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FOKUS 1 - Überstellung "Dr Kimbles" Kim Schmitz wohl Dienstag

Frankfurt, 21. Jan (Reuters) - Der in Thailand inhaftierte Unternehmer Kim Schmitz wird voraussichtlich am Dienstag nach Deutschland überstellt. "Wir erwarten ihn morgen Vormittag in München", sagte der Münchner Leitende Oberstaatsanwalt Manfred Wick am Montag. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen Schmitz wegen des Verdachts auf Insiderhandel in elf Fällen. Der flüchtige Schmitz war am Freitag in Bangkok auf Betreiben der deutschen Botschaft festgenommen worden. Der Anwalt Schmitz` kündigte an, dass sein Mandant sich nach seiner Auslieferung zu den Vorwürfen äußern werde.

Oberstaatsanwalt Wick sagte weiter, nach seiner Festnahme am Münchener Flughafen werde Schmitz dem Richter vorgeführt und wahrscheinlich zunächst in Untersuchungshaft bleiben. Die ebenfalls gegen Schmitz gerichteten Ermittlungen wegen Kapitalanlagebetrugs seien abgeschlossen. In diesem Fall sei eine Geldstrafe verhängt worden, zu deren Höhe Wick keine Angaben machen wollte. Nach Angaben von Wick ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob Schmitz unter Ausnutzung von Insider-Wissen Aktien des Internethändlers Letsbuyit.com für 375.000 Euro gekauft und kurz danach für 1,5 Millionen Euro abgestoßen hat. Schmitz, der gerne Prominente auf seine Luxusyacht einlud und sich in der Öffentlichkeit häufig mit Popsternchen umgab, betreibt unter anderem die auf Internetfirmen spezialisierte Beteiligungsgesellschaft Kimvestor, über die er im Januar 2001 rund 3,6 Millionen Letsbuyit-Aktien erworben hatte. Auch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) verdächtigt den 28-jährigen des Insiderhandels. "Wir haben nach einer Insideruntersuchung bei der Münchener Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet, weil der Verdacht entstanden war, dass in Letsbuyit.com-Aktien verbotener Insiderhandel stattgefunden hat", sagte eine BAWe-Sprecherin. Ihre Behörde habe beim Handel mit Letsbuyit.com-Titeln im Januar 2001 Auffälligkeiten festgestellt und daraufhin ihre Untersuchungen aufgenommen.

Schmitz hatte über Kimvestor dem in finanziellen Schwierigkeiten steckenden Internethändler ein zinsfreies Darlehen über 1,15 Millionen Euro gewährt und dafür die 3,6 Millionen Aktien erworben. Ein Letsbuyit-Sprecher sagte, im Rahmen seines Engagements habe Schmitz durchaus Insiderkenntnisse erlangt. "Schmitz hatte sicherlich Einblick in die Geschehnisse um sein Investment und wusste, dass damit der Konkurs abgewendet werden kann", sagte der Sprecher. Derzeit pflege Letsbuyit.com keinerlei Geschäftsbeziehungen mehr mit Schmitz, sehe aber auch keinen Anlass gegen ihn vorzugehen. "Wir sind dran und prüfen, ob uns Nachteile entstanden sind", sagte der Sprecher.

Schmitz floh vor wenigen Wochen nach den Worten seines Anwalts Thomas Pfister nicht aus Furcht vor der Justiz, sondern, weil er sich von Gläubigern bedroht fühlte. Oberstaatsanwalt Wick sagte, die Gläubiger seien vier Personen, die Schmitz 670.000 Mark geliehen hatten und dafür zwei Millionen Mark zurückerhalten sollten. Schmitz habe Anzeige wegen Bedrohung erstattet, nachdem er seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen sei.

Auf seiner Internetseite www.kimble.org hat Schmitz für Montag - seinem 28. Geburtstag - seinen Tod angekündigt. Auf der Startseite war ein Grabstein dargestellt. Auf der Inschrift hieß es unter der Überschrift "Enough is enough" ("Genug ist genug"), Schmitz werde "in eine neue Welt" übertreten.

kir/zap
 
aus der Diskussion: DER SKANDAL LETSBUYIT.COM
Autor (Datum des Eintrages): HSM  (21.01.02 20:58:17)
Beitrag: 99 von 150 (ID:5390970)
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