Fenster schließen  |  Fenster drucken

[posting]51212655[/posting]Ich würde das genauso sehen wie valueanleger. War hier früher schonmal erfolgreich investiert und liege bei meinem zweiten Engagement jetzt auch modert hinten.

Wichtig ist values Punkt zum Thema KGV: das sagt GAR NICHTS aus bei Restrukturierungsgesellschaften. Bloß nicht solche Aktien kaufen, weil sie ein niedriges KGV haben (bzw. verkaufen, weil sie ein hohes KGV haben)!

Zur Erklärung: Restrukturierungsgesellschaften wie Mutares (oder Aurelius oder Bavaria) kaufen Sanierungsfälle. Die operativen Gewinne der Beteiligungen sind daher meist negativ oder nur moderat positiv. Mutares restrukturiert diese Firmen dann über ein paar Jahre, verkauft sie dann aber auch direkt wieder, sobald sie profitabel arbeiten. Daraus kannst Du folgende Rückschlüsse ziehen:

1. Niedriges (oder gar negatives) KGV wegen Verlusten der operativen Businesses muss nichts negatives sagen. Die Sanierungungen können super im Plan sein und dennoch kann der operative Gewinn noch negativ sein.

2. Der größte Anteil der Gewinne von Mutares wird nicht durch operative Earnings verdient, sondern durch Exits: den Komplettverkauf von sanierten Töchtern.

3. Daher sagt auch ein niedriges KGV in einem Einzeljahr oft nicht viel aus. Wenn man gerade eine große Tochter verkauft hat, entsteht ein hoher Buchgewinn. Dieser Buchgewinn lässt sich aber nicht in die Zukunft fortschreiben, da die verkaufte Tochter ja nur einmal verkauft werden kann und nicht immer wieder.

Kurz: Finger weg vom KGV bei solchen Aktien! Wenn überhaupt macht eine KGV-Betrachtung hier nur über sehr lange Zeiträume hinweg Sinn. In meinen Augen noch nicht mal dann.

Wie also Unternehmen wie Mutares bewerten? Die Analysten machen das normalerweise über eine "sum of the parts" Bewertung, wobei der Wert der einzelnen Töchter prognostiziert wird. Auf diesen net asset value (NAV) kann man ggfs. noch einen Aufschlag oder Abschlag geben, je nachdem, ob man denkt, dass der NAV in Zukunft stärker oder schwächer als der Markt wachsen wird (was vom Talent des Managements abhängt). Mutares wird z.B. mit einem Abschlag zum NAV bewertet momentan, während Aurelius einen Aufschlag erhält.

Die Einzelbewertung in der Sum of the Parts Berechnung ist übrigens recht schwer und ungenau, da man auch hier wegen der negativen Earnings keine KGV-Multiples anwenden kann. Man muss daher sehr genau in die Töchter einsteigen und versuchen, deren Sanierungsgrad zu verstehen/erahnen, um einen NAV sinnvoll mit einem DCF Modell berechnen zu können. Die einfachere Variante ist es, einfach dem Unternehmen selbst zu vertrauen, das ja auch einen NAV ausrechnet und veröffentlicht (in meinen Augen recht optimistisch gerechnet).

Lies Dir die Analyst-Reports auf der Homepage durch, dann siehst Du, wie die Analysten hier vorgehen. Allerdings legt Deine Frage nahe, dass Du Mutares eher auf gut Glück gekauft hast und Dir nur mal 2 Minuten ein paar Kennzahlen auf Onvista angeschaut hast. Auch wenn ich persönlich davon ausgehe, dass bei Mutares eine Chance auf zufriedenstellende Wertsteigerung besteht, würde ich mir daher an Deiner Stelle überlegen, ob Du wirklich in solche Aktien investiert sein willst.

Ist echt nicht böse gemeint, aber Restrukturierungsfirmen sind nicht ohne und mit "das hab ich im Aktionär gelesen und hatte ein KGV von 5" kann man dann ganz schön auf die Nase fallen. Vielleicht lieber einfach einen ETF kaufen oder einen größeren Wert, den man einfacher mit simplen Methoden wie KGV beurteilen kann?
 
aus der Diskussion: Mutares SE & Co. KGaA - News und Diskussionen
Autor (Datum des Eintrages): hzenger  (01.12.15 15:17:51)
Beitrag: 201 von 5,193 (ID:51213747)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE