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aus dem ConSors-Board kopiert !!!!!!!!!!!


1) Antikörpertherapie mit monoklonalen Antikörpern ist NICHTS Neues. Das probiert man schon seit über 10 Jahren !! Bisher ist es KAUM einem gelungen, monoklonale Antikörper in der Tumortherapie einzusetzen. Die Tatsache, daß die Antikörper die Zellen IN DER ZELLKULTUR abtöten IST nicht außergewöhnlich und alles andere als neu. Die Anwendung in vivo ist aber etwas ganz anderes.
2) Bekannte Probleme der Tumor-Immuntherapie sind die sogenannten tumor-escape-mechanisms. Dazu gehört unter anderem das sogenannte Antigeneshift: d.h. Tumore verändern ständig ihr Aussehen. Aus diesem Grund sind sie sehr schwer für das Immunsystem zu erreichen. Bei der Anwendung von monoklonalen Antikörpern besteht das selbe Problem. Die Tumore entziehen sich auf die Dauer (durch ganz normale Selektionsmechanismen), die Antikörper werden uneffektiv.

3) Tatsächlich gibt es für bestimmte Tumorarten eine Art von common antigenes, die relativ unbhängig vom Individuum sind. Man könnte also dererlei Antikörper durchaus für mehrere Patienten verwenden und muß nicht für jeden Patienten einen eigenen Antikörper herstellen. In der Praxis machen aber gerade diese "common antigenes" große Probleme, da es sich bei ihnen fast durch die Reihe um sogenannte tumorassoziierte Antigene handelt. D.h. die Antigene sind zwar hauptsächlich auf den Tumorzellen. Man findet sie aber auch auf anderen Zellen, die dann von den AKs ebenfalls "angegangen" werden. Das wiederum hat zur Folge, daß eine ganze Reihe an ausgeprägten Nebenwirkungen auftreten können, die die Anwendung solcherlei Antikörper in vivo unmöglich machen.

4) Tatsächlich dauert es in D nicht nur 6-8 Jahre bis ein Medikament auf den Markt kommt, sondern 10-15 Jahre.

Fazit:
1) der medizinische Bereich der Tumorimmunologie ist bereits an die 40 Jahre alt (in den Grundgedanken geht es sogar auf Paul Ehrlich Anfang des Jahrhunderts zurück). Bisher sind die Erfolge im Therapiebereich äußerst mäßig. Nahezu alle bisher entwickelten Therapieschematas auf Antikörperbasis waren im Endeffekt nur mäßig erfolgreich. Meines Wissens gibt es im Moment nur 1-2 Antikörper besierte Therapieschematas, die es bisher bis in die klin. Studie "geschafft" haben (dazu gehören z.B. der HER/2 neu Antikörper "Herceptin" bei der Therpie des Nephroblastoms)
2) seit mehr als 10 Jahren wird in diesem Bereich intensivst geforscht. Es gibt wohl kaum ein hämatologisch/onkologisches Forschungslabor, daß nicht zumindestens irgendwann, mit monoklonalen AKs experimentiert hat. Nahezu ALLE großen Pharmafirmen beschäftigen sich damit seit JAHREN.
3) die bekannt gegebenen Antikörper wirken in der Zellkultur, was soviel wie gar nichts heißt. Es ist damit zu rechnen, daß von 100 Antikörpern max. 1-2 auch in vivo angewendet werden können (höchstens). Von der klinischen Anwendbarkeit möchte ich gar nicht sprechen !

Effektiv halte ich Morphosys für völlig überbewertet. Ein realistischer Kurs wäre (selbst nach NM Maßstäben) bei unter 100 Euro zu sehen. Das gewisse Analysten in absoluter Inkompetenz der biotechnologischen Grundlagen, das Potential allein durch den Vergleich mit Unternehemen in den USA vollständig unrealistische Kurse ansetzen halte ich für skandalös.
Sven

P.S.: leider ist es mir unmöglich in diesem thread noch tiefer in die Materie einzusteigen. Ich bin aber bei Rückfragen gerne bereit auf spezifische Fragen einzugehen
 
aus der Diskussion: Brief an 3Sat-Börse...
Autor (Datum des Eintrages): Graph  (20.02.00 18:12:00)
Beitrag: 15 von 22 (ID:491415)
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