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TECHNOLOGIESPRUNG durch Krieg

Ossi Urchs über die Auswirkungen des 11. September auf die ENTWICKLUNG DES INTERNET

Ossi Urchs ist Geschäftsführer der Web-Agentur 3w4u

WELT am SONNTAG: Herr Urchs, in welchem Ausmaß werden Terror und Krieg die Entwicklung des Internets beeinflussen?
Ossi Urchs: Da brauchen wir nur mal auf den GOLFKRIEG zurückzublicken. Hätten die USA damals das Internet nicht für die Kriegsführung benötigt, wäre es heute weniger weit entwickelt.
Auch diesmal wird ein Großteil der bewilligten rund 50 Milliarden Dollar an Nothilfen und Subventionen in den IT-SEKTOR fließen und damit TECHNOLOGIESPRÜNGE begünstigen.

WamS: Wo werden dabei die Schwerpunkte liegen?

Urchs: Auch im Internet dreht sich zurzeit vieles um die SICHERHEIT. Beim aktuellen Angriff auf Afghanistan zum Beispiel muss die Kommunikation verschlüsselt und gesichert werden. Der Stellenwert der Technologie für die Kriegsführung lässt sich ja schon daraus ersehen, dass eine Firma wie Check Point der israelischen Militärforschung entstammt. Dinge wie Internet-Telefone oder DRAHTLOSES INTERNET sind auch bei militärischen Aktionen inzwischen überlebenswichtige Hilfsmittel. Es geht aber auch um Methoden, an die Terroristen heranzukommen, ihre Netzwerke zu knacken, ihre Kommunikation abzuhören. Denn die läuft bereits zu einem Großteil über das Web ab.

WamS: Was ändert sich, abgesehen von der Technologie?

Urchs: Wie schnell die Dinge jetzt in Gang kommen, zeigt die Tatsache, dass in den USA schon kurz nach dem Anschlag das Scannen von E-Mails durch Internet-Provider wie AOL eingeführt wurde. Dieser Vorstoß hatte zuvor drei Jahre lang keine Chance gehabt. Auch in Deutschland werden die Anti-Terror-Pakete in puncto Sicherheit im Internet vermutlich noch einiges in Bewegung setzen.

WamS: Wie sind die kurzfristigen Auswirkungen der Anschläge zu werten?

Urchs: Obwohl da nicht so viel drüber geredet wird: Das Ausmaß der Zerstörungen in New York war so groß, dass die ANSCHLÄGE SELBST FÜR EINEN IT-BOOM SORGEN. Und beim Wiederaufbau der INFRASTRUKTUR wird natürlich die neueste Technologie gewählt, statt Kupferkabeln werden zum Beispiel gleich Glasfaserverbindungen gewählt.

WamS: Welche Branchen können im Gefolge der Anschläge mit neuen Aufträgen rechnen?

Urchs: Die NETZWERK- UND TELEKOMAUSRÜSTER, aber auch DATENSPEICHERPRODUZENTEN und die Anbieter von SICHERHEITSSOFTWARE für Computersysteme und Netzwerke.

welt.de, 4.11.01
 
aus der Diskussion: 06.11.01: US-Zinsentscheidung - Greenspan gibt der Nachwelt einen Trümmerhaufen
Autor (Datum des Eintrages): nasdaq10.000  (06.11.01 13:32:45)
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