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Dienstag, 13. November 2001
Taliban räumen Kandahar

US-Kommando bei Kabul gelandet
Ein US-Spezialkommando ist am Dienstag nach Angaben des TV-Senders Al Dschasira auf dem Militärstützpunkt Baghram nahe der afghanischen Hauptstadt Kabul gelandet. Der Sender berichtete weiter, die Nordallianz habe erklärt, sie wolle nach dem Einmarsch in Kabul nicht die Macht an sich reißen. Die Nordallianz werde nicht versuchen, das Land alleine zu regieren.

Berichte über Räumung von Kabul
Unterdessen sollen die Taliban damit begonnen haben, ihre Hochburg Kandahar im Süden Afghanistans zu räumen. Mit Ausnahme uniformierter Milizpolizisten hätten die Taliban-Truppen Kandahar verlassen, teilte ein Bewohner der Stadt am Dienstag nach einer Meldung der Nachrichtenagentur AP mit. In der Bevölkerung werde vermutet, dass sich die Taliban in die Berge zurückziehen wollten, um dort den Guerillakrieg aufzunehmen.
Die Nordallianz meldete am Dienstag auch die Eroberung des Flughafens von Kandahar. Dies hätten mehrere Stammesführer gemeldet. Die Taliban bestritten dies jedoch. Ein Nordallianz-Sprecher sagte, Kandahar werde bald fallen.

Vorrücken auf Dschalalabad
Die afghanische Nachrichtenagentur AIP meldete, die Nordallianz bewege sich auch auf Dschalalabad im Osten des Landes zu. Auch diese Stadt gilt als Hochburg der Taliban. Mehrere Lager des Terroristenführers Osama bin Laden sollen sich in unmittelbarer Nähe der Stadt befinden.

Freudenkundgebungen und Plünderungen in Kabul
Aus Kabul wurden am Morgen sowohl Freudenkundgebungen als auch Plünderungen gemeldet. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters trafen am Dienstagmorgen der Außen- und der Verteidigungsminister der Nordallianz-Regierung in der afghanischen Hauptstadt ein.
Den Ministern in ihrem schwarzen Landcruiser folgte eine Abteilung Militärpolizei sowie hunderte von Soldaten, berichtet Reuters. Ein Sprecher der Nordallianz sagte, der allergrößte Teil der Einheiten befinde sich noch außerhalb der Stadt. Sie hätten keine Erlaubnis, einzumarschieren.
Wie die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP meldete, richtete die Nordallianz inzwischen einen Sicherungsring rund um Kabul ein. In drei Städten im Westen, Osten und Süden der Hauptstadt patrouillierten Kämpfer der oppositionellen Miliz.

"USA sollen für Sicherheit sorgen"
UN-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson forderte die USA und Großbritannien auf, für die Sicherheit der Menschen in den von der Nordallianz eroberten Städten zu sorgen. In den vergangenen Jahren sei es beim wiederholten Wechsel der Städte zwischen den Fronten immer wieder zu schrecklichen Massakern an Zivilisten, Vergewaltigungen und Zerstörungen gekommen, sagte sie in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi.

Shelter-Now-Mitarbeiter verschleppt
Aus Kabul berichteten Anwohner, aus den Gefängnissen der Stadt seien einige Häftlinge ausgebrochen. Die Taliban-Wachmannschaften hätten ihre Posten in den Haftanstalten offenbar ebenfalls aufgegeben. Zeugenberichten zufolge nahmen die Taliban die acht wegen christlicher Missionierung angeklagten Shelter-Now-Mitarbeiter bei ihrem Abzug mit. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, es gehe diesen "Gerüchten" nach.

Büro von Al Dschasira bombardiert
Ein US-Kampfflugzeug hat in der Nacht zum Dienstag nach Angaben von Al Dschasira das Kabuler Büro des Senders bombardiert. Der Korrespondent von Al Dschasira in Kandahar sagte, zum Zeitpunkt der Bombardierung habe sich kein Mitarbeiter des Senders in dem Büro aufgehalten.



 
aus der Diskussion: Afghanistan ist eingekreist - die militärische Lage im Krisengebiet
Autor (Datum des Eintrages): BGTrading  (13.11.01 11:29:06)
Beitrag: 18 von 18 (ID:4867199)
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