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Aktie im Blickpunkt 28.11.2001, 08:16
Scholz & Friends - Einiges vorweggenommen
Unbeeindruckt vom konjunkturellen Umfeld ging Scholz & Friends an die Börse. Denn beim „Cold IPO“ – der Übernahme eines börsennotierten Unternehmens – mußte man sich keine Sorgen über die Plazierung der Aktien machen. Doch welche Chancen hat die Aktie?

Scholz & Friends ist mit einem 2000er Honorarumsatz von 68,2 Mio. Euro (455 Mio. Euro Werbeetats) die siebtgrößte Werbeagentur der Republik. Das Unternehmen notiert seit Montag am Geregelten Markt. Zu diesem Zweck wurde die zuvor am Neuen Markt notierte United Visions Entertainment AG übernommen. Im Fachjargon wird dies „Cold IPO“ genannt. Die Börsennotiz von United Visions ist am Freitag abend nach Handelsschluß erloschen.

Ablauf der Transaktion

Cordiant Communications, die Muttergesellschaft von Scholz & Friends, hat über eine Tochtergesellschaft 19 % der United Visions-Aktien von deren Altgesellschaftern erworben. Danach wurde den freien Aktionären der Vorschlag eines Aktientauschs im Verhältnis 1:1 unterbreitet. Obwohl die Scholz & Friends-Aktie „nur“ im Geregelten Markt notiert ist, wird man auch künftig Quartalsberichte vorlegen, dies bestätigte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage von GoingPublic.

Viele Vorteile

Für Stefan Bülling, Investment Manager des Börsenmantel-Spezialisten Sparta AG, liegen die Vorteile eines „Mantelkaufs“ gerade in schwachen Börsenzeiten auf der Hand: Ein „normales“ IPO gestaltet sich im aktuellen Marktumfeld sehr schwierig. Beim Cold IPO genießt das Unternehmen sofort die Vorteile einer Börsennotiz. Das sind z.B. der hohe Bekanntheitsgrad, die Durchführung von Mitarbeiter-Beteiligungsprogrammen, der Zugriff auf die verschiedenen Finanzierungsinstrumente des Kapitalmarktes und die Nutzung der Aktien als Akquisitionswährung. Zudem werden für die Gesellschafter die Besitzanteile liquider und haben an der Börse häufig einen höheren Wert. IPO-Kandidaten müssen bei einem Mantelkauf niemanden von einer Equity Story überzeugen, der Börsengang kann günstiger und schneller durchgeführt werden. Nach Büllings Worten hat der Mantelkauf in Deutschland ein großes Potential.

Übernahmen stehen im Vordergrund

Für den Scholz & Friends-CEO Thomas Heilmann steht die internationale Expansion im Vordergrund. Durch eine Börsennotiz werden weitere M&A-Transaktionen deutlich erleichtert. Gerade im schwierigeren Konjunkturumfeld sieht er ein interessantes Akquisepotential. Die Anzahl angebotener Unternehmen steige. In den nächsten 12 bis 18 Monaten möchte Scholz & Friends dann eine Kapitalerhöhung durchführen. Mit dem Mittelzufluß soll die weitere Expansion forciert werden. Derzeit hat das Unternehmen 14 Büros in 13 Ländern. Zunächst soll der europäische Raum weitgehend abgedeckt werden, mittelfristig ist aber auch die Expansion nach Asien geplant.

Umsatzrückgang, Gewinnsteigerung...

...genau das plant Scholz & Friends. Das Unternehmen erwartet für das laufende Jahr einen pro-forma Honorar-Umsatz von 70 Mio. Euro, während der 2000er Umsatz pro-forma (Scholz & Friends + United Visions) bei 82,5 Mio. Euro lag. Das erste Halbjahr 2001 wurde mit einem negativen Ergebnis abgeschlossen. Die Gründe hierfür liegen in der Aufgabe einzelner Geschäftsbereiche, außerplanmäßigen Abschreibungen und dem schlechteren Marktumfeld in der Werbebranche. Wie CEO Thomas Heilmann gegenüber GoingPublic sagte, hat Scholz & Friends in seiner 20jährigen Unternehmensgeschichte nie Verluste geschrieben, dies werde man auch 2001 und 2002 nicht tun! In schlechten Jahren erwirtschaftete man (bei Bilanzierung nach HGB) eine Umsatzrendite nach Steuern von 5 %. Im kommenden Jahr geht man aufgrund des negativen Marktumfeldes von einem weiteren Umsatzrückgang um rund 6 Mio. Euro auf dann ca. 64 Mio. Euro aus. Doch das operative Ergebnis soll deutlich ansteigen. Dies liegt an Kapazitätsanpassungen, die bereits in diesem Jahr vorgenommen wurden und 2002 greifen sollen. Zudem konnten im laufenden Jahr bereits 20 neue Kunden gewonnen werden.

Bewertung

Derzeit existieren 21,46 Mio. Scholz & Friends-Aktien. Diese befinden sich zu 76 % im Besitz der Muttergesellschaft Cordiant Communications. 11 % hält das Management. Von den restlichen 13 % befindet sich lediglich die Hälfte der Aktien im Free Float (also rund 6,5 %). Die geplante Kapitalerhöhung würde dazu führen, daß der Free Float auf rund 20 % erhöht wird. Bei einem Aktienkurs von 5,90 Euro errechnet sich eine Marktkapitalisierung von rund 127 Mio. Euro. Demgegenüber steht ein für 2002 geplanter Umsatz von rund 64 Mio. Euro. Daraus errechnet sich ein 2002er KUV von rund 2. Zum Vergleich: Die weltweit größte Werbe- und PR-Gruppe The Interpublic Group of Companies erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 5,6 Mrd. US-$ und ist aktuell mit einer Marktkapitalisierung von 11,4 Mrd. Euro bewertet. Daraus errechnet sich ein KUV von ebenfalls 2.

Fazit

Die bisherigen United Visions-Aktionäre haben keinen Grund zu klagen. Das eigene Unternehmen hatte die bisherigen Prognosen verfehlt, da kann es einem kleinen TV-Produktionsunternehmen nur recht sein, wenn daraus ein renommierter Werbekonzern entsteht. Scholz & Friends ist jedoch auf dem aktuellen Niveau fair bewertet. Ein Kauf über die Börse ist für Anleger, die noch nicht investiert sind, daher nicht zu empfehlen. Vermutlich ergeben sich aufgrund der anhaltenden Marktschwäche in der Werbewirtschaft in den kommenden Monaten günstigere Einstiegskurse.
 
aus der Diskussion: Mögliche Tradingchancen Donnerstag, 22.November 2001
Autor (Datum des Eintrages): Lola Brennt  (29.11.01 12:14:12)
Beitrag: 508 von 757 (ID:4999383)
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