Fenster schließen  |  Fenster drucken

Ehlebracht AG - Mit Innovationen an den Rand der Pleite - 7. Dezember 2001 11:00
Mischkonzern präsentierte pfiffige Ideen, ohne sie verkaufen zu können
(von smartcaps-Redaktion Frankfurt am Main)


Ein etabliertes Unternehmen mit langjähriger Erfahrung, Umsätze aus mehreren Geschäftszweigen und pfiffige, patentgeschützte Innovationen sind eigentlich beste Voraussetzungen für eine Erfolgsstory. Die Ehlebracht AG hat das alles und steckt trotzdem in einer tiefen Krise. In den ersten neun Monaten dieses Jahres rutschte das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit mit minus 8,7 Mio. DM noch tiefer in den roten Bereich als im Vorjahreszeitraum (minus 4,3 Mio. DM). In seiner Existenz bedroht ist das Unternehmen aber vor allem deshalb, weil sich ein Hoffnungsträger als extremer Verlustbringer erwies.

Vor knapp zwei Jahren stellte Ehlebracht eine neue CD-Verpackung der Öffentlichkeit vor, für die man das weltweite Patent hatte. Die Fachwelt war begeistert, verlieh der Verpackung zahlreiche Designpreise und der Finanzvorstand der Ehlebracht AG Joachim Schmidt träumte von einer jährlichen Produktion von bis zu 800 Millionen Stück (siehe smartcaps-Interview vom 2. Februar 2001: Ehlebracht AG will den Konzern neu ausrichten). Mit Millionenaufwand wurde eine Fabrik für zunächst 70 Millionen Einheiten jährlich aus dem Boden gestampft und das Ganze in einen neuen Geschäftsbereich "Ehlebracht 4 Media" zusammen gefasst.

Ende eines Traums

Aber die Sache funktionierte nicht: "Wir haben für unsere Innovation keinen Markt gefunden. Uns ging allmählich die Luft aus, und wir mussten einen radikalen Schnitt machen", sagt Reinhard Knüppel im Gespräch mit smartcaps, der seit wenigen Monaten als Sanierer an der Unternehmensspitze steht. Als Hauptgrund für die fehlende Nachfrage sieht er, dass Ehlebrachts Verpackung etwas teurer als herkömmliche CD-Schachteln war und dass es länger dauerte, die CD in die Verpackung zu legen. Offenbar war der Mehrwert einer Verpackung, in der die CD "schwebend" gelagert war, zu gering. Längere Zeit suchte Ehlebracht vergeblich nach einem strategischen Investor für die Tochtergesellschaft. Weil sich niemand fand, wird "Ehlebracht 4 Media" zum Jahresende schließen. Der Verlust, der dem Konzern dadurch entsteht, beträgt etwa die Hälfte des Grundkapitals (siehe smartcaps-Bericht vom 28. September 2001: Ehlebracht AG – Es bleibt vorerst dunkel).

Zukünftig will sich Ehlebracht wieder auf die angestammten Geschäftsfelder Kunststoff- und Möbelfunktionstechnik sowie Licht- und andere Techniken zur Warenpräsentation beschränken. Obwohl auf dem Markt für Möbel ein Ende der Flaute nicht abzusehen ist und Ehlebracht auch hier mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen hat, glaubt Knüppel so aus der Krise herauszukommen: "Diese Gesellschaften schreiben schwarze Zahlen. Die Verlustbringer waren Ehlebracht 4 Media und Enorm Schmidt. Die eine werden wir schließen, die andere sanieren." Schon im nächsten Jahr sei dann eine "schwarze Null" aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit zu erwarten.

Wenig Hoffnung für Aktionäre

Den Aktionären, die der Ehlebracht AG trotz des Kurssturzes auf deutlich weniger als einen Euro die Treue gehalten haben, macht Knüppel vorerst wenig Hoffnung auf Besserung: "Zunächst müssen wir wieder Boden unter den Füßen bekommen. Wenn uns das gelungen ist, wird sich auch der Aktienkurs wieder erholen" - so weit der Zweckoptimismus des Vorstandsvorsitzenden. Zumindest die Gefahr einer Pleite sieht er abgewendet. "Wenn nicht der Himmel über uns zusammenbricht, werden wir die Krise überstehen."

Auf der Hauptversammlung am kommenden Freitag (14. Dezember) will der Vorstandschef das weitere Vorgehen zur Sanierung des Konzerns vorstellen. Die Aktionäre werden die Konzernlenker sicherlich nicht mit Fragen und Kritik verschonen.
© smartcaps 2001


http://www.smartcaps.com/smartcaps/news_views_detail.cfm?spr…

Gruß

Hollin
 
aus der Diskussion: Ehlebracht - wenig überraschendes.....
Autor (Datum des Eintrages): Hollin  (10.12.01 09:29:17)
Beitrag: 70 von 415 (ID:5079412)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE