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http://www.nzz.ch/2001/09/28/al/page-article7OS4H.html

Expertenzweifel an amtlichen Unfallvermutungen
Bei der Explosionskatastrophe in Toulouse letzte Woche kann laut Expertenaussagen im Widerspruch zu den bisherigen amtlichen Beschwichtigungsversuchen die Ursache keineswegs «zu 99 Prozent» auf ein betriebstechnisches Versagen zurückgeführt werden. Damit erhielten Vermutungen um einen Anschlag wieder Auftrieb.

Ch. M. Paris, 27. September

Anhaltende Zweifel an der amtlichen These, dass die Explosionskatastrophe in einer Kunstdüngerfabrik in der südfranzösischen Stadt Toulouse auf eine technische Unfallursache zurückzuführen und nicht durch einen kriminellen Anschlag ausgelöst worden sei, haben am Donnerstag neuen Auftrieb erhalten durch die Veröffentlichung einer Reihe von Expertenaussagen in «Le Monde». Bei der Explosion flogen ungefähr 300 Tonnen gelagerten Ammoniumnitrats, das zur Düngemittelherstellung verwendet wird, in die Luft. 29 Personen kamen ums Leben, 34 Schwerverletzte schweben noch in immer Lebensgefahr, und von den mehr als 2000 weiteren Verletzten befinden sich Hunderte in Spitalpflege. Präsident Chirac und Premierminister Jospin wohnten am Mittwoch einem ökumenischen Trauergottesdienst in der Kathedrale von Toulouse bei.

Warum detonierte das Ammoniumnitrat?
Wenige Tage nach der Katastrophe erklärte der mit den Ermittlungen beauftrage Staatsanwalt, das bisherige Untersuchungsergebnis lege «zu 99 Prozent» die Annahme nahe, es habe sich um einen Unfall gehandelt. Er verwies dabei auf die Möglichkeit eines schon seit langem in Gange befindlichen «chemisch-physikalischen Prozesses» in dem 2400 Kubikmeter umfassenden Lagerhangar. Der Generaldirektor der Fabrik erwähnte seinerseits diverse Hypothesen wie die eines Fremdkörpers im Ammoniumnitrat und einer chemischen Transformation im Hangargebäude oder jene von einem Überspringen einer Substanz aus der Produktionsanlage in den Hangar. Von Seiten des Instituts Ineris für Umweltbedingungen und Risiken industrieller Anlagen sowie weiterer Experten wird jetzt jedoch entgegnet, dass die bisherigen amtlichen Angaben oder Vermutungen über die Explosionsursache es in keiner Weise erlaubten, eine andere Ursache als einen blossen Unfall fast gänzlich auszuschliessen.

Ammoniumnitrat ist ein überaus träges Produkt, das ohne Heranführung einer grösseren Menge von Energie nicht unter Auflösung in seine einzelnen Bestandteile Stickstoff, Sauerstoff und Wasser zur Detonation gebracht werden kann. Eine schliesslich die Explosion auslösende Selbstzersetzung in einem langsamen chemischen Zerfallsprozess ist undenkbar. Ferner verwiesen die Experten darauf, dass zur Herbeiführung der Detonation auch nicht eine kleine Flamme oder ein Kurzschluss ausreichen. Durch die Energiequelle müsse das Ammoniumnitrat auf jeden Fall auf mehr als 200 Grad erhitzt werden, um zu explodieren. Durch Hinzufügung von Treibstoff kann freilich aus dem Produkt ein labiler Sprengstoff werden. Aber auch hier bedürfe es eines die Detonation auslösenden Zündfaktors, erläuterte der Leiter einer Sprengstofffabrik, der daran erinnerte, dass die Deutschen im Zweiten Weltkrieg in Rouen ein Lager voll reinen Ammoniumnitrats bombardiert hätten, ohne dass dieses explodiert sei. Nur im flüssigen Zustand - anders als in Toulouse - berge das reine Produkt grössere Risiken. Von Seiten der Staatsanwaltschaft wurde bisher kein einziger Hinweis auf einen zur Explosion nötigen äusseren Detonationsfaktor gegeben. Eine grössere Verunreinigung des für die Produktion von Düngemittel bereitliegenden Ammoniumnitrats wurde von den Experten als wenig wahrscheinlich eingestuft. Laut Zeugenaussagen soll es anderswo auf dem Fabrikgelände zuvor weder zu einer Explosion noch zu einem Brand gekommen sein, die das Nitratlager in einer Kettenreaktion durch Erhitzung hätten hochgehen lassen. Ohrenzeugen der von einer enormen Druckwelle begleiteten Katastrophe hatten allerdings immer wieder berichtet, sie hätten zunächst eine kleine und erst dann die grosse Explosion gehört. Erste Hinweise auf einen schlechten Zustand der Fabrikanlage, deren Ursprünge auf 1924 zurückgehen, wurden bald energisch zurückgewiesen.

Verbreitete Besorgnis
In der allgemeinen Nervosität nach den Terrorangriffen in Amerika hatte die Bevölkerung zunächst durchwegs ein Attentat vermutet. Die Expertenzweifel, die sich vorerst nur gegen die ungenügend begründete These von einem Unfall richten, geben Anlass zur Besorgnis über die wahren Hintergründe der Katastrophe, erlauben aber deshalb nicht, sogleich hinter einer eventuellen Missetat die islamistische Terror-Internationale zu vermuten.

nzz 28. September 2001, 02:01


Soweit der Artikel aus der nzz, der mein Misstrauen den Politikern gegenüber bestärkt.

Lt. Spiegel-Online http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,159590,00.html wurde in der Fabrik auch Senfgas gelagert, was mich dann doch eher an einen Anschlag als einen Unfall glauben lässt.



Werden die USA und der "Freie Westen" von den Terroristen erpresst, auch atomar erpresst?
Gibt es doch Bekennerschreiben mit Forderungen und werden diese nicht veröffentlicht, um uns nicht zu beunruigen?

Der Terroranschlag in NY ist 17 Tage her und die Millitärmaschine läuft an, ist aber noch nicht aktiv geworden, obwohl es möglich gewesen wäre. Gleichzeitig läuft die Diplomatie auf Hochtouren und es wird versucht, mit den islamischen Staaten vernünftig zu einer Lösung zu kommen.
Selbst Israel wird von den USA genötigt, mit "ihren" Terroristen, den Palästinänsern, friedlich miteinander zu reden und das Millitär zurückzuhalten.
Im Falle eines kleinen, "normalen" Terroranschlags der Islamisten wäre es m.M. nach genau umgekehrt. Israel würde einen "kleinen" Anschlag zu seinem Gunsten nutzen.

Sitzt der "Westen" wirklich noch am längern Hebel?
 
aus der Diskussion: Explosion von Toulouse doch ein Anschlag?
Autor (Datum des Eintrages): peace_boxer  (28.09.01 11:26:36)
Beitrag: 1 von 19 (ID:4521601)
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