Fenster schließen  |  Fenster drucken

Aus der FTD vom 9.11.2001 http://www.ftd.de/liberty
Libertys Kabelpläne werden durch Kartellverfahren gefährdet
Von Lutz Meier, Berlin, und Guido Warlimont, Hamburg

Der US-Konzern Liberty-Media, der künftig den größten Teil der Fernsehkabelnetze der Deutschen Telekom kontrolliert, muss damit rechnen, bei seinem Vorhaben vom Bundeskartellamt erheblich eingeschränkt zu werden.

Die Behörde prüft derzeit den Zusammenschluss zweier weiterer Kabelnetzbetreiber, der Firmen Primacom und der deutschen Tochter des niederländischen Kabelkonzerns UPC, die eine Fusion planen. Diesem Zusammenschluss steht das Amt bereits kritisch gegenüber. Sollte es ihn untersagen, stünde auch das Geschäftsmodell von Liberty in Frage.

Primacom und UPC hätten bislang auf eine Abmahnung des Kartellamts von Ende August nicht reagiert, bestätigten am Donnerstag Verantwortliche der Behörde. Wenn die beiden Partner nicht in kurzer Zeit neue Argumente vorlegten, müsste die Fusion untersagt werden - die Entscheidungsfrist des Kartellamts wurde bereits mehrfach verlängert. Eine solche Untersagung würde wahrscheinlich auch Liberty betreffen - das an UPC beteiligt ist.



Unruhe im Kartellamt


Denn Liberty plant, sich zusätzlich zu den Verbreitungsnetzen (der so genannten Netzebene 3) verstärkt in die Zuleitungen zu den Kunden einzukaufen (die Netzebene 4), die bislang noch oft von mittelständischen Firmen betrieben werden. Eine Konzentration auf diesem Markt würde auch das Vorhaben von UPC und Primacom auslösen, was das Kartellamt beunruhigt.


Berater von Liberty betrachten das UPC/Primacom-Verfahren deswegen schon seit längerem mit Argusaugen. Würde das Kartellamt hier die kleinteiligen Strukturen auf der Netzebene 4 für sakrosankt erklären, hätte auch Liberty mit seinen Aufkaufplänen keine Chance. "Wenn wir die Märkte so abgrenzen, werden wir sie im Liberty-Fall nicht anders abgrenzen", sagt ein Kartellbeamter. Ohne die Möglichkeit, auf der Netzebene 4 zu expandieren, könnte Liberty wahrscheinlich aus dem Vertag mit der Telekom wieder aussteigen.


Aber noch muss der US-Investor nicht aufgeben. Erstens versichert Primacom, man werde die verlangten Unterlagen nachreichen. Die Verzögerung habe nur damit zu tun, dass die Konzerne ihre Fusion zunächst verschoben hatten. Ein Sprecher sagte, man stehe im Kontakt mit dem Kartellamt. Es solle dargelegt werden, dass UPC und Primacom gemeinsam ihre Kabelnetze aufrüsten wollten. Dann würden Konkurrenzangebote zur Telekom für das Telefonieren und den Internetzugang möglich. "Dem Kartellamt muss dargestellt werden, wo Wettbewerb geschaffen wird", sagte der Sprecher. In diesem Fall könnte das Kartellamt wegen der so genannten "Abwägungsklausel" im Kartellrecht das Geschäft trotz seiner wettbewerbsmindernden Auswirkung in einem anderen Markt erlauben. Einige Kartellbeamte sind hierzu offenbar unter Umständen bereit.


Auf jene Klausel hofft auch Liberty in seinem Verfahren. Der Konzern argumentiert, nur mit beiden Netzebenen in einer Hand sie das Kabelgeschäft wirtschaftlich zu betreiben.



© 2001 Financial Times Deutschland

Quelle:http://www.ftd.de/tm/me/FTDGQEI3STC.html?nv=hptn

Ciao Kamischke
 
aus der Diskussion: PRIMACOM THEAD 99 (LIBERTY BRAUCHT LEVEL 4)
Autor (Datum des Eintrages): kamischke  (08.11.01 22:28:37)
Beitrag: 28 von 162 (ID:4837082)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE