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# alle
ich habe mir hier Eure Beiträge durchgelesen und muss Euch ein großes Kompliment machen:
Die Beiträge sind alle fundiert und gut - auch der Umgangston ist Klasse. (Findet man leider
nicht immer!)

Viele Postings vorher hat hier jemand etwas über die „dt. Ost-Anleihen in der Nachkriegszeit“
geschrieben. Er meint sicherlich die Besserungsscheine der Young-Anleihe. Die Young-Anleihe
wurde 1930 aufgelegt - und ich bin mir nicht ganz sicher, aber die sollte 1950 oder 1960 zurück
gezahlt werden. Das Ding lief auf das Dt. Reich. Als Rechtsnachfolger des Dt. Reiches bekannte
sich die BRD und übernahm sämtliche Schulden und auch die Zinszahlungen. Außen vor war die
DDR, die mußten nichts zahlen. Eine Sache war aber ungeklärt: Zwischen 1945 und 1949 gab es
keine BRD und keine DDR. Wer mußte also für die Zinsen in diesem Zeitraum aufkommen? Da
man sich nicht einigen konnte, wurden sog. „Besserungsscheine“ ausgegeben. In einem Falle der
Wiedervereinigung würden dann diese Zinsen bedient werden. Um die Besserungsscheine
kümmerte sich kein Aas, es war wertloses Papier. Eine alte Nachbarin schenkte mir vor etwa 20
Jahren drei solcher Nachbesserungsscheine mit der Argumentation, ich würde vielleicht noch
einmal die Wiedervereinigung erleben. 1983 kannte die Besserungsscheine niemand mehr so
richtig - einem alten Banker waren sie noch ein Begriff, doch der schüttelte nur den Kopf, wei
man so etwas aufheben könne. 1991 dann, hätte ich die Ansprüche über etwa 50 Schweden
Kronen einlösen können. Ein Banker war aber auf der Stelle bereit, mir pro Stück 50 DM auf der
Stelle zu bezahlen. Es gibt also Nonvaleurs, die sind heute teuerer, als ihr tatsächlicher Wert,
obwohl diese Dinger absolut undekorativ sind.


#Philip Georg
Ich halte ja immer Ausschau nach Staatsanleihen, die deutlich unter pari notieren. Argentinien
interessiert mich seitdem die Anleihen um die 40% notieren. Inzwischen baue ich erste Positionen
auf, aber ich habe Zeit - handle hier auch nach Strategien, die ich mir vorher - aus
Disziplingründen aufschreibe. Persönlich rechne ich mit einer Rasur (neudeutsch: haircut) der
Anleihen, aber wer Zeit hat macht auf diesem Niveau nicht allzu viel falsch - meine Meinung.
Schlauer sind wir alle hinterher. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich persönlich achte aber
darauf, dass nicht mehr als 15% meines Kapitals in diesen Anleihen stecken. Außerdem werde
ich das Risiko auf unterschiedliche Anleihen mit unterschiedlicher Laufzeit und unterschiedlichen
Kupons streuen.

#alle
zu den CHF-Anleihen. Seht euch mal die USD-Anleihen inkl. Stückzinsen an - und die DEM-
Anleihen inkl. Stückzinsen. Die USD-Anleihen haben gegenüber Dtl. einen eindeutigen Abschlag.
Das Risiko der Anleihen werden in den entsprechenden Ländern unterschiedlich bewertet.
Interessant werden bestimmte Anleihen dann, wenn man merkt, dass in einer Anleihegattung
bestimmter Verkaufsdruck herrscht. Die haben dann oft einen erheblichen Abschlag.
Was ich so während der Börsensitzungen beobachtet habe - nur in Dtl., in den unterschiedlichen
Gaucho-Anleihen, ist, dass im Moment jeglicher Verkaufsdruck sofort aufgefangen wird. Es
scheinen hier offensichtlich wahnsinnig viele Spekulanten einzusteigen. Wenn diese Phase
vorüber ist und die Nachrichten noch schlechter werden, bspw. Argentinien ist nicht
verhandlungsbereit (war bspw. in den 80-ern mit den Polen der Fall), dann könnte hier nochmals
Druck auf die Anleihepreise auf uns zu kommen. Ein Drittel meines Einsatzes setze ich jetzt -
zwei Drittel werden aufgehoben, wenn die Zinsen nicht mehr bedient werden, dann wird es
richtig interessant.
 
aus der Diskussion: Ausfall von Staatsanleihen
Autor (Datum des Eintrages): DonVladimir  (30.12.01 18:10:52)
Beitrag: 111 von 190 (ID:5233702)
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