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`gott sieht alles` sagten die streng gläubigen eltern meines freundes immer zu ihm. es fehlt nicht viel, dies als drohung aufzufassen, wenn man mal nicht gläubig ist. gott sitzt aber zu hause vor dem fernseher und schaut dingen zu, die niemals so ablaufen würden, wüßten die am geschehen beteiligten, bspw. in einem gewöhnlichen fernsehfilm, dass sie von ihm beobachtet werden. eine einfache rechnung, die aber sehr erstaunlich ist. das ist täuschung in ihrer vollendetsten form. gewollte täuschung, notwendige täuschung. war der süße apfel am baum der erkenntnis, vielleicht sauer? etwa so sauer, dass man sich nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass man sich nicht selbst betrügen kann und sich nicht einreden kann, der apfel wäre süß? tatsächlich so sauer?
gott zieht stattdessen in die wohnzimmer und in die privatsphären ein, wobei die meinungsmacher entweder hinter der kamera stehen, wie bei den daily soaps oder vor der kamera, wie bei den immer mehr verflachenden talkshows. was gott haben will, soll er bekommen. wenn er bilder bekommen will, soll er bilder bekommenm, wenn er buchstaben und worte haben will, soll er buchstaben worte bekommen und wenn er zahlen haben will, soll er zahlen bekommen.
wie kommt man `gott` auf die spur?
gibt es gleichnisse? kann man das sehen sehen?
ein experiment:
ein mann sitzt vor einem bildschirm und sieht hinein. eine kamera filmt ihn bei dieser tätigkeit. das aufgenommene bild wird auf eben jenem bildschirm gezeigt. der mann sieht sich selbst sitzen. wer aber sieht den mann sitzen? das vorstellungsvermögen wird beansprucht: an exakt der stelle unseres vorstellungsvermögens installieren wir eine kamera, von der aus wir uns dieses experiment vorstellen. können wir uns das noch vorstellen? wenn ja, auch dort eine kamera installieren. und so weiter ad infinitum.
ergebnis? das unendliche bild eines gottes, der sich selbst beobachtet, bei der tätigkeit sich selbst zu beobachten.
anaologie?
zwei gegenübergestellte spiegel, in die man mit teleskopen hineinschaut. auch hier verjüngungseffekte, da die übertragung von licht nur mit endlicher geschwindigkeit voranschreitet und die von daten von der des lichts nach oben begrenzt ist. also noch mehr verjüngung.
gestalten in solchen zeitlichen korridoren fühlen die zeit, sind aber selbst zeitlos. der flur wird länger mit weniger zeit und endlos ohne zeit. was nach unten fällt, fällt. und was nach oben fällt, fällt auch nach unten. überall ist unten, wenn man erkannt hat, dass das `oben` eine erfindung des kopfes ist, nur weil der sich oben wähnt. warum ist auch klar: andernfalls würde es ihm schwindlig werden.
 
aus der Diskussion: Met@boxismus - Hypothesen zur Freien Marktverweigerung
Autor (Datum des Eintrages): bIockweise  (15.11.01 15:29:59)
Beitrag: 13 von 55 (ID:4891224)
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