Die USA und die Zukunft Afghanistans Die Vereinigten Staaten geben sich einigermaßen widersprüchlich: Die Regierung von US-Präsident George W. Bush erklärt immer wieder, sie habe nicht die Absicht, Afghanistans neue Führung zu bestimmen. Zugleich verspricht sie jedoch jedem Hilfe, der Osama bin Laden stoppt, das Land von Terroristen befreit und die Macht der Taliban beendet. Dies lässt viele rätseln, ob die USA versuchen werden, nach dem Sturz der Taliban eine neue Regierung einzusetzen. "Sollten wir ohne diplomatischen Plan nach Afghanistan gehen, um bin Laden zu kriegen, wären wir wahnsinnig", sagte Andrew Hess, Zentralasienexperte an der Universität Tufts, "wir würden dann nur die Fehler der Russen wiederholen." Es wäre nicht das erste Mal, dass die Vereinigten Staaten mit dem Versuch, in einem anderen Staat eine neue Regierung einzusetzen, kläglich scheitern würden. So etwa mündete die Hilfe der CIA beim Sturz der linksgerichteten Regierung in Guatemala 1954 in einer jahrzehntelangen Herrschaft repressiver Militärregime. Der CIA-Plan, mit Hilfe von Exilkubanern den kubanischen Machthaber Fidel Castro zu stürzen, endete 1961 im Desaster der Schweinebuchtinvasion. Andererseits wurde der frühere US-Präsident George Bush harsch dafür kritisiert, dass der irakische Staatschef Saddam Hussein im Golfkrieg nicht gestürzt wurde. "Die Vereinigten Staaten wollen nicht bestimmen, wer Afghanistan regieren wird", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer. Die US-Regierung unterstützt sowohl die oppositionelle Nordallianz wie auch Stämme im Süden Afghanistans, die auf Konfrontationskurs zu den radikalislamischen Taliban gegangen sind. Für die Nordallianz kündigte Bush auch militärische Unterstützung an. "Wir haben uns mit den Amerikanern geeinigt, die Terrorzentren gemeinsam anzugreifen, doch bislang haben wir noch keine materielle Hilfe erhalten", sagte Mohammed Junus Kanuni, der als Vertreter der Nordallianz mit dem afghanischen Exkönig Sahir Schah in Rom zusammenkam. Auf einem Treffen in Rom einigten sich Nordallianz und Sahir auf einen Obersten Rat der Nationalen Einheit. Ziel ist die Einberufung der traditionellen Nationalversammlung (loya jirga) zur Bildung einer neuen Regierung. Eine US-Delegation kam zu der Überzeugung, dass der 86-jährige Exkönig stark genug sei, um die Afghanen als Symbolfigur hinter sich zu bringen. "Je stärker die Handschrift der USA - oder die eines anderen ausländischen Staates - die neue afghanische Regierung prägen, desto schwächer wird sie sein", prophezeit Fred Starr, Politologe an der Johns Hopkins Universität. Sollten sich die USA aber nach einem Militärschlag gegen das Netzwerk Bin Ladens zurückziehen, ohne dass in Kabul eine neue Regierung eingesetzt wird, könnte dies wieder zu Bürgerkrieg zwischen rivalisierenden Gruppen führen, fürchtet das frühere Kongressmitglied Charlie Wilson. Am Wohnsitz des afghanischen Ex-Königs Sahir Schah in Rom geben sich Politiker aus dessen Heimat und aus den USA die Klinke in die Hand. |
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aus der Diskussion: | Afghanistan ist eingekreist - die militärische Lage im Krisengebiet |
Autor (Datum des Eintrages): | BGTrading (03.10.01 18:38:15) |
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