Unglaublich, wie bombig der Kurs von IFX noch steht Infineon rechnet 2001/02 erneut mit Millardenverlust (Zus) München (vwd) - Der angeschlagene Halbleiterhersteller Infineon Technologies AG, München, rechnet im laufenden Geschäftsjahr operativ erneut mit einem Millardenverlust. Analysten-Prognosen eines Verlustes vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 1,4 Mrd EUR sind auf dem gegenwärtigen Preisniveau bei Speicherchips realistisch, sagte der Vorstandsvorsitzende, Ulrich Schumacher, am Dienstag in München vor etwa 3.400 Aktionären. Allerdings könnte sich der jüngste Trend zu steigenden Preisen weiter fortsetzen, auch wenn es für eine nachhaltige Markterholung derzeit noch keinen ausreichenden Signale gebe. Infineon hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr wegen des Preisverfalls bei Speicherbausteinen (DRAMs) bereits einen operativen Verlust von über einer Mrd EUR eingefahren. Theo Kitz von Merck Finck sieht in der Äußerung von Schumacher eher Zweckpessimismus. Er rechne vor dem Hintergrund steigender DRAM-Preise vielmehr damit, dass Infineon in die Nähe der Gewinnzone komme. Der Vorstandsvorsitzende wolle mit seiner Aussage offenbar "den Ball flach halten", nachdem er im vergangenen Jahr wegen seines Optimismus zu Beginn des abgelaufenen Geschäftsjahres viel Kritik einstecken mußte. So warfen am Berichtstag auch viele Aktionäre dem Vorstand vor, nach dem Boom im Jahr 2000 auf den sich abzeichnenden Markteinbruch nicht rechtzeitig reagiert und die Anteilseigner zu spät darüber informiert zu haben. Schumacher wies die Vorwürfe zurück und zeigte sich für die Zukunft zuversichtlich. "Wir haben unsere Wettbewerbsposition in nahezu allen Bereichen verbessert und sind damit gut gerüstet, um die Schwäche auf dem Halbleitermarkt zu meistern und vom nächsten Aufschwung überporportional zu profitieren". Infineon hatte bereits am Vortag die Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2001/2002 (30. September) vorgelegt und angekündigt, dass man trotz der verringerten Verluste in den ersten drei Monaten im Gesamtjahr weiterhin rote Zahlen schreiben werde. Um die Gewinnschwelle zu erreichen, müßten die Preise für Speicherchips noch um ein bis zwei USD steigen, sagte Schumacher in einem TV-Interview vor Beginn der Hauptversammlung. Infineon hat wegen der bislang schlimmsten Krise auf dem Halbleitermarkt 5.000 Arbeitsplätze gestrichen und ein drastisches Kostensenkungsprogramm aufgelegt. Eine weitere Streichung von Stellen werde unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht notwendig sein, betonte der Vorstandsvorsitzende. "Es spricht Einges dafür, dass wir im abgelaufenen Quartal die Talsohle des schlimmsten Markteinbruchs in der Halbleiterbranche erreicht haben". Preise und Volumen würden eine steigende Tendenz aufweisen. Die Halbleiterindustrie biete nach wie vor sehr gute mittel- und langfristige Wachstumsperspektiven, bekräftigte Schumacher. Nach Einschätzung von Infineon wird der Halbleitermarkt nach dem Einbruch um 31 Prozent im Vorjahr 2002 um vier Prozent auf 146 Mrd USD wachsen. Für 2003 und 2004 werden Wachstumsraten von 26 bzw 30 Prozent prognostiziert. Aktionäre sparten angesichts tiefroter Zahlen und des massiven Stellenabbaus nicht mit Kritik an dem Infineon-Vorstand. Man müsse die Frage stellen, ob das Management rechtzeitig auf den sich abzeichnenden Marktabschwung reagiert und die Anleger nicht schon viel früher darüber hätte informieren müssen, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). Nach ihrer Einschätzung ist die Unternehmensleitung "viel zu lässig" mit den Problemen umgegangen und hat den Infineon-Aktionären viel zu lange "Sand in die Augen" gestreut mit der Folge, dass diese wegen der erheblichen Kursverluste "eine Menge Geld verloren haben". Die DSW-Sprecherin zeigte Verständnis für die Kritik der Belegschaftsaktionäre an dem massiven Personalabbau bei dem Halbleiterhersteller, die dem Vorstand ebenfalls Versäumnisse bei der Bewältigung der Krise vorwerfen und gegen seine Entlastung stimmen wollen. Schumacher ragierte auf die Vorwürfe der Anteilseigner mit dem Hinweis, dass kaum jemand mit einem derartigen Markteinbruch gerechnet habe. Als dieser deutlich wurde, habe man die entsprechenden Maßnahmen zur Kosteneinsparung eingeleitet. Davon seien im übrigen rund 70 Prozent nicht personalbezogen. Auf der Hauptversammlung müssen die Aktionäre unter anderem über die Schaffung eines genehmigen Kapitals für Bar- und Sachkapitalerhöhungen abstimmen. Der Vorstand soll ermächtigt werden, das Grundkapital unter anderem für Akquisitionen bis Mitte Januar 2007 um bis zu 350 Mio EUR zu erhöhen. Infineon will sich nach den Worten von Schumacher in Zukunft insbesondere im Telekommunikationsbereich verstärken. Außerdem muß der Ermächtigung zur Ausgabe von Options- und Wandelschuldverschreibungen von bis zu vier Mrd EUR zugestimmt werden. +++ Mathias Schmidt vwd/22.01.2002/mas/sei 22.01.2002 - 14:23 Uhr |
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aus der Diskussion: | Der Börsentalk für Dienstag, den 22.1.2002 mit trad1, Deloh & friends |
Autor (Datum des Eintrages): | Senkrechtstarter (22.01.02 15:47:26) |
Beitrag: | 111 von 145 (ID:5397817) |
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