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Ein weiterer großer Artikel über ein Gespräch der FTD mit den Primacom-Vorständen steht auf S. 4 der Printausgabe und ist Online leider nicht verfügbar:


Ausbau des deutschen TV-Kabels bedroht
Von Thomas Clark, Mainz


Die bestehende Eigentümerstruktur des deutschen Fernsehkabels ist für einen großflächigen Ausbau der Kabelnetze für digitales Fernsehen, interaktive Dienste, superschnellen Webzugang und Telefonie ungeeignet. „Die Branche ist großartig für alle, die sich bis heute Eintritt verschaffen konnten – aber das war’s dann auch schon“, sagte Paul Thomason, Vorstandsvorsitzender von Primacom im Gespräch mit der Financial Times Deutschland. Eine Konzentration der Eigentümer sei notwendig, so Thomason: „Ohne einen solchen Schritt kann ich mir nicht vorstellen, wie wir am deutschen Markt die nächste Stufe erreichen.“

[...]

In Deutschland gibt es [...] Hunderte kleine Anbieter, deren eigenes Kabel nur wenige Meter von der Kundenhaustür weiterführt. Bereits an der Straße würden sie einfach die großen Kabelleitungen anzapfen, die in den 80er Jahren die damals noch staatliche Telekom legte.

Das Resultat daraus, sei „eine subventionierte Branche“ voller Kleinanbieter. Denn diese Endkabelbetreiber, so Thomason, könnten zu ausgesprochen geringen Gebühren die Telekom-Netze anzapfen und damit den Großteil der Kabelgebühren einstreichen – mehr als 70 Prozent.


Sollte diese Struktur beibehalten werden, würde keiner den Ausbau des Kabels in digitale Datenautobahnen finanzieren. Die Kleinen deshalb nicht, weil sie zu finanzschwach sind. Die Großen deshalb nicht, weil die Ertragsaussichten zu gering sind.

Die Kritik des Primacom-Chefs hat einen aktuellen Hintergrund: Liberty Media, die über Umwege Großaktionär bei Primacom ist, möchte für 5,5Mrd. Euro das Kabel der Deutschen Telekom in sechs Bundesländern kaufen. Das Bundeskartellamt hat Bedenken zu dem Kauf angemeldet – unter anderem, weil Liberty angekündigt hat, alle Endkundenanbieter in diesen Regionen aufkaufen zu wollen. Bei den 10,1 Millionen zum Verkauf stehenden Kabelanschlüssen bestehen nur 3,5 Millionen Direktkunden. Der Rest der Haushalte wird von Kleinanbietern betreut.

„Es ist seltsam, dass das Kartellamt hier einen Markt schützen will, der nur duch Subventionen entstanden ist und daher in unseren Augen gar kein richtiger Markt ist – zumindest im wirtschaftlich, wettbewerbsrechtlichen Sinn“, mokiert sich Primacom-Finanzvorstand Hans Wolfert über das Kartellamt, das bis Ende Februar über den Kauf entscheiden muss. „Wenn das Kartellamt eine Integration des Kabels verbietet, wird auch niemand investieren.“ Auch bei den bisherigen Käufern des Telekom-Kabels – Callahan in Nordrhein-Westfalen und Baden Würtemberg, Klesch in Hessen – zeigt sich dieses Problem laut Wolfert und Thomas bereits. Der teure technische Ausbau würde nur in den großen Städten vorangetrieben, aber nicht flächendeckend.

Das Resultat eines Verbotes des Liberty-Einstieges durch das Kartellamt hätte für die Primacom-Vorstände Konsequenzen: Konkurrenz zum Internet-DSL-Angebot der Telekom durch das TV-Kabel könnte nicht entstehen. Special-Interest-Kanäle, die es in den USA zu Hunderten gibt, würden hier nicht gegründet werden, weil das Kabel seit Jahren voll belegt ist.

Das Veto der führenden Privatsender-Konzerne Bertelsmann und Kirch gegen den Liberty-Einstieg verstehen die Primacom-Vorstände nicht. Die könnten auf Grund ihrer Programm-Expertise doch am meisten profitieren und hätten die besten Antrittsvoraussetzungen bei der Gründung eigener Kabel-Spartensender. „Ich sehe die Aufrüstung des TV-Kabels nicht als Gefahr für Programmanbieter, sondern als Chance“, so Wolfert. Zwar würden ihre bestehenden Sender wohl Marktanteile verlieren, der gesamte TV-Werbemarkt aber zulegen – zum Vorteil aller Programmanbieter.


Meryll.



P.S.: Beide Artikel sind in der heutigen (11.01.01) Printausgabe der FTD auf den Seiten 4 bzw. 8 zu finden.

Habt bitte Verständnis dafür, daß ich die Artikel gekürzt einstelle. Das mache ich nicht nur um Redundanz zu verhindern und die Lesbarkeit bzw. Übersichtlichkeit in diesem Board zu fördern, sondern auch aus urheberrechtlichen Gründen.
 
aus der Diskussion: PRIMACOM THREAD 100
Autor (Datum des Eintrages): meryll  (11.01.02 13:31:12)
Beitrag: 96 von 192 (ID:5310757)
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