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Kluge (Verzögerung)Taktik von Primacom...Pech für Liberty(?).

Was wäre wenn Telecololumbus, PC Bosch un die Anderen Level 4 Betreiber mergen würden; let`s say in eine New PC?

Nichts ist unmöglich, und Malone hat weniger Zeit als Primacom! Es sei denn er bietet für 55€/Aktie. (UPC hatte für die Aktien für 67€ bezahlt)



Kabelnetze: Brüchige Basis
Gegenwind für die amerikanischen Kabel-Invasoren Liberty und ish: Die Großabnehmer laufen weg.

Die Führungsriege von Netcologne und Bosch Telecom zog sich zu vertraulichen Gesprächen ins Dorint-Hotel am Nürburgring zurück. In unmittelbarer Nähe der Zielgeraden, wo einmal pro Jahr die Formel 1 den Sieger des Großen Preises von Europa kürt, heckten die beiden Kabel-TV-Betreiber einen besonderen Deal aus. Bosch will attraktive TV-Programme, schnelles Internet und preiswerte Telefonverbindungen für die in Köln versorgten Haushalte nicht mehr von ish, dem neuen Mehrheitseigner des Telekom-Kabelnetzes in NRW beziehen, sondern vom Citycarrier Netcologne. Tausende von Haushalten, als Kundenbestand fest im ish-Geschäftsplan verankert, gehen mit einem Schlag verloren.

Wechselgelüste auch im Großraum Düsseldorf und im Ruhrgebiet. Tele Columbus, mit über 10000 Haushalten in der Landeshauptstadt vertreten, nabelt sich ebenfalls von ish ab und sucht den Schulterschluss mit dem örtlichen Citycarrier, der Arcor-Tochter Isis. In Essen klemmte Marienfeld Multimedia die Hälfte seiner 70000 Haushalte vom ish-Netz ab und baute eigene Satellitenkopfstellen für den Empfang der TV-Signale auf. Netcologne-Geschäftsführer Werner Hanf: „In allen großen Städten regt sich Widerstand.“

So viel Gegenwind hatten David Colley, Gary Klesch und John Malone, die neuen Herren des deutschen Fernsehkabelnetzes nicht erwartet. 4,1 Milliarden Euro zahlten der US-Investor Callahan und der Brite Klesch für die Mehrheitsbeteiligung an den Kabelnetzen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen (ish) und Hessen (iesy). 5,5 Milliarden Euro will US-Kabelkönig Malone für die Übernahme in den übrigen Bundesländern zahlen. Damit – glaubten die drei – sichern sie sich den Zugang zu 20 Millionen Kabelhaushalten in Deutschland.

Gleichzeitig starten sie die größten Investitionsvorhaben in Deutschland, die es neben dem Bau der UMTS-Mobilfunknetze gibt . Rund sieben Milliarden Euro kostet in den nächsten fünf Jahren der Umbau der überalterten TV-Kabel in hochwertige Multimediaautobahnen. „Wir machen das Kabel so breit, dass auch Internet und Telefon hineinpasst“, kündigt ish-Chef David Colley in ganzseitigen Anzeigen an. Mindestens jeder vierte Kabelkunde, so der ish-Plan, soll sich für die neuen Telefon- und Internetdienste entscheiden und den Pro-Kopf-Umsatz nach oben schrauben. Sonst rechnet sich die Milliardeninvestition nicht.

Doch jetzt zeigt sich, wie tollkühn der Milliardeneinstieg ist – die Kundenbasis ist brüchig. Zwar protzen Liberty Media und ish immer noch mit zehn beziehungsweise sechs Millionen Kabelkunden. Doch nur jeder dritte besaß einen Vertrag mit der Deutschen Telekom, der jetzt auf die Nachfolger übergeht. Der große Rest, zwei Drittel aller Haushalte, wird von eher mittelständischen Kabelnetzbetreibern versorgt, die sich nach Auslaufen der Verträge mit den Telekom-Nachfolgern umorientieren können.

Die Kundenstruktur spiegelt sich auch in der Netzstruktur wider. Die Deutsche Telekom zeichnete meist nur für die Kabel bis zu den Privatgrundstücken – die so genannte Netzebene drei – verantwortlich. Auf den Privatgrundstücken (Netzebene vier) – meist von großen Wohnungsgesellschaften – leiten private Betreiber die Fernsehsignale bis in die Haushalte weiter.

Auf die Infrastruktur der drei Kabelnetzkäufer sind die privaten Betreiber weniger denn je angewiesen. In vielen Großstädten bauen Citygesellschaften wie Netcologne, Isis oder Magdeburg-City-Com alternative Glasfaserinfrastrukturen auf, die bis an die Koax-Inseln der Kabelnetzbetreiber oder Wohnungsgesellschaften heranreichen. „Der Betreiber der Netzebene drei wird zunehmend austauschbar“, beobachtet Thomas Braun, Geschäftsführer von Tele Columbus und Vorsitzender des Verbandes privater Kabelnetzbetreiber.

Liberty Media will den Abweichlern zuvorkommen. Auf der Einkaufsliste von John Malone stehen auch private Kabelnetzbetreiber wie Tele Columbus – mit 2,3 Millionen Kunden der größte unabhängige Anbieter. Zusammen mit den bereits zu Malones Einflussbereich gehörenden Anbietern UPC, Primacom und Tss, die bereits im Frühjahr einen Zusammenschluss ankündigten und sich gerade über die Bewertung der einzelnen Unternehmensteile streiten, könnte Liberty – wenn das Bundeskartellamt mitspielt – seine Kundenbasis mit einem Schlag verdoppeln.

Den Plänen der amerikanischen Kabelinvestoren wiedersetzt sich vor allem Bosch Telecom. Der mit 1,3 Millionen Haushalten fünftgrößte Kabelnetzbetreiber, der derzeit seine Netze zur Multimediaautobahn umrüstet, will nicht nur auf drei bis vier Millionen Kunden wachsen, sondern sich auch von den Netzen der drei Telekom-Nachfolgern Liberty, ish und iesy komplett lösen. „Wir haben den Ehrgeiz, unabhängig zu werden“, kündigt Werner Scheuer, Leiter des Produktbereiches Breitbandnetze, an. 400000 von Bosch versorgte Haushalte, so interne Schätzungen, sind in den nächsten zwei Jahren umschaltbar.

Besonders betroffen ist Liberty Media, die die Telekom-Kabelnetze im Hauptverbreitungsgebiet von Bosch, den neuen Bundesländern, übernehmen will. Mit dem Start von High-Speed-Internet und Telefonie in den TV-Kabelnetzen von Zwickau (50000 Haushalte), Wismar (20000), Halle (25000), Erfurt (30000) und Freiberg (20000) gehen Liberty Media allein in den Versorgungsgebieten von Bosch über 145000 Kunden verloren.

Noch heftiger ist der Kampf, der zwischen ish und Netcologne auf dem Kölner Telekommarkt tobt. Nach dem Scheitern der Übenahmeverhandlungen mit ish sucht Netcologne jetzt mit Multikabel (Fernsehen, Internet, Telefon) die Offensive. Die Folge: In keiner deutschen Stadt gibt es mehr High-Speed-Internetangebote . Bis 2005 strebt Deutschlands erfolgreichster Citycarrier, der schon 90000 Kölner zum Komplettwechsel von der Deutschen Telekom animieren konnte, einen Marktanteil von 50 Prozent bei den Kölner Kabelhaushalten an. Statt der derzeit 70000 sollen dann 200000 Haushalte direkt an das Netcologne-Netz angeschlossen sein.

Eine Schlüsselrolle spielen dabei die großen Wohnungsgesellschaften. Während ish den Hauseigentümern einen Gestattungsvertrag mit einer Laufzeit von zehn oder zwölf Jahren und dem Versprechen vorlegt, für den kostenlosen Umbau der hauseigenen Kabelnetze zu sorgen, legt Netcologne noch ein paar Mark drauf und beteiligt die Hauseigentümer am Erfolg. Als Erster entschied sich vergangene Woche die Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft am Bilderstöckchen mit 1000 Wohnungen zum Wechsel. „Drei weitere Wohnungsgesellschaften“, so Geschäftsführer Hanf, „haben die Verhandlungen aufgenommen.“

Befreiungsbestrebungen auch in anderen Städten: Im Hamburg gründeten vier große Wohnungsunternehmen die ImmoMediaNet. In Berlin steht mit dem Netzpool ein ähnliches Projekt kurz vor der Gründung. Ein Ziel, so Mitinitiator Günter Adam, Geschäftsführer der Berliner Stadt und Land Wohnbauten GmbH: das Bündeln von Marktmacht, um die Verhandlungsposition gegenüber den neuen Herren im Kabelgeschäft zu stärken.
 
aus der Diskussion: PRIMACOM THEAD 99 (LIBERTY BRAUCHT LEVEL 4)
Autor (Datum des Eintrages): alterhaase2001  (06.11.01 08:59:11)
Beitrag: 1 von 162 (ID:4804161)
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