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Die Geopolitik wird durchaus derzeit verändert, da der Export der Opec sich in Richtung China verschiebt und in die USA hin abnimmt. Das ist militärisch durchaus interessant. Sind die USA in 10 Jahren im nahen Osten noch so präsent wie das Anfang der 2000er war? Oder sind sie dann vermehrt in Asien/Pazifik präsent(das sieht die US Politik ja sogar vor)? Und übernimmt China stückweise den "Job" der USA im nahen Osten?
Soweit ich mich erinnere, war letztes Jahr eher das Szenario "Nordamerika wird energieautark" in der Presse und stark verbreitet. Und das ist durchaus möglich, so sehe ich das. Der Verbrauch sinkt, der Output steigt. Vorallem darf man Kanada dabei nicht vergessen. Kohle wird ja jetzt schon exportiert, der Gasexport wird forciert(Terminals im Bau). Ölexport ist natürlich vorerst ausgeschlossen. Aber Eigenversorgung in 10 Jahren? Wer weiß. Fracking kommt voran (auch wenn Peak=2020/2022, Output2030>2012/2013), der Golf führt zu immer mehr Funden und reihenweise Plattformen werden derzeit errichtet, und Ölsande entwickeln sich zwar nicht so dynamisch wie Shaleoil, aber die Reserven sind extrem und es geht Stück für Stück vorwärts. Gleichzeitig, wie gesagt, fällt der Verbrauch. Wenn die alte Fahrzeugflotte (Alter 11 Jahre) erstmal durch eine neuere ersetzt wurde, gibt das auch eine ordentliche Ersparnis (ja, die Autos muss man produzieren, wie die alten auch). Dann noch die Möglichkeit LKW auf Gas umzustellen (auf Kosten von LNGexport) oder die Herstellung von GTL (erste Anlage im Bau). Wenn sich der Henry Hub langfristig irgentwo bei 5-7 Dollar einpendelt, dann ist es günstig genug für solche Vorhaben und auch ertragreich genug für ausreichende Produktion (Auch als Nebenprodukt von Shaleoil). So dumm ist dieses Szenario für mich nicht. Wenn wir noch Mexiko dazu nehmen, wo ab 2015 gefrackt (inc. Eagleford) und im Golf gedrillt wird, wie verrückt, bei ähnlicher Geologie wie im Us Golf und Us Eagleford+andere Shaleplays, dann ist es für mich mehr als wahrscheinlich, dass die geopolitische Situation 2025 ganz anders aussehen wird als derzeit. Chinas Hunger nach Öl nimmt sehr stark zu, der von Indien ggf. auch. Das Interesse an der Opec verschiebt sich und das passiert ja schon derzeit. Die USA als Erdölexporteur? Nein, das glaube ich auch nicht.

Die Grafik für die Wohnungsbeheizung ist sehr interessant, danke dafür! Ich wußte auch gar nicht, dass Gas relativ so stark ist und Öl so schwach. Eine neue interessante Information.

Nun zu der Grafik der Kurven: soll ich auch mal ein paar Kurven für die Zukunft erfinden? Evtl. lasse ich mal die Ölproduktion verfünffachen (Extrapolation von Shaleoil). Tut mir leid, aber ich kann diese Grafik einfach nicht ernst nehmen. Uns stehen mehr Ressourcen zur Verfügung als jemals zuvor, wir haben mehr Dienstleistungen und Güter auf dem Markt als jemals zuvor. Die Reserven steigen und die Produktionskosten sind noch so tief, sodass nur ein Bruchteil der Bevölkerung im Energiesektor arbeiten muss. Wir haben auch keine Vollbeschäftigung in der westlichen Welt. Die Produktivität nimmt bis zu dieser Sekunde zu. Zu sagen, dass sie ab morgen stagniert, ist ohne logische Grundlage. In vielen Regionen der Welt werden ja nicht mal Verfahren benutzt, die bei uns die Produktivität vor über 50 Jahren erhöht haben. Nicht mal Dünger und Traktoren werden überall benutzt, von neuartigen Erntedronen (kaum Verbrauch, nur Strom) ganz zu schweigen. Auch sind die Lohnstückkosten in Deutschland sehr konkurrenzfähig, obwohl die Löhne in anderen Staaten extrem viel niedriger sind. Die logische Konsequenz: unsere Produktivität ist enorm viel höher. Catch Up ist nicht ansatzweise am Ende und selbst in Deutschland steigt die Produktivität weiter auch im Bezug auf Öl. Genau wie in den USA gilt auch global: die durchschnittlidche Maschine, das durchschnittliche Auto etc. sind sehr sehr alt. Neuwertige hingegen verbrauchen deutlich weniger und jedes Jahr wird gerollt. "Do more with less" gilt nicht nur beim Fracking, sondern bei den meisten Tätigkeiten, obwohl wir nicht "less" haben, sondern Jahr für Jahr mehr Ressourcen (Öl, Gas).

Zu EE/E Autos: Wir reden über die Zukunft, nicht wahr? Ist es nicht möglich, dass der Fortschritt bei der Technik hier weitergeht und wir eines Tages zur Herstellung von eben dieser Technik überhaupt kein Öl mehr brauchen, sondern nur diese Technik? Auch hier kamen wir bis zu dieser Sekunde stets weiter, ab morgen etwa nicht mehr? Man muss nur das Speicherproblem lösen und hier arbeiten viele dran und wir sahen hier im Forum auch Links, die in Richtung langfristiger Lösung deuteten. Wäre der Tesla S vor 10 Jahren denkbar gewesen? Nein, viel zu stark, zu viel schnell und dafür sogar noch brauchbare Reichweite. Das stand in den Sternen. Billige und leistungsfähige Akkus sind heute nicht mal abwegig. E Autos brauchen viele Bauteile von konventionellen Autos nicht und sind viel wartungsärmer. Wenn die Akkus genug im Preis fallen, dann sind E Autos nicht nur vom Verbrauch günstiger. Das kann ganz schnell auch so aussehen, dass Benziner und E Autos ähnlich viel kosten und der Benziner viel mehr Wartungskosten aufweist. Für die Massentauglichkeit brauchen wir nur bessere Akkus. Das kann noch dauern, ka wieviele Jahre/Jahrzehnte, aber ich bin ziemlich sicher, dass es eines Tages funktioniert. Für die Zwischenzeit haben wir mehr als genug Öl, nicht für alle, die gerne welches hätten, aber zumindest in dem Maße wie bisher bzw. mehr.


Kurzum zu unseren Positionen:
Wir unterscheiden uns hier im Hinblick auf die Ressourcenverfügbarkeit und der Folgen, wenn der Aufwand (weiterhin) steigt. Wenn du andere Themen ansprichst, dann widerspreche ich dir sicher nicht aus Prinzip. Nur du wirst mich mit solchen Grafiken nicht überzeugen können, da sie pure qualitative Spekulation sind, deren "Logik" mit empirischen Realitäten kollidiert und die selektiv auf nur einen Faktor fokusieren.

Zu der anderen Grafik mit den Blasen: darüber reden wir ja. Den Inhalt hast du hier ja schon mehrfach verbreitet. Bisher kann die Grafik als falsch gelten. Energie ist im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten massiv teurer, trotzdem haben wir global einen höheren Lebensstandard, sogar bei den großen Verlierern, den Südländern.
 
aus der Diskussion: Peak Oil und die Folgen
Autor (Datum des Eintrages): TME90  (24.01.14 14:13:52)
Beitrag: 10,924 von 15,292 (ID:46297705)
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