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Da muss ich mich doch glatt auch mal wieder melden. Ich finde die Diskussion hier offen gesagt erschreckend.

Konsensfähig dürfte sein, dass das menschliche Handeln (in welchem Umfang auch immer) klimarelevant ist, und das CO2, Methan et al. klimawirksame Gase sind. Konsensfähig dürfte auch sein, dass es natürliche Klimafaktoren gibt. Und konsensfähig dürfte schließlich sein, dass die Vorhersagen über eine mögliche Erwärmung der Atmosphäre mit großer Unsicherheit behaftet sind, Politiker Interesse an Macht haben, Forscher meist in öffentlich finanzierten Institutionen arbeiten, auch nur Menschen sind und die bisherigen Versuche, z.B. den CO2-Ausstoß einzudämmen, ziemlich erfolglos waren. Und, last but not least, dass die Masse nicht immer recht hat, sollte auch Konsens sein. Und – vielleicht – ist es auch Konsens, dass in der Presse eine mehr oder weniger diffuse“Grundmeinung“ vorherrscht.

Das alles taugt aber nicht als Beleg, der menschliche Einfluss sei entgegen der überwiegenden Meinung der Wissenschaft zu vernachlässigen.

Natürlich ist die Politik nicht immer mit Fachwissen gesegnet, wollen Politiker wieder gewählt werden und können der einen oder anderen Einflüsterung nicht entgehen - aber im Vergleich zu Automobil-, Stahlindustrie, Maschinenbau und Energieversorgern et al. sind Dämmstoff- und Solarpanelproduzenten marginal. Und ein „weiter so“ wäre immer einfacher als fundamentale Änderungen – Gründe für Steuererhöhungen findet man auch anderswo. Und natürlich können Wissenschaftler irren und folgen oft auch einer Mehrheitsmeinung (nur die war bestimmt historisch nicht, dass es einen menschgemachten Klimawandel gebe).

Aber losgelöst davon und viel wichtiger: Mit der Argumentation, die hier gegen einen signifikanten durch den Menschen verursachten Klimawandel angeführt wird, kann man analog auch begründen, weshalb
- der Kreationismus
- die biologische Aktivierung von Leitungswasser durch energetische Verwirbelungen
- die Landung von Außerirdischen in Roswell
eigentlich richtig sein sollten (gegen alle wehrt sich nämlich das „Establishment“). Ja, und die Amerikaner sind auch nicht auf dem Mond gelandet.

Kurz gesagt: Eine von der Mehrheit abweichende Meinung zu haben, ist kein Qualitätsmerkmal an sich, erst recht nicht im wissenschaftlichen Umfeld. Und wenn die Politik eine wissenschaftliche Lehrmeinung aufgreift, ist das auch noch kein erschreckendes Warnsignal.

Und solange man nicht selbst Klimaforscher mit anders lautender Meinung ist, erscheint es doch höchst plausibel, die Mehrheitsmeinung der Forschung als wahrscheinlich richtig anzusehen – eine Restskepsis schadet dabei natürlich nicht. Und es wäre plausibel, beim Thema Klima risikoavers zu agieren (das freilich wird wohl nicht passieren).

Man wird natürlich letztlich erst ex post wissen, ob a) die Klimaprognosen eingetreten sind und b) (eventuell) auch die Begründung derselben korrekt sind.

Die gute Nachricht: Für den Anlageerfolg bis 2040 dürfte das aber alles gefühlt keinen großen Einfluss haben.
 
aus der Diskussion: Gewinnerbranchen der Jahre 2006 bis 2040
Autor (Datum des Eintrages): Stromgegner  (16.03.15 22:38:46)
Beitrag: 78,029 von 94,068 (ID:49346132)
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