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Dieser Thread ist allen Horroszenarien gewidmet, die das Ende der Menschheit bedeuten können/werden. Ergänzungen sind willkommen.

Mein erster Beitrag beschäftigt sich mit einem sehr wahrscheinlichen Szenario in näherer Zukunft (zumindest in geologischen Zeitspannen :D)





Yellowstone-Nationalpark


Der Tag, an dem es Feuer regnet

Unter dem amerikanischen Naturschutzgebiet soll ein Supervulkan von gewaltiger Größe schlummern. Ein Ausbruch könnte weltweit katastrophale Folgen haben

Claus-Peter Sesin

In ihren Vorwarnungen künden Vulkanologen von großem Schrecken: Weltweit werde der Knall der Eruption zu hören sein, pechschwarzer Regen gehe nieder, ganze Landstriche erstickten in Asche. Zehntausende Menschen würden unter Glut und Gesteinsbrocken begraben, Unzählige verhungerten infolge der Mißernten. Europa würde zur Eiswüste.
Die Szenerie ist keine Ausgeburt der Forscherphantasie, sondern eine konkrete Gefahr: Ein Vulkan unter dem amerikanischen Yellowstone Nationalpark droht in einer gewaltigen Explosion - deren Wucht einem Asteroideneinschlag gleichkommt - ein Inferno zu entfachen. "Die Frage ist nicht ,ob`, sondern ,wann`", bringt Michael Rampino von der New-York-Universität den Wissensstand auf den Punkt.

Gewöhnliche Vulkane, von denen weltweit jährlich rund 50 ausbrechen, sind weithin an ihren kegelförmigen Kuppen zu erkennen: Meist dringt vergleichsweise dünnflüssiges Magma die Erdkruste und den Vulkanschlot empor, rinnt als Lava die Hänge hinab, erkaltet und lässt den Vulkan so bei jeder Eruption weiter wachsen.

Die raren und nur sehr selten explodierenden "Supervulkane" hingegen bleiben selbst dem Kennerauge oft verborgen. Statt Kuppen bilden sie ausgedehnte Calderen - kesselförmige Täler in der Landschaft. Darunter köchelt eine riesige Magmakammer, mehr oder minder gefüllt mit einer zähflüssigen Mischung aus Magma und von dieser aufgeschmolzener Erdkruste. Der Weg nach oben ist verschlossen. Da von unten ständig frisches Magma nachströmt, baut sich - über Hunderttausende von Jahren - ein immenser Druck auf, der durch im Gesteinsbrei gefangene, stark komprimierte Gase noch verstärkt wird.

Die Magmakammer gleicht einem überhitzten Dampfkochtopf. Irgendwann zermürben ständige Erdbeben den darüber liegenden Erdkrusten-Deckel - er wird undicht. Schlagartig strömen die heißen Gase nach oben und reißen Magma und die Erdkruste mit sich. "Gigantische Materialmengen - rund 10 000 mal mehr als beim Ausbruch des Mount St. Helens im Jahre 1980 - würden bis zu 50 Kilometer in die Höhe geschleudert", beschreibt Robert Christiansen, Vulkanologe vom U. S. Geological Survey, die Eruption.

Bereits Mitte der sechziger Jahre hatte Christiansen Gesteinsproben aus dem Yellowstone-Nationalpark untersucht. Viele bestanden aus komprimierter Asche. Einen erloschenen Vulkan oder eine Caldera konnte der Forscher jedoch nicht entdecken. Ende der achtziger Jahre kam ihm die Nasa zu Hilfe, die bei einem Flug über den Yellowstone-Park eine Infrarotkamera für Mondaufnahmen testete. Auf den Fotos wurde Christiansen fündig. Die Caldera war einfach zu groß, um sie am Boden zu erkennen: "Ein enormes Gebilde, 70 Kilometer lang und 30 breit. "Ein Supervulkan, der zu den weltweit größten zählt."

Bei weiteren Feldstudien entdeckte Christiansen drei unterschiedliche Ascheschichten. Laboruntersuchungen ergaben, dass sie rund zwei Millionen Jahre, 1,3 Millionen Jahre und 630 000 Jahre alt sind. Der Supervulkan, schloß der Forscher, bricht also in einem regelmäßigen Zyklus aus - etwa alle 600 000 Jahre. Und der nächste Ausbruch? "Es könnte jeden Moment passieren. 1959 hat der Deckel über der Magmakammer einem schweren Erdbeben der Stärke 7,5 zum Glück noch standgehalten."

Dass der vulkanische Riese unter dem Park sich regt, ja geradezu "atmet", bestätigt auch Robert Smith von der Universität von Utah. Er vermaß an mehreren Stellen die Bodenhöhe über dem Meeresspiegel und verglich die Ergebnisse mit anderen aus dem Jahre 1923. Ergebnis: In der Mitte der Caldera ist der Boden seitdem um 74 Zentimeter in die Höhe gewachsen. Gleichzeitig ist er an den Rändern abgesackt, wie ein überflutetes Bootsdock am Südufer des Yellowstone Lake verriet.

Eine 50 Kilometer lange Lava-Kammer

Da die Magmakammer acht Kilometer tief unter dem Park liegt, können die Forscher sie nur indirekt erkunden - mit Hilfe von 22 im Park aufgestellten hochempfindlichen Seismographen, die weltweit nahezu sämtliche Beben zu registrieren vermögen. Bei der Auswertung der Daten machten sich die Forscher zunutze, dass sich Erdbebenwellen in festem Gestein schneller ausbreiten als in flüssigem. Die unterschiedlichen von den Seismographen registrierten Laufzeiten verrieten die Größe der Magmakammer: Sie ist etwa 40 bis 50 Kilometer lang, 20 Kilometer breit und 10 Kilometer dick - wahrlich ein "Gigant". Zudem melden die Seismographen, wenn sich im Deckel über der Magmakammer neue Brüche auftun.

Weit schwieriger indes ist es, den Zeitpunkt oder die Folgen einer Eruption abzuschätzen. "Die Vorzeichen kennen wir nicht, weil wir keine Erfahrungswerte haben. Wissenschaftler konnten bislang noch keinen Supervulkan-Ausbruch beobachten", sagt Smith. "Wir glauben jedoch, dass sich der große Knall mit kleineren Eruptionen ankündigt", ergänzt Steven Brantley, Vulkanspezialist am Hawaii-Observatorium des U. S. Geological Survey. "Erdbeben sowie Schwefel- und Gas-Eruptionen dürften sich häufen, und der Parkboden über der Magmakammer würde rasch anschwellen."

Der letzte schwere Supervulkan-Ausbruch ereignete sich vor rund 74 000 Jahren auf der Insel Sumatra. Von der Mega-Eruption des "Toba" zeugt noch heute eine 100 Kilometer lange und 60 Kilometer breite, mit einem See gefüllte Caldera. 3000 Kubikkilometer Material wurden in die Luft geschleudert. Noch 2500 Kilometer von der Ausbruchsstelle entfernt fand Rampino eine 35 Zentimeter dicke, stark schwefelhalte Ascheschicht. Damals, errechnete der Forscher, sank die Durchschnittstemperatur auf der Erde um fünf Grad Celsius, in äquatorfernen Breiten wie in Europa sogar um 15 Grad. "Die Folgen für das Wachstum der Pflanzen und das Leben in den Ozeanen müssen katastrophal gewesen sein."

Auch für die damals lebenden Menschen muss der Ausbruch schlimme Folgen gehabt haben. Genetiker fanden Hinweise darauf, dass die Erdbevölkerung dezimiert wurde. Schlüssel der Studien ist die Erbsubstanz der Mitochondrien, der "Kraftwerke" der menschlichen Zellen. Sie ist bei allen heute lebenden Menschen auffallend ähnlich. Daraus schließen manche Forscher, dass wir alle Nachfahren von Überlebenden der Toba-Eruption sein müssen. Der damalige "Flaschenhals" in der Welt-Population habe die genetische Vielfalt deutlich reduziert.

Würde sich das Ereignis im Yellowstone-Park wiederholen, könnte der schlafende Gigant bei seinem Erwachen möglicherweise Millionen in den Tod reißen. Der Menschheit indes bliebe nichts anderes übrig, dies als Schicksal hinzunehmen: "Ein Wundermittel gegen Supervulkan-Eruptionen ist nicht in Sicht", sagt der Geologe Bradley.

 
aus der Diskussion: Bereit für die Apokalypse?
Autor (Datum des Eintrages): TylersSchatten  (27.11.01 20:53:46)
Beitrag: 1 von 31 (ID:4987377)
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