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"Amazon Fresh wird durchstarten, dass die Wände wackeln"

Ex-Kaufland-Boss Frank Lehmann warnt vor Amazon. Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Christoph v. Schwanenflug

Der ehemalige Chef von Kaufland, Frank Lehmann, sieht in Amazon eine der großen Herausforderungen für den deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Entscheidend für Amazon sei die Zusammenarbeit mit dem Paketdienstleister DHL.

Frank Lehmann, der 2015 ausgeschiedene Chef des SB-Warenhauses Kaufland, erwartet weiter steigende Umsätze im Onlinehandel mit Lebensmitteln. "Das wird auch in den nächsten Jahren so weitergehen, da muss man einfach davon ausgehen", sagte er vor rund 160 Zuhörern bei der Retail Real Estate Konferenz des Bundesverbands der Immobilien-Sachverständigen (BIIS) am Mittwoch in Frankfurt. "Die Zukunft des stationären Einzelhandels ist digital", lautet eine der fünf Zukunftsthesen des ehemaligen LEH-Managers, der sich als Berater selbstständig gemacht hat. An die Digitalisierung müssten "die Lebensmittler ran, sonst kommen sie in Rückenlage, wenn Amazon Gas gibt".

Als den großen Herausforderer der deutschen LEH-Konzerne erwartet Lehmann den im Aufbau begriffenen Lieferdienst für Lebensmittel Amazon Fresh. "Die werden durchstarten, dass die Wände wackeln", prophezeite Lehmann. Entscheidend sei in diesem Zusammenhang die Partnerschaft von Amazon und DHL im Lebensmittelbereich. "Die haben DHL einkassiert." Als die derzeit am besten aufgestellten LEH-Konzerne hierzulande sieht der Discountprofi (über 20 Jahre bei Kaufland) Edeka und Rewe ("Branchenprimus zurzeit"). Die zwei Supermarktriesen bekommen von ihm drei Sterne. Als strategische Umsatzgröße bezeichnete er einen Jahresumsatz von 2 Mrd. bis 3 Mrd. Euro. "Wer darunter liegt, wird Probleme bekommen."

DHL könnte 80% der Haushalte tagleich mit Lebensmitteln beliefern

In der Zusammenarbeit mit DHL sieht auch Michael Lierow, Partner der Unternehmensberatung Oliver Wyman, eine entscheidende Erfolgsvoraussetzung für das Lebensmittelgeschäft von Amazon in Deutschland. "Dadurch, dass das DHL-Netz in Deutschland sehr eng ist, hat Amazon ein größeres Potenzial, frische Ware an den Mann zu bringen, als wenn es Amazon alleine gemacht hätte", sagte Lierow auf der BIIS-Konferenz. DHL könne Lebensmittel auf seinen normalen Pakettouren mit ausliefern. "Das eröffnet eine kostengünstigere letzte Meile." Das DHL-Netz in Deutschland sei heute schon so eng, dass der Paketdienstleister in der Lage sei, 80% der deutschen Haushalte "same day" (Tag der Bestellung und Lieferung identisch) mit Lebensmitteln zu beliefern, sagte Lierow. Durch die Marktanteilsgewinne des Online-LEH könnte die Zahl der Vollsortimenter in Deutschland bis 2020 um 10.050 sinken, die der kleinen Supermärkte um 3.500 und die der Discounter um 15.500.

Paketdienstleister wollen nicht zusammenarbeiten

Alexander Nehm von der Firma Logivest sieht durch das Wachstum des Onlinehandels die Gefahr eines Infarkts für Städte, Handel und Logistikbranche. "Die letzte Meile wird wegen der zunehmenden Stop-Anzahl zum Engpass in der Logistikkette", sagte Nehm. "Meiner Ansicht nach ist die Zeit jetzt reif für die City-Logistik. Das Kundenbedürfnis kann nicht mehr anders befriedigt werden." Als Beispiele nannte der ehemalige Mitarbeiter der Fraunhofer-Gesellschaft Elektromobilität, mobile City-Hubs (Container), mehrgeschossige Logistikimmobilien in Zentrumsnähe, Paketshops oder die Nutzung von stationären Geschäften als Lager. Alles entscheidend sei aber die Zusammenarbeit der Paketdienstleister. "Die Kooperationssperre der Paketdienstleister ist das vielleicht größte Hindernis für die City-Logistik. Alle Paketdienstleister wollen mit eigenen Wagen und eigener Marke durch die Straßen fahren."
 
aus der Diskussion: DEFAMA, ein sich entwickelndes Immobilienjuwel?
Autor (Datum des Eintrages): immocash  (29.04.17 22:06:16)
Beitrag: 150 von 3,819 (ID:54835691)
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