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"Eines deutschen Meisters unwürdig"

Nach der Demontage auf dem Hamburger Kiez hat der große FC Bayern München die Titelverteidigung abgehakt. Die neue Zielsetzung lautet Rang drei.



Hamburg - Hängende Köpfe bei den Spielern, Ernüchterung bei Trainer Ottmar Hitzfeld sowie Frust bei Manager Uli Hoeneß und "Vize" Karl-Heinz Rummenige: Ohne viel Federlesens hakte Bayern München nach der peinlichen 1:2-Niederlage beim FC St. Pauli das Thema Meisterschaft ab. "Wer so spielt wie wir zurzeit, hat kein Recht, vom Titel zu reden", erklärte Rummenigge sichtlich geschockt.
Kalte Duschen nach dem Schlusspfiff


Die meisten Spieler hatten nach der peinlichen Schlappe jeden Kommentar verweigert. Wie begossene Pudel flüchteten die hoch bezahlten Bayern-Profis nach der fünften Auswärtsschlappe in Folge auf dem schnellsten Weg aus dem Millerntor-Stadion. Schon 23 Minuten nach Spielende saßen sie rat- und wortlos im Mannschaftsbus, die sechs Duschen im bescheidenen Hamburger Clubheim waren noch gar nicht warm geworden.

Von den vollmundigen Ankündigungen einer groß angelegten Aufholjagd nach dem 2:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen war nichts übrig geblieben. "Von jetzt an geht es für uns um Platz drei", meinte Hoeneß kleinlaut. Der 50-Jährige konnte seinen Ärger über die peinliche Vorstellung der Mannschaft am Hamburger Millerntor nur schwer verbergen. "Nach diesem Mist können wir den Sieg gegen Leverkusen in der Pfeife rauchen", schimpfte der Bayern-Manager.

St. Pauli hat uns an die Wand gespielt


Ohne Gegenwehr hatte sich der Champions-League- und Weltpokalsieger auf St. Pauli den Schneid abkaufen lassen und war bis in die Schlussphase hinein chancenlos geblieben. Einziger "Aktivposten" der Bayern war Coach Hitzfeld, der im Bewusstsein der sich anbahnenden Blamage am Spielfeldrand zum "Rumpelstilzchen" mutierte. Dafür gab sich der 53-Jährige nach dem Schlusspfiff gefasst: "Das ist eine ganz bittere Niederlage für uns, vor allem wenn man sich anschaut, wie sie zustande gekommen ist: St. Pauli hat uns an die Wand gespielt."

Satte neun Punkte liegt der deutsche Rekordmeister schon hinter Tabellenführer Borussia Dortmund - und muss nun sogar um die Qualifikation zur Champions League fürchten. "Leverkusen und Kaiserslautern sind fünf Punkte vor uns. Das wird eng. Da braucht man kein Prophet zu sein", sagte Rummenigge. Er gab den dritten Rang als neues Saisonziel aus.

"Die Mannschaft hat sich nicht gequält und die drei Punkte leichtfertig verschenkt", resümierte Hitzfeld: "Das darf einem Spitzenteam nicht passieren." Sein vernichtendes Fazit: "Wir haben nicht die Leistung geboten, um hier zu bestehen. Das ist eines Deutschen Meisters unwürdig."
 
aus der Diskussion: Der FC Bayern auf dem Weg in die Mittelmäßigkeit - Begleitthread
Autor (Datum des Eintrages): hotlinehopping  (07.02.02 14:52:57)
Beitrag: 10 von 13 (ID:5534439)
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