen Unternehmen sogar Kredite für Dividende aufzunehmen.

So wie die Imker und Bauern wissen, wieviel Honig und Milch genommen werden kann, sollte das Managment wissen, wieviel Dividende noch gut für das Unternehmen ist.

Steuern - der Staat lauert überall im Unternehmen. Im Lohnbüro mit Lohnsteuer, an der Kasse mit Mehrwertsteuer, der Körperschaftssteuer auf Vorsteuergewinn und bei uns der Einkommens-/Kapitalertragssteuer. Es ist ziemlich egal, wie das Geld zum Bürger kommt. Früher zahlte man an jeder Ecke Wegezoll oder es lauerten Raubritter, man hat nie Netto wie Brutto!

Zum Schluss noch eine Definition aus dem Schulbuch:
Der Profit ist die innerste Triebkraft der kapitalistischen Produktionsweise, d.h. es wird nur das und nur dann produziert, wenn die Produktion einen höheren Wert abwirft, als zu ihrer Herstellung an Werten notwendig war.


Wenn man dies außen vorlässt, wäre das schon fasst Sozialismus - man gibt sein Geld ab für Unternehmen und profitiert nicht davon! Am Ende waren in der DDR alle Betriebe marode und nichts war mehr da - nicht einmal Arbeit.

Oder umgekehrt, wenn nie eine Möglichkeit bestände vom geschaffenen Mehrwert eines Unternehmens zu profitieren, fehlt auch der Wille den Wert eines Unternehmens zu mehren.
 
aus der Diskussion: Mercedes Benz Group AG - vormals: Daimler AG
Autor (Datum des Eintrages): Snowy58  (15.07.13 18:29:37)
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