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VORSCHAU - Fed-Zinssenkung würde US-Kreditmärkte stützen

New York, 08. Dez (Reuters) - Die Kurse der US- Staatsanleihen könnten sich kommende Woche nach Einschätzung von Analysten erholen, sollte die US-Notenbank Fed am Dienstag erwartungsgemäß zum elften Mal in diesem Jahr die Leitzinsen senken und weitere Zinsschritte andeuten. Den Experten zufolge würden auch schwache Daten zu den US-Einzelhandelsumsätzen im November die Festverzinslichen stützen. Schwache Zahlen würden auf geringe Verbraucherausgaben hindeuten, hieß es. Das wirtschaftliche Wachstum in den USA basiert zu rund zwei Dritteln auf dem privaten Konsum.

Arbeitsmarktdaten vom Freitag signalisierten Händlern zufolge, dass die Fed auch im nächsten Jahr mit ihrer Zinssenkungspolitik fortfahren könnte. Alle 24 am Freitag von Reuters befragten Bond-Händler sagten eine Fed-Zinssenkung am Dienstag voraus. Überwiegend wird ein Schritt um 25 Basispunkte auf dann 1,75 Prozent im Schlüsselzins erwartet. Mehr als die Hälfte der Befragten hatte außerdem eine weitere Reduktion der Zinsen für Januar prognostiziert. In diesem Jahr hat die Fed die Zinsen bisher zehn Mal um insgesamt 4,5 Prozentpunkte zurückgenommen.

Die US-Arbeitslosenquote war im November auf den höchsten Stand seit August 1995 gestiegen. Die Quote kletterte auf 5,7 (Vormonat: 5,4) Prozent. Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft ging um 331.000 zurück, nachdem sie bereits im Oktober um revidiert 468.000 gesunken war. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einer Erwerbslosenquote von 5,6 Prozent bei einem Stellenrückgang um 189.000 gerechnet.

"Ich denke, die Wirtschaft könnte nicht ganz so robust sein wie es der Bond-Markt einzupreisen scheint", sagte Stuart Hoffman, Chef-Volkswirt von PNC Financial Services in Pittsburgh. Am Freitag waren die US-Treasuries zum dritten Mal in Folge gefallen, nachdem die Anleger einen überraschenden Anstieg der US-Arbeitslosigkeit im November ignoriert hatten. "Im Schnitt werden die Treasuries über die Woche nach diesem Rückschlag zulegen", sagte Hoffman.

Am Donnerstag werden Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen im November veröffentlicht. Von Reuters befragte Volkswirte rechnen im Schnitt mit einem Rückgang der Umsätze im US-Einzelhandel von 2,6 Prozent nach einer Rekordzunahme von 7,1 Prozent im Vormonat. Das Plus im Vormonat war vor allem auf Grund von Autokauf-Finanzierungen zu null Prozent Zinsen zu Stande gekommen. Ohne die volatilen Autoverkäufe haben die Umsätze den Befragten zufolge im November stagniert nach einer Zunahme um ein Prozent im Vormonat. Rückläufige Daten würden Analysten zufolge den US-Festverzinslichen einen Schub geben. "Die Einzelhandelsumsätze oder die Fed können den Markt beflügeln", sagte Analyst Michael Cartine von Thomson IFR in Boston.

Die Kursverluste der Treasuries in der vergangenen Woche erklärten Experten mit einem Rekordanstieg der Verbraucherausgaben im Oktober und unerwarteten Wachstumssignalen aus dem Dienstleistungssektor. "Das war eine dramatische Wendung für die Treasuries," sagte Alan Koepplin, Portfolio-Manager von S.G. Cowen Asset Management. "Nun wird erwartet, dass die wirtschaftliche Erholung kurz bevorsteht." Allerdings sei der Ausverkauf der Staatsanleihen wahrscheinlich übertrieben gewesen. "Sollten wir noch ein paar Daten bekommen, nach denen die US-Wirtschaft sich nicht mitten in einer deutlichen Erholung befindet, könnten die Treasuries zu einer Rally ansetzen", sagte Koepplin.

Das Vertrauen der US-Verbraucher in die Wirtschaftsentwicklung des Landes stieg unterdessen im Dezember kräftiger als von Analysten erwartet. In ihrer jüngsten Studie nannte die Universität von Michigan einen vorläufigen Indexstand von 85,8 Punkten nach 83,9 Zählern im November. Von Reuters befragte Volkswirte hatten im Mittel einen Anstieg auf 84,1 Punkte für den Gesamtindex erwartet. Die US-Staatsanleihen reagierten mit Kursabschlägen.
 
aus der Diskussion: Der Wahnsinn von Amerika
Autor (Datum des Eintrages): DolbyDigital5.1  (09.12.01 21:38:44)
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