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[posting]46153141[/posting]@bomike: so langsam meine ich dahinter zu kommen, wo wir aneinander vorbeireden. Traden kannst du offensichtlich, aber beim Thema Statistik überwiegen (noch?) die weißen Flecken. Ist nicht böse gemeint, bei mir ist's eher (noch?) andersrum :rolleyes:

Vier Sachen:

1) die objektive Entscheidung beim Traden kann man ja in 3 Hauptelemente zerlegen. Erstens wird eine Situation gesucht, in der die Wahrscheinlichkeit für eine Richtung die der anderen Richtung überwiegt. Zweitens braucht's dann ein Setup (Einstiegs- und Ausstiegssignale). Drittens muss RM/MM einbezogen werden. Zeitrahmen ist Schnittelement zwischen 1 und 2 (und bei den ganz Großen auch 3).

Man könnte als "viertens" auch noch Instrumentenwahl anführen, aber das kann man zur Not auch unter "drittens" verbuchen. Es gibt darüber hinaus natürlich auch noch eine Reihe subjektive Elemente (Traderpsyche, individuelle Tageskondition etc.), aber dieser Thread beschäftigt sich m.E. "nur" mit dem ersten Element - wichtig, aber - wie gesagt - nur ein Teil der Story. Trefferquoten und (daraus abgeleitete) Wahrscheinlichkeiten sind alleinstehend natürlich "nicht aussagekräftig", wie du sagst, aber unverzichtbares Teilelement jedes Handelsansatzes (außer dem willkürlichen Sprung ins kalte Wasser), selbst wenn du auch mit 30:70 oder weniger immer noch Geld verdienen kannst, wenn die beiden anderen Elemente stimmen. Aber wissen, wie die Wahrscheinlichkeiten denn nun stehen, musst du trotzdem.

2) Natürlich geht's nicht um den einzelnen Trade (aber irgendwie dann doch wieder), sondern um die Replizierbarkeit und Gesamtheit der Trades. Aber was glaubst du, wieviel Jahre es noch braucht, bevor die Wahrscheinlichkeit eines bärischen 1. Handelstages des Jahres zu der eines bullischen bei 50:50 steht? Auch wenn es dieses Jahr so war? Wenn die Entscheidungen zu beiden anderen genannten Elemente stimmen, wird das Durchschnittsergebnis noch eine Weile positiv sein. Irgendwann wird auch das (mit einer Wahrscheinlichkeit von deutlich >50% :D ) auf 50:50 laufen, aber noch deutet es sich nicht an und bis dahin ist's noch lange hin ...

3) mit steigender Zahl an Wiederholungen haben Wahrscheinlichkeiten häufig eine Tendenz zu 50:50. Das Gesetz der großen Zahlen gilt auch an der Börse, zwar nicht direkt über die Kurse (Abhängigkeiten) sondern eher über die Marktteilnehmer. Je "einfacher" der beobachtete Effekt und je häufiger sein Auftreten, desto eher kommt's zum 50:50. Wobei mit "einfach" die Zahl der bestimmenden Variablen und deren Auffälligkeit gemeint ist. Beispiel: wenn du nur die Variable "höhere Folge-Kerze" als Bestimmende nimmst, kommst du beim Backtest ziemlich sicher in die Nähe von 50:50. Grund: kommt häufig vor, ist einfach (univariat) und auffällig.

4) ist die logische Fortführung von 1 und 3: Zu den Häufigkeiten gehört immer ein Intervall. Selbst mit dem simplen "höhere Folgekerze"-Signal hätte man im Intervall des Jahresendspurts wahrscheinlich Geld verdienen können (hab' ich aber nicht überprüft), aber eben nur in dem Intervall. Je seltener das Ereignis, desto größere Intervalle können/müssen betrachtet werden. Univariate Modelle (also simultane Berücksichtigung von nur 1 bis so ca. 3 bestimmende Variable) sind so gut wie abgegrast (d.h. alle relevanten Marktteilnehmer haben das auf dem Schirm) und geben umso weniger "Edges" her, je häufiger sie vorkommen. Multivariate Modelle (> 3 simultan berücksichtigte bestimmende Variable) haben andere Probleme, die ich jetzt nicht aufzählen mag, sonst wird's vollends 'ne Vorlesung. Kurz: die Erhöhung der Anzahl bestimmender Variabler kann eine Prognose verbessern (muss aber nicht), ändert aber z.B. nichts an den Aussagen zur prioritären Relevanz der Intervall-Bestimmung.

So, lange Rede für'n Forums-Beitrag, jetzt mal andersrum:

1) erkläre mir doch bitte mal, was du mit "statistischer Relevanz" meinst

2) du sagtest, du könntest betreffs Statistik auf substantielle Ressourcen zurückgreifen. Könntest du diese Ressourcen doch bitte mal die Signifikanz der Übereinstimmung der Verläufe (time series) von DAX, DJIA, S&P500 und Nasdaq-100 rechnen lassen und die Ergebnisse (möglichst mit Nennung der verwendeten Tests) hier einstellen lassen? Ist nicht ganz so trivial, wie ich das im (heute noch?) folgenden Beitrag hier approximativ behandelt habe, indem ich dort einfach die Frage etwas anders formuliert habe.
 
aus der Diskussion: Statistisches zum Trading
Autor (Datum des Eintrages): Pietcong  (04.01.14 15:37:45)
Beitrag: 610 von 940 (ID:46156143)
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