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"Feldschlösschen-Putsch" um Immobilien-Fusion

Schillernde Figur übernimmt die Führung beim Versuch, eine starke schweizerische Liegenschafts AG aufzubauen

Von Alfred Zänker


Zürich - Für Anlage suchendes Kapital gilt die Schweiz als ein Dorado. Nur bei Immobiliengeschäften fehlt bislang eine attraktive Adresse. Ein erster Versuch, die Feldschlösschen-Hürlimann Holding (FHH) und die Swiss Prime Site (SPS) zu fusionieren scheiterte an der Taktik des schillernden FHH-Aktionärs Marc Rich.

Die bestehenden eidgenössischen Immobilienunternehmen gelten als zu klein und zu wenig finanzstark, um im internationalen Wettstreit erfolgreich zu sein. Dazu gehöre ein Liegenschaftsportefeuille von mindestens drei Mrd. Franken (rund 3,8 Mrd. DM), heißt es in Zürich. Die FHH und die SPS waren nun zur Fusion bereit. Nach Plänen von FHH-Chef Robert Jeker, einem angesehenen früheren Bankier (Credit Suisse), sollte daraus der führende Schweizer Liegenschaftskonzern werden - mit einem Portefeuille von 2,6 Mrd. und einer Börsenkapitalisierung von 1,8 Mrd. Franken. Die FHH, einst größter Bierproduzent des Landes, hatte ihre Getränkesparte 1997 an den Carlsberg-Konzern verkauft, um sich dem Immobiliengeschäft zu widmen. Doch Jekers Plan wurde überraschend mit großer Mehrheit verworfen. Gewisse Pensionskassen und andere Aktionäre hatten ihre Meinung im letzten Augenblick geändert: "Mann hat uns angelogen" (Jeker). Er und sein Verwaltungsrat mussten zurücktreten.

Der routinierte Bankier Jeker hatte die Taktik des schlauen Rohstoffhändlers Marc Rich, des größten Einzelaktionärs bei FHH, nicht durchschaut. Es war der Marc Rich Holding (Zug) mit zehn Prozent der Aktien, aber nur fünf Prozent der Stimmrechte gelungen, viele Aktionäre umzustimmen. Mann ließ sich davon überzeugen, dass der Immobilienbestand der FHH mit angeblich nur einer Mrd. Franken bei der Jeker-Fusion unterschätzt worden wäre. Tatsächlich, so die Rich-Gruppe, liege bei guter Verwaltung ein Portefeuillewert von 1,7 bis 1,9 Mrd. Franken bis 2005 im Bereich des Möglichen. Mit dem Machtwechsel übernimmt Thomas Frutig, Geschäftsführer der Marc Rich Finanz GmbH, die Führung unter dem Firmennamen Real Estate Group (REG). Im Verwaltungsrat sitzt neben anderen auch Lutz Ristow, Vorsitzender und Großaktionär der TAG Tegernsee Immobilien- und Beteiligungs AG in Hamburg.

Sieger im "Feldschlösschen-Putsch" bleibt der umstrittene, aber mächtige Marc Rich, der stets im Stillen agierende Drahtzieher hinter den Kulissen. Sein Privatvermögen wird auf über zwei Mrd. DM geschätzt. Rich war 1983 vor der US-Justiz ins Schweizer Asyl geflohen. In den USA wurde er wegen 50 Delikten (Verstoß gegen Embargos, Steuerbetrug) verfolgt. Amerika verhängte Beugehaft mit 50 000 Dollar am Tag und drohte ihm und Partner Pincus Green mit 325 Jahren Gefängnis. Rich konnte nicht frei reisen, bis ihn Präsident Clinton mit einer seiner letzten Amtshandlungen unter fragwürdigen Umständen begnadigte.

Über Richs Immobilienpläne ist noch wenig bekannt. Man vermutet, dass er mit seiner Rohstoffhändler-Mentalität das Protefeuille in "Filetstücke und Minderwertiges" zerlegen und verkaufen wird, um so eine "Wertschöpfungsmaschine" zu schaffen. Nach der geplatzten Fusion sind nun alle wieder mit allen im Gespräch.
 
aus der Diskussion: REG - REAL ESTATE GROUP
Autor (Datum des Eintrages): soebenda  (30.01.02 22:54:08)
Beitrag: 3 von 32 (ID:5472170)
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