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Liberty will bei Bezahlsender Premiere einsteigen
15 November 2001 17:51 CET

Hamburg (Reuters) - Der US-Kabelnetzbetreiber Liberty Media will Anteile an dem Kirch-Bezahlsender Premiere World von Rupert Murdochs Medienkonzern News Corpübernehmen. Die Gespräche zwischen Liberty und News Corp stünden kurz vor dem Abschluss, bestätigte ein Liberty-Sprecher auf Anfrage Angaben aus Unternehmenskreisen. Aus Branchenkreisen verlautete jedoch, die Kirch-Gruppe müsse der Anteilsübernahme zustimmen und sei nicht begeistert von den Einstiegsplänen von Liberty Media. Ein Kirch-Sprecher bestätigte Gespräche mit Liberty über eine Kooperation im Fernsehbereich. Eine mögliche Beteiligung von Liberty an Premiere sei auch angesprochen worden, stehe für Kirch aber nicht im Vordergrund.

Der Kabelnetzbetreiber wolle sich mit der Beteiligung an Premiere einen besseren Zugang zum Programm-Archiv der Kirch-Gruppe erschließen, hieß es in den Liberty-Kreisen weiter. Eine weitere Beteiligung an der Kirch-Gruppe sei nicht beabsichtigt. Liberty hatte im Sommer vorbehaltlich kartellrechtlicher Genehmigung sechs regionale Kabelnetze von der Deutschen Telekom übernommen, die Liberty für digitales Multimedia-Fernsehen aufrüsten will. Kunden soll dann eine Vielzahl von Kanälen und der Internet-Zugang über den Fernseher angeboten werden.

In Branchenkreisen hieß es, ein Einstieg des Kabelbetreibers Liberty bei einem Inhalteanbieter werfe wahrscheinlich kartellrechtliche Probleme auf. Das Bundeskartellamt teilte mit, es liege noch keine Anmeldung vor. Deshalb sei es zu früh, einen möglichen Einstieg von Liberty bei Premiere zu kommentieren.

In den Liberty-Kreisen hieß es weiter, am Donnerstag sei ein Gespräch von Liberty-Chef John Malone mit dem Münchener Medienmogul Leo Kirch in Berlin "konstruktiv" verlaufen. Das US-Unternehmen gehe deshalb davon aus, dass es zu einer Kooperation mit Kirch komme. Ein Kirch-Sprecher bestätigte Gespräche zwischen Kirch und Malone über "Möglichkeiten der Kooperation im Free- und PayTV". Malone habe in diesem Gespräch auch eine mögliche Beteiligung an Premiere World angesprochen. "Für Kirch steht das aber nicht im Vordergrund." Die Gespräche mit Liberty Media, die bisher sehr konstruktiv verlaufen seien, würden fortgesetzt.

News Corp hält über die britische Tochter BSkyB 22 Prozent an Premiere World. BSkyB lehnte einen Kommentar zu einer möglichen Übertragung der Anteile auf Liberty ab. Malone ist seit langem Geschäftspartner von Murdoch und besitzt 18 Prozent der News-Corp-Anteile. News Corp hält wiederum 36 Prozent an der britischen Kabel-Fernsehgesellschaft BSkyB, die kürzlich eine Überprüfung ihrer Beteiligung an dem defizitären Kirch-Bezahlfernsehen angekündigt hatte. BSkyB hatte im Dezember 1999 1,5 Milliarden Euro in bar und Aktien für den 22-Prozent-Anteil an Premiere bezahlt. Im dritten Quartal 2002 kann BSkyB von Kirch einen Rückkauf der Anteile verlangen.

Die Kirch-Gruppe hatte mehrere Milliarden Mark in den Aufbau des Abo-Fernsehens in Deutschland gesteckt. Premiere ist mit derzeit 2,4 Millionen Abonnenten aber hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Eine Anteilsübernahme durch Liberty wäre generell positiv für Kirch, sagte BHF-Bank-Analyst Roland Pfänder. Damit verschwände das Damokles-Schwert, das über der Kirch-Gruppe schwebe. "Kirch müsse dann nicht diese abnormen Summen, die im Raum standen, in Cash aufbringen." Auch eine Kooperation zwischen Kirch und Liberty wäre nach Ansicht Pfänders positiv für Kirch. "Kirch bekommt als größter Lizenzhändler damit Zugang zu den Distributionskanälen", sagte Pfänder.

Analysten in London wiesen daraufhin, dass Premiere in Deutschland bisher keinen Erfolg habe. Eine Kooperation mit Liberty sei zwar zum Vorteil von Kirch, weil er sich so die Distributionswege sichere, hieß es bei Analysten. Aber der Nutzen für Liberty sei unklar. Bezahlfernsehen werde es auch in Zukunft schwer in Deutschland haben, weil die Konkurrenz durch das frei empfangbare Fernsehen groß sei. Ein Londoner Investmentbanker sagte: "Malone macht das, was er auch in den USA gemacht hat: Erst den Distributionskanal kaufen und dann schauen, dass vorne auch sein Content reinkommt."

http://www.reuters.de/news_article.jhtml?type=internetnews&S…
 
aus der Diskussion: Metabox -- LIBERTY MEDIA ICH GLAUBE "JA""
Autor (Datum des Eintrages): Psychohexe  (15.11.01 18:34:08)
Beitrag: 67 von 73 (ID:4893512)
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