Fenster schließen  |  Fenster drucken

MOIN!!
--------------------------------------------------

Morgenkommentar, Deutsche Bank Research, 20.12.2001


Die argentinische Regierung hat den Ausnahmezustand über das Land verhängt, in dem bei schweren Ausschreitungen und Plünderungen am Mittwoch vier Menschen getötet wurden. Wütende Demonstranten protestierten in mehreren Teilen des Landes gegen die radikalen Sparmaßnahmen der Mitte-Links-Regierung und die zunehmende Verarmung. Das von der Opposition dominierte Parlament stimmte gestern für die Aufhebung der Sonderrechte, die Wirtschaftsminister Domingo Cavallo eingeräumt worden waren und für die Lockerung der von der Regierung erlassenen Kontrollen im Bankenbereich, die Barabhebungen pro Person auf 1000 Dollar monatlich begrenzen. Inzwischen hat Wirtschafts- und Finanzminister Cavallo, der hauptverantwortlich zeichnet für das Konjunktur- und Sparpaket, das Argentinien aus der Krise führen soll, seinen Rücktritt erklärt und hinterläßt damit ein Machtvakuum. Wenig später trat das gesamte Kabinett zurück. Präsident De la Rua wird wahrscheinlich einen Großteil der Rücktrittserklärungen anerkennen, u.a. die von Domingo Cavallo.



Der Euro hat am Mittwoch, wegen wieder aufkommender Sorgen des Marktes über die weitere Konjunkturentwicklung in der Euro-Zone, mehr als einen halben US-Cent eingebüßt. Die europäische Gemeinschaftswährung fiel vorübergehend unter 0,9000 USD, konnte sich zunächst etwas erholen, handelt aber heute Morgen wieder unterhalb dieser Marke. Die überraschende Eintrübung des italienischen Geschäftsklimas und der pessimistische Ausblick des Münchener Ifo-Instituts habe Hoffnungen auf eine rasche Konjunkturerholung gedämpft, sagten Händler. Nach Einschätzung der Münchener Konjunkturforscher wird die deutsche Wirtschaft erst im zweiten Quartal 2002 wieder wachsen. Für das vierte Quartal dieses Jahres erwartet das Institut ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,25 Prozent und für die ersten drei Monate 2002 eine Stagnation.



Auf die erneute geldpolitische Lockerung der Bank von Japan (BoJ) reagierte der Devisenmarkt dagegen kaum. Der Yen erholte sich zum Dollar etwas von seinem am Dienstag markierten Drei-Jahres-Tief. Die liquiditätssteigernden Maßnahmen der BoJ hätten nicht überrascht, begründeten Händler die verhaltene Marktreaktion. Heute Morgen gab Premierminister Koizumi seinen Haushaltsentwurf für das Fiskaljahr 2002 bekannt. Der Plan sieht kräftige Ausgabenkürzungen von rund 2,3% vor und wurde auf breiter Front begrüßt, auch wenn kurzfristig zusätzliche konjunkturelle Belastungen entstehen dürften, da er den Reformwillen der Regierung bekräftigt. USD-JPY kletterte heute Morgen wieder deutlich über die Marke von 128,50 JPY und handelt zur Zeit bei 128,60 JPY.



Die wichtigste Datenveröffentlichung aus den USA ist heute der Philadelphia-Fed-Geschäftsklimaindex. Im Dezember dürfte sich der Stimmungsindikator vom sehr schwachen Novemberwert (-22) wieder leicht erholt haben, auf -10 Punkte. Die Beschäftigungskomponente dürfte aber immer noch schwach ausfallen. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sollten wieder leicht angestiegen sein (Prognose 440.000).



Für das heutige EZB-Meeting ist keine Zinsentscheidung vorgesehen, so dass es sich für die Finanzmärkte um ein non-event handeln sollte. Das BIP-Wachstum in Italien dürfte im dritten Quartal mit 1,9% gg.Vj. im Vergleich zu Q2 etwas nachgelassen haben (2,1%). Ebenfalls in Italien werden Morgen die ersten Verbraucherpreisdaten aus der Eurozone für den Dezember veröffentlicht. Die Vorjahresrate dürfte konstant bei 2,4% liegen. Die Vormonatsrate dürfte auf 0,1% gefallen sein, nach 0,2% im November. Der endgültige Wert für das britische BIP-Wachstum im dritten Quartal dürfte bei unveränderten 2,1% gg.Vj. liegen.
 
aus der Diskussion: 20.12.01 + 21.12.01: Lasset die Hexen mit dem Christkind tanzen!
Autor (Datum des Eintrages): nasdaq10.000  (20.12.01 11:00:44)
Beitrag: 56 von 1,123 (ID:5193029)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE