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Index-Aufnahme - Kurs hoch?


Gut gelaunt - der Dax legte in der vergangenen Woche eine heiße Sohle aufs Parkett

Hohe Gewinne, einfach realisiert: Mit Spekulationen auf die Aufnahme einer Aktie in einen Markt-Index konnten Anleger in der Vergangenheit schnell Geld verdienen.
Jüngstes Beispiel: Epcos wird am 14.2. für Mannesmann in die erste Börsenliga, aufsteigen. Die Reaktion: die Aktie verbuchte an mehreren Tagen zweistellige Zuwachsraten, noch bevor die Indexkommission die Aufnahme von Epcos in den Dax verkündet hatte.
Gleiches Spiel am Neuen Markt: als die Aufnahme der Direkt Anlage Bank und von Gauss interprise in den Nemax-50 bekannt wurde, schoss der Aktienkurs der Unternehmen in die Höhe. Ein Schattendasein steht hingegen den Absteigern bevor.


Der Indexeffekt




Homepage Lehrstuhl Prof. Dr. W. Gerke

Indexeffekt nennt dies Prof. Dr. Wolfgang Gerke von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Der Bank- und Börsenwissenschaftler hat ihn in seiner Studie für den Dax 100 nachgewiesen. Fazit: Kauften Anleger Aktien von Unternehmen, vor der Aufnahme in den Index, konnten sie bislang hohe Gewinne erzielen. Und die Chancen beim Spekulieren auf diesen Effekt sind groß, denn die Indices werden regelmäßig auf ihre Zusammensetzung überprüft, und die Kriterien für die Aufnahme eines Unternehmens sind öffentlich bekannt (u.a. Marktkapitalisierung, Zahl der gehandelten Papiere). Anwärter auf einen Platz unter den einhundert deutschen Standardtiteln sind somit recht einfach auszumachen. Für 26 Werte, die während des Untersuchungszeitraums in den Dax 100 aufgenommen wurden, stellte Prof. Gerke diesen positiven Kurseffekt fest: Um durchschnittlich 14% (bereinigt um die Marktrendite) legten die Aktienkurse innerhalb von 20 Tagen von der Ankündigung bis zur tatsächlichen Aufnahme zu. In den Tagen danach ließ das Anlegerinteresse wieder nach.


Aktuelle Aufsteiger


Man darf also gespannt sein, wie sich die Aktienkurse der aktuellen Aufsteiger entwickeln werden. Dazu gehören die Baader Wertpapierhandelsbank, VCL Film+Medien und die Marktforschungesellschaft GfK. Die Titel notieren vom 20. März an im MDax.
Im SDax finden sich vom gleichen Zeitpunkt an Brau+Brunnen (fällt aus dem MDax), Gildemeister, OAR Consulting, Stada Arzneimittel und Wedeco wieder. Zum Nemax-50, dem Blue-Chip-Index des Neuen Markts, zählen demnächst auch Broad Vision, Constantin Film, Pixelpark, Ricardo.de, Evotec, Pandatel, Fantastic Corporation und Trintech Group. Und die Absteiger? Kommt für sie jetzt erst mal die Baisse? Die Aktienkurse der Unternehmen, die während der Untersuchung von Prof. Gerke aus dem Dax 100 fielen, sanken durchschnittlich um 10%. Dies bezieht sich jedoch nur auf einen Zeitraum von jeweils 20 Tagen vor und nach der Entnahme aus dem Index. Langfristig zählen, wie bei allen Werten, die fundamentalen Daten eines Unternehmens. „Letztlich sind Unternehmensnachrichten entscheidender“, bestätigt ein Händler einer Frankfurter Großbank.


Messlatte für Fondsmanager


Was den Hochspringern die Messlatte, ist den Managern von Aktienfonds der Index. Die Zusammensetzung eines Börsenbarometers gilt insofern als bedeutsam, da es von Fondsmanager als Benchmark (Messlatte) für ihren Anlageerfolg herangezogen wird. Sie versuchen eine Rendite zu erzielen, die über dem prozentualen Zuwachs eines Indices liegt. Dazu richten sie ihre Portfolios mit geringfügigen Abweichungen an der Zusammensetzung der Indices aus.



Studie über den Indexeffekt abrufbar über:
Prof. Dr. Wolfgang Gerke
Lehrstuhl für Bank- u. Börsenwesen
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Postfach 11 91 40
90101 Nürnberg

11. Februar 2000
 
aus der Diskussion: Analyse: BAADER - Geschäftsjahr 1999 und ein Ausblick
Autor (Datum des Eintrages): Goldfinger  (14.02.00 05:18:37)
Beitrag: 17 von 242 (ID:464530)
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