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Crossair muss durch das Nadelöhr Finanzen
Der Bund in delikater Situation – Maximalausbau nicht finanzierbar – Sonderkosten von bis zu 12 Mrd.Fr.







Von Beat D. Hebeisen

Die Banken haben am Dienstag mit Hochdruck an einem Finanzierungskonzept für die neue Crossair gearbeitet. Im Eidgenössischen Finanzdepartement wurde parallel dazu versucht, frühere Schätzungen der volkswirtschaftlichen Kosten genauer zu spezifizieren. Der Bundesrat verlangte diese Unterlagen, damit er am Mittwoch über ein Engagement im Rahmen der Neuausrichtung der Crossair befinden kann.

Der Finanzbedarf für die neue Airline hängt stark von der Zahl der von der Swissair übernommenen Kurz- und Langstreckenjets ab. Neueste Berechnungen zeigen, dass die von den involvierten Kreisen favorisierte Full-Scale-Variante 26/26 zu teuer wird. Der Bund müsste 1 Mrd.Fr. à fonds perdu für die Aufrechterhaltung des Swissair-Fluggeschäfts bis Ende März 2002 einschiessen und eine weitere Milliarde für anstehende Verluste der Crossair zur Verfügung stellen. Zusammen mit den bereits gesprochenen 450 Mio.Fr. wären das 2,5 Mrd.Fr. Bundeshilfe. Eine solche Summe ist politisch kaum durchzusetzen.


Hoher Kapitalbedarf


Auf dem Weg zu einer neuen Fluggesellschaft gibt es noch weitere Stolpersteine. Neben den staatlichen Zuschüssen wären weitere 1,8 Mrd.Fr. zur Rekapitalisierung der neuen Fluggesellschaft nötig. Davon haben die Banken 350 Mio.Fr. bereits in Aussicht gestellt. Woher das restliche Geld kommen soll, steht in den Sternen. Vertreter von Roche, Novartis und Swiss Re konnten sich am vergangenen Sonntag zu keinen substanziellen Zusagen durchringen. Auch andere Grossunternehmen wie Nestlé, Sulzer, Migros, Coop, Zurich Financial Services haben bereits ihr Desinteresse an einer Kapitalbeteilung signalisiert (vgl. FuW Nr. 80 vom 13. Oktober).

Crossair-Konzernleiter André Dosé vertrat noch am vergangenen Wochenende die Meinung, das Full-Scale-Modell sei aus volkswirtschaftlicher und wettbewerbsmässiger Sicht die beste Variante. Wenn die Finanzierung nicht zu Stande kommt, muss er günstigere Alternativen prüfen. Aus der Sicht des Bundes scheint eine Kapitalspritze von 1 Mrd.Fr. vertretbar zu sein. Eine Rekapitalisierung der Crossair um 800 Mio.Fr. ist realistisch.

Damit wäre eine Fluggesellschaft mit einem starken Flugnetz in Europa und wenigen Langstreckendestinationen zu finanzieren. Crossair müsste sich zudem in eine starke Allianz einbinden lassen, um die eigenen Flugzeuge durch Umsteigeverkehr zum Beispiel von American Airlines und Cathay Pacific besser auszulasten. Dieses Modell hat sich im Fall der SAS oder AUA im Verbund mit Lufthansa bewährt.

Crossair kann heute praktisch auf der grünen Wiese eine neue Airline aufbauen und profitiert dabei von günstigen Leasingraten, tieferen Pilotenlöhnen und dem gegenüber den Airbus-Flugzeugen wesentlich günstigeren Embraer-Jets. Die Risiken wären durch den Einsatz von weniger Langstreckenflugzeugen berechenbarer. Das könnte nach den Ereignissen vom 11. September entscheidend sein. Jürgen Weber, Konzernleiter von Lufthansa, bestätigte am letzten Freitag erneut, dass er in Europa nur mit dem Überleben von Lufthansa, Air France und British Airways rechnet. Er sieht die Eigenständigkeit von Iberia, KLM und Alitalia gefährdet.

Der Bundesrat muss sich vor diesem Hintergrund fragen, wieweit finanzielle Zuschüsse für eine neue Crossair zu verantworten sind. Niemand weiss, wie sich der Wettbewerb im Rahmen der absehbaren Restrukturierung entwickeln wird. Unsicherheitsfaktoren sind neben dem Konjunkturverlauf die Auswirkungen des Krieges in Afghanistan und die Gefahr weiterer Terroranschläge mit Flugzeugen.


Argument und Gegenargument


Gegen eine Crossair-Light wir oft argumentiert, es gingen Passagiere und Landerechte verloren. Im sich abzeichnenden Ausscheidungsrennen der Branche werden indes Slots auf Flughäfen bald nicht mehr Mangelware sein, und verlorene Passagiere können mit einem besseren Produkt, etwa durch Anbieten von Direktverbindungen, schnell zurückgewonnen werden.

Eine kleinere Crossair hat auch negative Folgen für die Wirtschaft. Der Flughafen Zürich würde seine Hub-Funktion als interkontinentale Flugdrehscheibe zum Teil verlieren. Crossair-Light hätte durch einen massiven Stellenabbau weitreichende negative Auswirkungen auf die schweizerische Volkswirtschaft. Szenarien von Worst Case rechnen, die Kosten von Sozialplänen eingeschlossen, mit einem negativen Einfluss von bis zu 12 Mrd.Fr. So gesehen wäre der Aufwand für eine grosse Crossair geringer. Diese Kosten zur Strukturerhaltung rechnen sich langfristig nicht. Die Schweiz verfügt gegenüber den Flugkonkurrenten nicht über spezielles Know-how, das sich auf Dauer auszahlen würde. Zusätzlich werden die Kostenvorteile der Crossair vom Wettbewerb aufgefressen.

In der Diskussion um die neue Crossair ist der Markenname mit zu berücksichtigen. Kann der Name Swissair aus juristischen Gründen nicht für die neue Fluggesellschaft verwendet werden, bräuchte es grosse Anstrengungen, um einen neuen Namen international zu positionieren. Wie wichtig eine Airline ist, welche die Botschaft Schweiz in die Welt trägt, hat Swissair bis vor kurzem dokumentiert. Die drittgrösste Branche unseres Landes, der Tourismus, hat davon profitiert.
 
aus der Diskussion: SWISSAIR, kommt von 187 € > Montag, kommt Finanzielle...........
Autor (Datum des Eintrages): Tschosef  (21.10.01 14:47:11)
Beitrag: 10 von 15 (ID:4685802)
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