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Hallo Herr Cao Van Hoa,

obwohl ich nur eine kleine JAGerin bin und eher der Gruppe der (Flacon-)Sammlerinnen zugerechnet werden kann, erlaube ich mir einige Fragen zum veröffentlichten Bezugsangebot der JAG. Vielleicht sind die Fragen ein bißchen simpel, aber mein Freund sagt immer, daß ich lieber fragen soll, wenn ich etwas nicht verstehe. Da er die folgende Sache auch nicht kapiert hat, frage ich Sie um Rat.

Die jungen Aktien aus der KE wurden - soweit ich dies richtig verstanden habe - von der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG (BHV) zu einem Preis von je 1 Euro übernommen. Nun werden diese Aktien allen Aktionären im Verhältnis 3:1 zum Preis von 2 Euro je bezogene Aktie angeboten. Die Differenz aus dem Übernahmepreis und dem Plazierungspreis fließt der Gesellschaft zu und kann von der JAG entsprechend dem vorgesehenen Zweck verwendet werden.

Soweit so gut, denn bis hier habe ich auch keine Fragen ;)

Was passiert aber mit den jungen Aktien, die nicht von den Altaktionären bezogen werden? Diese stehen nach obiger Auslegung bei der BHV mit 1 Euro in den Büchern. Dis KE wäre zwar garantiert, allerdings würde die BHV deutlich günstiger zum Zuge kommen als die anderen Aktionäre. Ist dies die Definition des unternehmerischen Risikos seitens der BHV?

Bliebe die BHV in diesem Fall auch weiterhin Aktionär der JAG oder gibt es eine Plazierungsgarantie zu 2 Euro seitens institutioneller Investoren bzw. der Großaktionäre? Falls nicht, würden die vielleicht bereits eingeplanten Mittel aus der KE (zu 2 Euro) fehlen und weitere, bereits eingeplante Projekte verschoben werden... ? Mache ich einen Denkfehler?

Ist es in der Praxis nicht häufig so, daß die beteiligten Banken die Aktien aus einer KE zum späteren Plazierungspreis übernehmen und wegen dieses "Plazierungsrisikos" auch eine saftige Provision von den emittierenden Unternehmen kassieren? Da die Provision ja maßgeblich vom Plazierungspreis (Emissionsvolumen) abhängen dürfte, hatten die Banken früher oft den Anreiz, Aktien zu "Mondpreisen" an die zahlungswilligen ("dummen"?) Kleinaktionäre zu verkaufen...Mein Ex-Freund war lange Zeit in so einer Abteilung und die haben sich echt eine goldene Nase verdient. Meine Kelly-Bag von Hermes erinnert mich heute noch an diese tolle Zeit...

Das Plazierungsrisiko hat man auf Bankenseite sicherlich gerne in Kauf genommen. Ist die gewählte Variante bei der JAG die neueste Mode in der Konsortialbankpraxis, nachdem sich die Stimmung im IPO-Geschäft (bzw. Secondary Placements) auch aus Bankensicht deutlich eingetrübt haben dürfte? Sind die Banken jetzt nicht mehr bereit, diese unternehmerische Risiken zu schultern?

So bleibt die Frage, ob die BHV überhaupt einen Anreiz hat, alle jungen Aktien zu plazieren - zum Nachteil der JAG und zum Nachteil der Altaktionäre. Schließlich könnte sie sich - wenn meine Auslegung des Bezugsangebots zutrifft - ein schönes Stück vom Jeserich-Kuchen zu 1 Euro abschneiden...
Wer würde dann garantieren, daß die Bank diese Aktien nicht zu höheren Kursen über den Markt abverkauft und so ein ständiger Druck auf dem J-Kurs lastet? Schließlich würde jeder Aktienkurs zwischen 1 und 2 Euro bei der BHV zu einem Gewinn führen, während wir freien Aktionäre "in die Röhre" schauen...

Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen. Hoffen wir, daß die JAG weiterhin so erfolgreich ist und auch der Aktienkurs nach der KE wieder anspringt...Dann kann ich mir irgendwann selbst tolle Handtaschen kaufen, ohne auf meinen Freund angewiesen zu sein.

Viele liebe Grüße nach Jeserich,
Tina M.

P.S. Sehr gute Idee, die Investorenkommunikation auch im WO-Board zu betreiben. Weiter so!
 
aus der Diskussion: Jeserich - IR
Autor (Datum des Eintrages): TinaM  (01.12.01 17:21:14)
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