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Zu den Drägerwerk-Aktien und dem Management ist in den Diskussionsbeiträgen alles gesagt: Ein Blick auf den langfristigen Aktienchart rundet das traurige Bild ab. Die Aktie notiert trotz jüngster Hausse auf dem Niveau Anfang der 80-er Jahre. Die in den letzten Jahrzehnten erzielte Ertragsmarge ist mit Unternehmen, die in der Medizintechnik angesiedelt sind, nicht zu vergleichen (eher mit einem Lebensmitteldiscounter) Und dies trotz anerkannter Produkt-qualität und Innovationskraft, was die Managementleistung nicht gerade verbessert.


Zum Thema Genussscheine:

Ist man der Überzeugung, dass die Restrukturierung greift, und die Ertragsqualität auf ein in dieser Branche "übliches" Niveau steigt, kann die Aktie möglicherweise noch ein Kauf sein. Eine attraktivere Variante unter Chance/Risikoabwägung wären in diesem konstruktiven Sze-nario meiner Meinung nach die Genussscheine , die immer noch auf extrem tiefen Niveau gehandelt werden und die jüngste Aktienaufwärtsentwicklung nicht mitgemacht haben

Ausgestaltung der Genussscheine:

Gesamtvolumen Genussscheine: ca. St. 1,25Mio. unterteilt in mehrere Serien
Ausschüttung: 10-fache Dividende der Aktie.
Laufzeit: unbegrenzt mit Gläubigerkündigungsmöglichkeit ab 2026 (uninteressant).
Kündigung durch Emittent: jederzeit mit möglicher Abfindung 10 Aktien je Genussschein (zwar nicht beabsichtigt, aber schon interessanter als die Gläubigerkündigung)

WKN: 555071: Genussschein, der noch am "liquidesten" ist. Liquide bedeutet, dass ein paar Hundert Stück am Tag umgehen (ca. 850000 Stück Gesamtvolumen)

Beim Kurs der Aktie von aktuell ca. 13 Euro und einem GS-Kurs von 38 Euro stellt sich die berechtigte Frage, warum der Genussschein mit 10-facher Ausschüttung der Aktie auf einem Niveau von 38 Euro gehandelt wird und nicht näher an dem theoretischen "Ausschüttungsniveau" von 130 Euro (13 Euro * 10) notiert. Dies entspricht einem Niveau von ca. 30%. Am fehlenden Stimmrecht kann es nicht liegen. Die Dräger Vorzugsaktien haben bekanntlich auch keines. Der Dividendenausfall der Aktie und die entsprechende "Null"-Ausschüttung des Genussscheins in 2001 haben die GS-Entwicklung natürlich nicht gerade beflügelt. An der Börse werden aber Zukunftserwartungen gehandelt und der Aktienkursverlauf lässt bereits eine Wende zum Besseren und eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlung erahnen. Im übrigen besteht ein Nachzahlungsanspruch von jährlich 1,3 Euro und es ist unwahrscheinlich, dass es die Familie Dräger zulässt, dass das Stimmrecht der Vorzugsaktien wieder auflebt (bei 2-maligem Dividendenausfall). Vor dem Dividendenausfall wurde eine Dividende pro Aktie von 0,42 Euro bezahlt entsprechend Euro 4,2 pro Genussschein Da zunächst die Gewinnrücklagen/Genussscheinkapital wieder aufgefüllt werden müssen, dürfte eine künftige Dividendenzahlung deutlich unter 0,42 Euro liegen. Entscheidend für die Genussscheinentwicklung ist jedoch der zukünftige Ertragstrend. Bei den ambitionierten Zielen der Gesellschaft sollte spätestens in 3-4 Jahren eine deutlich höhere Dividende als 0,42 Euro entsprechen 4,2 Euro pro Genussschein im Bereich des Möglichen liegen.


Fazit: Die Unterbewertung des Genussscheins ist zum Teil mit der mangelnden Liquidität zu begründen und auch berechtigt. Für institutionelle Anleger ist dieses Instrument völlig unge-eignet . Entsprechend wenig Beachtung finden die Genussscheine. Falls die Gesellschaft ihre ambitionierten Ziele auch nur annähernd einhält, sollte der GS allein aus Renditeüberlegungen wieder ein Niveau von 50-55 Euro erreichen. Hinzu kommt, dass das Genussscheinkapital zu gegenwärtigen Kursen zukünftig vielleicht wünschenswerte Kapitalerhöhungen blo-ckiert. Bei Kapitalerhöhungen müssen Genussscheine zu vergleichbaren Konditionen ausgegeben werden. Schwer vorstellbar, dass bei einer angenommenen Dividende von 0,42 Euro und einem Aktienausgabekurs von fiktiv 20% unter aktuellem Kursniveau neue Genussscheine mit einem Abschlag von 20% zu einem Kurs von ca. 30 Euro bei einer Ausschüttung von 4,2 Euro ausgegeben werden. Ein deutlich höherer Genussscheinkurs wäre aus Sicht der Gesellschaft durchaus wünschenswert, auch mit Blick auf das Mitarbeiter-Genussscheinprogramm. In diesem Zusammenhang abschließend noch ein Querverweis auf den Allianz Genussschein(WKN 840405), der sich durch vergleichbare GS-Bedingungen auszeichnet ,allerdings was die Bonität und Güte der Gesellschaft anbelangt in einer anderen Klasse spielt.
 
aus der Diskussion: Draegerwerk: Genussscheine mit Nachholbedarf
Autor (Datum des Eintrages): Langfristinvestor  (01.02.02 17:09:59)
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