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US-Wirtschaft so schwach wie zuletzt vor zehn Jahren

Washington (vwd) - Die Leistung der US-Wirtschaft ist im dritten Quartal deutlich stärker gesunken als zunächst berechnet. Wie das Handelsministerium am Freitag im Rahmen einer ersten Datenrevision berichtet, fiel das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen Juli und September um annualisiert 1,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Von vwd befragte Analysten hatten im Durchschnitt einen BIP-Rückgang von 1,0 Prozent vorhergesagt, nachdem in der ersten Schätzung ein BIP-Minus von 0,4 Prozent berichtet worden war. Im zweiten Quartal war die US-Wirtschaft um 0,3 Prozent gewachsen, im ersten Quartal um 1,3 Prozent. Das US-BIP verzeichnete damit das erste Mal seit 1993 einen Rückgang, das Minus war zudem das größte seit dem zweiten Quartal 1991, als die US-Wirtschaftleistung um zwei Prozent gefallen war. Maßgeblich für die schwache Konjunktur waren vor allem die weiter rückläufigen Investitionen. Diese fielen in erster Revision um annualisiert 10,7 Prozent nach minus 12,1 Prozent im zweiten Quartal des Jahres. Die Investitionen lieferten damit einen negativen "Wachstumsbeitrag" von 1,83 Prozentpunkten. Ebenfalls negativ war der Beitrag des Außenhandels zum Wachstum. Angesichts eines Minus bei den Exporten um 17,7 Prozent (Importe: minus 12,9 Prozent) wurden hier 0,16 Prozentpunkte vom Wachstum abgezogen. Positive Wachstumsbeiträge lieferten dagegen der private und staatliche Konsum. Der private Verbrauch erhöhte sich um 1,1 Prozent (Wachstumsbeitrag: 0,78 Prozentpunkte), die Staatsverbrauch um 0,8 Prozent (Wachstumsbeitrag: 0,14 Prozentpunkte). Allerdings hatten diese beiden BIP-Aggregate im zweiten Quartal mit 2,5 bzw 5,0 Prozent noch deutlich höhere Zuwachsraten aufgewiesen. Die BIP-Zahlen zum dritten Quartal haben damit die scheinbar bevorstehende "technische Rezession" eingeleitet, hieß es auf Seiten von Analysten. Denn kaum ein Konjunkturexperte geht zurzeit davon aus, dass die US-Wirtschaft im vierten Quartal nicht erneut eine rückläufige Leistung aufweisen wird, auch als Folge der Terroranschläge vom 11. September. Damit würde das entsprechende Kriterium für eine "technische Rezession" - zwei Quartale mit sinkendem BIP - erfüllt. Nach dem Urteil des National Bureau of Economic Research (NBER), das in den USA den erreichten Punkt im Konjunkturzyklus offiziell bestimmt, befindet sich die US-Wirtschaft allerdings schon seit März dieses Jahres in der Rezession. Nach NBER-Definition liegt eine Rezession dann vor, wenn "auf breiter Ebene und über mehrere Monate ein signifikanter Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität" verzeichnet wird. Diese Bedingung sei nun erfüllt, hatte das NBER zu Beginn der Woche mitgeteilt. Ein Anspringen der US-Konjunktur erwarten die meisten Experten zurzeit erst wieder für das zweite Halbjahr 2002. Zudem wurde nach der Veröffentlichung der BIP-Zahlen darauf verwiesen, dass diese eine Zinssenkung bei der kommenden Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank am 11. Dezember stützen werden. Allgemeinhin wird zurzeit mit einer Senkung der Leitzinsen (Fed Funds Rate) um weitere 25 Basispunkte auf 1,75 Prozent gerechnet.

:rolleyes:
 
aus der Diskussion: Der Wahnsinn von Amerika
Autor (Datum des Eintrages): DolbyDigital5.1  (01.12.01 12:57:29)
Beitrag: 589 von 634 (ID:5010836)
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