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Actien-Börse, Ausgabe Nr. 51/52/01, Seite 1
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Börsenjahr 2001 wird in die Geschichte als Krisenjahr eingehen. Damit begann das neue Jahrhundert mit dem schlechtesten Resultat, das es in den letzten Jahrzehnten gegeben hat. Von der Spitze bis zum tiefsten Stand errechnet sich für den DAX ein Minus von fast 60 % von März 2000 - Sept. 2001. Für den Durchschnitt aller Eurobörsen ergeben sich - 48 %, aber im Jahresvergleich sind es nur noch - 20 %, wie Sie der nebenstehenden Tabelle entnehmen können. Am besten schneidet der Dow Jones ab, der seit Anfang 1999 bis heute (ohne N.Y.) nur in einer sehr engen Bandbreite von +/- 7 % um den Mittelwert schwankte und damit die ganze Periode des amerikanischen Zinszyklus glänzend überstanden hat. Die Standortanalyse zum Jahreswechsel zeigt:

Erstmals erlebt die Welt, wie die größte Volkswirtschaft der Erde ihre eigene Superkonjunktur der 90er Jahre freiwillig abgebremst hatte, um sie seit Anfang 2001 wieder zu beleben, was durch die Ereignisse in New York lediglich verzögert wurde. Wie wichtig dies ist, zeigen die folgenden Zahlen:

265 Mio Amerikaner (5 % der Weltbevölkerung) repräsentieren knapp 25 % des Welt-BIP. 280 Mio Europäer hängen in ihrem Konjunkturtrend davon ab und repräsentieren etwas mehr als die Hälfte des amerikanischen Anteils. 125 Mio Japaner stehen für die zweitgrößte Industrienation der Welt, die sich nicht aus ihrem eigenen Reformstau lösen kann, aber noch 60 % des Euro-BIP erreichen!

Die Amerikaner steuern ihre Konjunktur fast ausschließlich mit monetären Mitteln. Die Hilfen nach den Ereignissen von New York sind auszuklammern. Die fiskalischen Stützen (Steuersenkungen) sind hierbei hilfreich, aber nicht ausschlaggebend. Deshalb verlief die Entwicklung des Dow Jones von Anfang bis Ende des ganzen Zinszyklus in einer sehr engen Bandbreite, siehe oben. Keine Börse nahm also so unmittelbar und konsequent Bezug auf die monetären Steuerungen der FED.

Eine eigenständige Konjunkturerholung als selbsttragende Tendenz ist für die Europäer fast unmöglich. Die Abhängigkeit ist sogar eher größer als kleiner geworden, wie das Jahr 2001 eindrucksvoll gezeigt hat. Weder eine eigene monetäre Politik der EZB noch eine eigene Wirtschaftspolitik der Euroländer als Ganzes bietet den Ansatz für eine Konjunkturtendenz in Europa, die eine Art Lokomotivfunktion darstellen könnte. Die oben beschriebene Relation ist der Beleg dafür.

Das Jahr geht, der Euro kommt. Ab dem 2. Jan. gibt es die berühmteste Währung nicht mehr, die zum Sinnbild eines Wirtschaftswunders geworden war: die D-Mark. So ist jede eigenständige Wirtschafts-, die auch Konjunkturpolitik sein kann, für die größte Nation im Euroland unmöglich. Eingebunden in einen "Völkerbund" ist jeder Versuch, die deutsche Wirtschaft selbst zu dynamisieren, aussichtslos.

Das Fazit für Sie: Entweder alle im Gleichschritt oder jeder Ausbruch wird bestraft. Der Gleichschritt kommt jedoch ausschließlich vom amerikanischen Kontinent und rückt damit automatisch den Dollar im neuen Jahr wieder in die wichtigste Währungsrolle für alle anderen, inkl. der Wettbewerbsvorteile, die sich daraus für den einen oder anderen ableiten lassen.

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker
 
aus der Diskussion: 20.12.01 + 21.12.01: Lasset die Hexen mit dem Christkind tanzen!
Autor (Datum des Eintrages): germanasti  (20.12.01 12:28:48)
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