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Hexentanz am Freitag hält die Weltbörsen in Atem
20.12.2001 12:16:00



Am Freitag ist es mal wieder soweit. Der Dreifache Hexensabbat oder Triple-Witching wird für starke Schwankungen an den Finanzmärkten sorgen.
Der große Verfalltermin im Options- und Future-Handel findet an jedem dritten Freitag der Quartalsendmonate März, Juni, September und Dezember statt. Bereits im Vorfeld rückt der nahende Verfalltag mehr und mehr ins Blickfeld der Finanzmarkt-Akteure, denn es treten zum Teil plötzliche und vor allem starke Kursschwankungen in den zugrundeliegenden Aktien und Aktienindizes auf. Dies ist auf das Auslaufen der derivaten Instrumente zurückzuführen.

Dabei sorgen viele unterschiedliche Interessen der Marktteilnehmer für die heftigen Kursbewegungen. In diesem Zusammenhang sind unter anderem die beiden unterschiedlichen Optionstypen von Bedeutung. Optionen europäischen Stils können nur am Ende der Laufzeit ausgeübt werden. Sie stellen das Pendant zu Kontrakten amerikanischer Art dar, die jederzeit während der Restlaufzeit ausgeübt werden können. Call-Käufer, die beispielsweise die entsprechende Aktie erwerben wollen, oder Put-Käufer, die die Titel andienen möchten, können dies bei europäischen Optionen eben nur am Verfallstag vornehmen. Während der Restlaufzeit von Optionen können die Basiswerte kräftige Aufwärtstrends aufweisen, aber genauso schnell wieder absacken. Wer in der Nähe der Kurstiefs einer Aktie einen Call gekauft hat, kann ebenso im Profit liegen wie der Put-Käufer, der an den zwischenzeitlichen Hochs eingestiegen ist. Allein vor diesem Hintergrund lässt sich nur schwer abschätzen, ob der Kassamarkt am Verfalltag eher Auftrieb erhalten oder unter Druck geraten wird.

Das open interest in den einzelnen Kontraktserien (Zahl sämtlicher offener Positionen, die noch nicht durch ein entsprechendes Gegengeschäft glattgestellt wurden) trägt ebenso zu den Kursturbulenzen bei. Ein großer Teil des Umsatzes resultiert auch aus den Hedging-Aktivitäten der institutionellen Anleger. Banken, Versicherungen und Fonds sitzen auf Wertpapierbeständen in Milliardenhöhe, die vor Kursverlusten abgesichert werden. Dies geschieht vor allem über Index-Derivate. Am Verfalltag werden die in Derivaten aufgebauten Sicherungspositionen in die folgenden Fälligkeiten überführt, um für die aus langfristigen Anlageüberlegungen heraus gehaltenen Wertpapiere weiterhin eine Absicherung zu gewährleisten. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen hauseigenen derivativen Produkte der Investmentbanken (vor allen Dingen Warrants), die auf Seiten der Banken abzusichern sind.

Am US-Markt konzentrierte sich der Verfall lange Zeit auf die letzte Handelsstunde, d.h. die Kontrakte verfielen auf der Basis der Schlussabrechnungspreise. Seit geraumer Zeit hat die US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC jedoch Maßnahmen ergriffen, um die Umsätze auf den gesamten Tag zu verteilen, um somit möglichen Kurssprüngen vorzubeugen.
 
aus der Diskussion: 20.12.01 + 21.12.01: Lasset die Hexen mit dem Christkind tanzen!
Autor (Datum des Eintrages): germanasti  (20.12.01 12:25:47)
Beitrag: 91 von 1,123 (ID:5193732)
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