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[posting]45839620[/posting]"Öl wird also wenn es zu teuer wird zunehmend durch Greenenergy ersetzt werden, so oder so oder so"

Volle Zustimmung zu diesem Beitrag.

Aus eben diesem Grund hatte ich vor einigen Tagen folgenden Satz geschrieben:

"Das Ressourcen unzugänglicher werden, ist empirisch teilweise richtig, am wichtigsten Punkt (Energie), ist ziemlich klar, dass selbst diese Aussage falsch ist."

Ich habe mich dabei natürlich auf die Erneuerbaren Energien bezogen, die faktisch unbegrenzter Menge verfügbar sind (nicht nur in den Wüsten) und die keinem "Verteuerungsautomatismus" unterliegen - eher im Gegenteil.

Das kann Algol natürlich nicht akzeptieren, weil er die Erneuerbaren als ein reines Abfallprodukt der fossilen Energien ansieht und dem Glauben anhängt, dass mit dem Verschwinden der fossilen Energien auch die Erneuerbaren verschwinden würden.

Ich vertrete hingegen die Ansicht, dass die Erneuerbaren schon heute an einem Punkt sind, an dem sie - wenn auch fraglos auf einem höheren Kostenniveau - einen eigenen "Tugendkreislauf" etablieren könnten, wenn es nötig wäre.
Will sagen: Die Erneuerbaren erzeugen selbstverständlich Überschussenergie. Diese Überschussenergie kann zu einem Teil genutzt werden, um die Energieerzeugungsbasis auszubauen und noch mehr Erneuerbare Energie zu erzeugen usw. - eine positive Rückkopplung. Damit ist die Erzeugungsbasis, also die Erhaltung dieser Basis und der weitere Ausbau dieser Basis von der Zuführung fossiler Energie entkoppelt. Das Gegenargument "Strom ist kein Benzin" ist banal und systemisch betrachtet irrelevant. Denn Strom kann Benzin voll ersetzen, sobald das mal nötig wird - entweder direkt oder durch die Synthese von Gas oder Wasserstoff. Man muss "nur" entscheiden, wie viel Überschussenergie für den Bau weiterer Energieerzeugungsanlagen investiert wird und viel konsumiert werden kann.

Fraglos wäre es Stand heute nicht möglich, unseren Lebensstandard auf der Basis Erneuerbarer Energien auch nur einigermaßen zu sichern, wenn wir zum Beispiel binnen 10 Jahren umsteigen müssten. Die Energieprodutionsbasis der Erneuerbaren ist viel zu klein und könnte bei weitem nicht die Überschussenergie liefern, die benötigt würde.

Der entscheidende Punkt ist aber, dass aufgrund der enormen Massen an fossilen Brennstoffen ein plötzlicher Übergang absolut nicht auf der Agenda steht. Es wird ein langsames fading out der Fossilen geben, das sich wohl über die nächsten 100 bis 200 Jahre hinziehen und vermutlich erst nach 2050 richtig Fahrt aufnehmen wird.

Der Haupttreiber dieses Umstiegs wird die Kostenfrage sein. Fossile werden - zeitlich und örtlich sehr differenziert - Stück für Stück teurer werden, als Erneuerbare und sie werden dann Stück für Stück durch Erneuerbare ersetzt werden.

Die Kosten dieser neuen Energieproduktionsbasis (erst eine Mischform aus fossil/erneuerbar, irgendwann nach dem Jahr 2100 rein erneuerbar) werden deutlich höher sein, als die Kosten einer Energieproduktion auf Basis billigen konventionellen Öls wie bspw. in den 1960er-Jahren.

Aber, die Basis kann viel, viel größer sein, als heute, weil die Erneuerbaren in faktisch unbegrenzter Menge verfügbar sind. Die absolute Menge der für den Konsum verfügbaren Überschussenergie kann deshalb im Jahre 2100 viel, viel größer sein als heute, auch wenn relativ mehr von der produzierten Gesamtenergie für den Erhalt und Ausbau der Energieprodutionsbasis aufgewendet wird, als heute. Der Kuchen kann also sehr viel größer werden, so dass am Ende ein Viertel vom größeren Kuchen mehr Kuchen sein kann, als die Hälfte vom kleineren Kuchen.

Algols Problem ist, dass er von selbstverstärkenden Rückkopplungsschleifen zwar fasziniert ist, aber sie nur dann anerkennt, wenn ihre Wirkung negativ ist.
Positive Rückkopplungen mit positiven Folgen kann es da offensichtlich nicht geben.
Dabei handelt es sich bei den Erneuerbaren - und speziell bei der Photovoltaik - um die vielleicht mächtigste selbstverstärkende Rückkopplungsschleife, welche die Menschheit jemals entdeckt hat.

Man muss den Dingen aber Zeit geben wollen. Jahrzehnte!
 
aus der Diskussion: Peak Oil und die Folgen
Autor (Datum des Eintrages): SLGramann  (15.11.13 10:20:10)
Beitrag: 10,293 von 15,276 (ID:45839970)
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