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Gestern Abend erreichte mich die Antwort von Hr. Gutschlag. Leider habe ich da schon geschlafen:

Guten Tag Herr ...,

gerne antworte ich im Folgenden wie angekündigt auf Ihre Fragen:

1. Wir haben die Meldung am 15.02.2017 veröffentlicht, weil wir erst nach Aufstellung eines vorläufigen Konzernabschlusses die Korrekturbedürftigkeit der Prognose und den Umfang des Korrekturbedarfs abschätzen konnten. In den vergangenen Tagen sind die vorläufigen Jahresabschlüsse der Deutsche Rohstoff AG und der US-Gesellschaften für das Geschäftsjahr fertiggestellt worden. In ihnen sind die wesentlichen Effekte, die für die Korrektur verantwortlich sind, enthalten. Sie waren uns vorher nicht oder nicht in vollem Umfang bekannt. Vor der Vorlage dieser Abschlüsse waren wir davon ausgegangen, die Prognose zumindest annähernd erreichen zu können, so dass keine Korrektur notwendig gewesen wäre. Am 07.02.2017 lagen die vorläufigen Jahresabschlüsse der Deutsche Rohstoff AG und der US-Gesellschaften für das Geschäftsjahr 2016 noch nicht vor, insofern erübrigt sich die Frage, ob wir die Meldung mit der Meldung vom 07.02.2017 hätten verbinden können.
Seit Anfang Juli 2016 werden übrigens alle ad-hoc Meldungen mit der Überschrift „Veröffentlichung einer Insiderinformation gemäß Artikel 17 MAR“ überschrieben. Das hat mit Insiderhandel nichts zu tun, sondern dient gerade der Vermeidung von Insiderhandel, weil die Insiderinformation durch ihre Veröffentlichung jedermann bekannt wird.
2. Ich verstehe nicht ganz, wieso die Uhrzeit der Veröffentlichung für Irritation sorgt. Wir veröffentlichen eine Meldung zu dem Zeitpunkt, in dem wir zur Veröffentlichung gesetzlich verpflichtet sind. Wir haben seit Montag, den 13.02.2017, einen vorläufigen Konzernabschluss erstellt, was normalerweise erst im März der Fall gewesen wäre. Diese Arbeiten haben bis ca. 22 Uhr am Mittwochabend gedauert. Parallel haben wir die Meldung ausformuliert, überarbeitet, finalisiert und dann um 22.47 Uhr versandt. Bei ad-hoc Meldungen (Insiderinformationen) gibt es immer eine halbstündige Wartefrist, bevor die Meldung zur öffentlichen Verteilung rausgeht, in diesem Fall eben um 23.17 Uhr.
3. Wie schon ausgeführt, waren die Sachverhalte, die zu der Reduzierung der Prognose geführt haben, größtenteils nicht oder nicht in vollem Umfang bekannt. Zum Thema Steuererstattung: Wir haben in der Tat seit Jahren darauf hingewiesen, dass wir Steuererstattungen in den USA erhalten. In den beiden vergangenen Jahren waren das ja auch schon rund 5 Mio. USD. Diesmal wird es noch deutlich mehr sein. Ein Teil dieser Erstattung geht auf die sofortige steuerliche Abschreibung von Investitionen zurück. Für diesen Teil müssen wir in gleichem Umfang sogenannte passive latente Steuern bilden, die dazu führen, dass der Ertrag neutralisiert wird. Trotzdem fließt uns die Erstattung zu. Insofern entsteht in vollen Umfang ein positiver Effekt in der Cash-Flow-Rechnung, aber eben nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung. Es gibt aber noch weitere steuerliche Effekte, die nichts mit den Abschreibungen auf die Investitionen zu tun haben. In diesem Bereich erwarten wir nach den ersten Berechnungen einen niedrigeren Steuerertrag als gedacht. Ein Steuerertrag aufgrund der passivierten latenten Steuern könnte sich nach meinem Verständnis 2017 oder danach ergeben, falls es in den USA zu der angekündigten Steuerreform mit niedrigeren Sätzen kommen sollte.
4. Die Deutsche Rohstoff AG ist die rechtliche Einheit, deren Aktionäre wir alle sind und die Dividenden ausschüttet. Sie ist die Muttergesellschaft, alle anderen Gesellschaften sind konsolidierte Tochtergesellschaften (wenn wir über 50% halten) oder nicht konsolidierte Beteiligungen (wenn wir weniger als 50% halten). Der Konzern existiert als rechtliche Einheit überhaupt nicht. Wir sind nicht Aktionäre des Konzerns. Er zahlt auch keine Dividende. Der Konzernabschluss wird von der Deutsche Rohstoff AG erstellt, um zu berechnen, wie Bilanz, GuV und Kapitalfluss aussähen, wenn alle konsolidierten Gesellschaften eine rechtliche Einheit darstellen würden. Um dahin zu kommen, müssen unter anderem Zahlungen zwischen den einzelnen Konzernunternehmen eliminiert werden. So erhält zum Beispiel die Deutsche Rohstoff AG Zinsen und Dividenden von den Tochtergesellschaften, die im Einzelabschluss der Deutsche Rohstoff AG verbucht werden und zu einem Ertrag führen, im Konzernabschluss aber herausgerechnet werden. Deshalb und auch wegen anderer Effekte kann das Ergebnis der Muttergesellschaft Deutsche Rohstoff AG deutlich vom Konzernergebnis abweichen. Wie wir vermeldet haben, erwarten wir ein positives Ergebnis bei der Deutsche Rohstoff AG und entsprechend auch die Möglichkeit, eine Dividende mindestens in Höhe des Vorjahres vorschlagen zu können.
5. Wir haben bislang überhaupt keine Ergebniserwartung für 2017 formuliert. Insofern verstehe ich auch Ihre Schlussfolgerung nicht. Der Lagebericht, den wir im Mai 2017 im Rahmen des Geschäftsberichts für das Jahr 2016 veröffentlichen werden, wird natürlich, wie gesetzlich gefordert, einen Prognose-, Chancen- und Risikobericht enthalten.
6. Bei der Minderbewertung im Umlauf- und Anlagevermögen des Konzerns handelt es sich um rund 3 Mio. EUR, die aus verschiedenen Effekten entstehen. Die Aussage zu der Neubewertung im Rahmen der Prüfung haben wir aufgenommen, um ganz deutlich zu machen, dass es sich um ungeprüfte Zahlen handelt. Für den Ölbereich haben wir überhaupt keinen Grund, außerplanmäßige Abschreibungen zu erwarten.
7. Ihre Kritik an Herrn Weitz ist in keiner Weise gerechtfertigt. Davon abgesehen, dass er erst seit 1. Januar CFO ist, ist es eine seiner wesentlichen Aufgaben, unsere Fähigkeit, das durchaus sehr komplexe Zahlenwerk der Einzelgesellschaften und des Konzerns zeitnah und mit hoher Qualität zu erstellen und Abweichungen rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern, zu verbessern.
Ich hoffe, dass diese Antworten dazu beitragen, dass entstandene Misstrauen wieder abzubauen. Im Gegenteil, ich hoffe, dass Sie uns weiterhin Ihr Vertrauen schenken. Immerhin haben wir in den vergangenen knapp drei Jahren mit unseren drei US-Töchtern praktisch aus dem Nichts Öl- und Gasreserven mit eine Wert in Höhe von ca. 300 Mio. USD (250 Mio. USD Cub Creek/Elster, 50 Mio USD Salt Creek ) aufgebaut. Das war eine rasante Entwicklung, die fast durchgehend sehr gut gelaufen ist. Dass das Konzernergebnis 2016 schlechter ausfällt als gedacht, empfinde ich als größter Aktionär der Gesellschaft als einen (zweifellos sehr ärgerlichen) Schönheitsfehler. An unserer guten Entwicklung wird das nichts ändern.
Mit den besten Grüßen,

Thomas Gutschlag
 
aus der Diskussion: Deutsche Rohstoff AG: Meldungen, Analysen, Meinungen
Autor (Datum des Eintrages): fatalis-neu  (18.02.17 08:19:25)
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