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Liebe DRAG-Community,

nach langer Zeit möchte auch ich mal wieder ein paar Worte der Diskussion zur DRAG hinzufügen. Für mich ist es beruhigend, dass die zeitweise recht emotionale und faktenfreie Diskussion des Threads einer breiten Ernüchterung gewichen ist. Zu Beginn des Jahres war viel zu viel Euphorie vorhanden. Bezeichnend fand ich die Ergebnisse der Umfrage von Dagobert Bull.
Jetzt wo der Kurs so schön im Keller angelangt ist, lohnt es sich wieder über die DRAG nachzudenken. Ich werde im Folgenden ein paar Punkte, die mich bewegen, ausführen.

Bilanzierungsregeln und deren Interpretation:

Das die Bilanzierungsregeln nicht allen geläufig sind, konnte heute mal wieder festgestellt werden. In der Tat sind die Steuererstattungen keine Gewinne sondern so eine Art kostenloser Kredit solange das erstattete Geld reinvestiert wird. Der letzte Woche geflossene Betrag war, wenn er schon im JA 2016 bilanziert wurde, lediglich eine Verschiebung auf der Aktivseite, die nicht gewinnwirksam ist. Die Ausgabe der Schuldverschreibungen in Höhe von 7,5 Mio Euro hat die Bilanzsumme vergrößert. Der DRAG sind insgesamt etwa 19 Mio. Euro an Barmitteln zugeflossen, die sie wie es scheint bei Elster Oil & Gas im Boden versenken wollen. Dieser produktionsunabhängige Cash-Flow ist nicht zu verachten.

Gewinnwarnung:

Einige, die hier posten, waren von der Gewinnwarnung und wie sie zustande kam sehr enttäuscht. Ich war es nicht. Das sind einfach Dinge, die bei einem kleinen Unternehmen passieren können und das Risiko erhöhen. Ein höheres Risiko wird in der Regel langfristig mit einer höheren Rendite abgegolten. Dass dem Vorstand so ein Malheur passiert, ist ärgerlich, weil so scheint es, er sein Geschäft nicht versteht. Wenn dies bei Siemens passiert wäre, könnte ich den Ärger nachvollziehen. Dort arbeiten in der Rechnungsabteilung mehr Personen als die DRAG je im Zeitraum ihrer Existenz beschäftigen wird.

Was könnte den Kurs beflügeln:

Natürlich wird der wachsende Ölpreis auch den Kurs der DRAG-Aktie heben. Ich suche aber nach Einflüssen, die nicht jeder auf dem Schirm hat. In meinen Augen sind hier zwei Faktoren zu nennen. Die augenscheinlichste ist die Erweiterung der Fläche in den USA. Im Vergleich zu den US-Frackern hat die DRAG eigentlich nichts an Fläche zur Verfügung (bspw. besitzt Sanchez Energy 300.000 Acres an Fläche). Eine Akquise von 5.000-10.000 Acres hätte hier schon erhebliche Auswirkungen.

Das Haldenprojekt halte ich auch für eine schlummernde Chance, die nicht unerheblich ist. Laut der Präsentation auf der Hauptversammlung Folie 29 beinhalten die Gipshalden 0,38-1,5 Prozent an Seltene Erden Oxid. In Abhängigkeit von der Zusammensetzung werden mehrere 1000 Dollar pro Tonne erzielt. Allein in Europa wurden 100 Mio. Tonnen an Gipsabfällen identifiziert. Hierbei handelt es sich um ein mögliches Milliardengeschäft.

Potentielle Abschreibungen bei ALMONTY INDUSTRIES:

In meinen Augen ist dies ein überbewertetes Problem. Wahrscheinlich werden hier irgendwann Abschreibungen fällig. Dies sind max. 15 Mio. Euro bei vollständiger Abschreibung, die gewinnwirksam sind und den Steueraufwand mindern werden. Davon geht für die DRAG keine Existenzgefährdung aus.

Ölpreisentwicklung:

Den Ölpreis möchte ich hier nicht prognostizieren, aber ein paar Mechanismen aufführen, die nicht unerheblich für den zukünftigen Ölpreis sind. Grundsätzlich gehe ich mittelfristig von einem steigenden Ölpreis aus.

Das Argument, dass der Ölpreis steigen muss, weil die Saudis oder die Russen sonst ihren Haushalt nicht finanziert bekommen, lasse ich nicht gelten. Dem Ölpreis ist das Ausgabeverhalten der einzelnen Staaten reichlich egal.

Die OPEC hatte versucht durch eine Förderkürzung den Ölpreis zu stützen, was scheinbar nicht gelungen ist. Dies hat man als Argument für die Macht der Fracker missverstanden. Der Ölpreis wird durch Angebot und Nachfrage gefunden. Das Angebot besteht neben der aktuellen Förderung auch aus den Lagerbeständen. Dies bedeutet, dass trotz Förderkürzung das Angebot der OPEC weiterhin hoch ist, wenn Öl aus den Lagern ebenfalls angeboten wird. Eine Förderkürzung reduziert nicht das Angebot, wenn die Kürzung durch Öl aus den Lagern ausgeglichen wird. Aus diesem Grund wurde bei dem aktuellen Treffen der OPEC nicht nur die Förderung besprochen sondern auch der Export. Soweit ich die indirekten Quellen verstehe, gehen weltweit die Lagerbestände zurück. Leider gibt es nur für die USA regelmäßig verlässliche Zahlen, was die Fixierung auf die Bestände in den USA erklärt. Dort ist der Lagerbestand nach wie vor sehr hoch.

Mittelfristig werden die fehlenden Investitionen in neue Quellen Wirkung zeigen. Auch wenn die Anzahl an Bohrtürmen in den USA seit dem Tief stark gestiegen ist, verharrt die weltweite Bohrtätigkeit nach wie vor auf einem niedrigen Niveau (siehe die Zahlen von Baker Hughes). Ich denke, dass dies sogar zu einem Angebotsengpass führen wird, vielleicht schon 2019.

Der Zuwachs der Ölförderung durch Fracking wird durch den Cash-Flow-Mechanismus gebremst. An der DRAG kann man schön erkennen, dass Unternehmen mit einer dünnen Kapitaldecke nur langsam in Abhängigkeit vom Zufluss an liquiden Mitteln bohren können. Wer sich ein wenig durch die Bilanzen der US-Fracker klickt, kann sehen, dass sie hoch verschuldet sind und Cash-Flow-Probleme haben. Wenn ein Fracker all seine liquiden Mittel investiert, kann er im folgenden Jahr lediglich sein Cash-Flow investieren. Zur Zeit, denke ich, dauert es länger als ein Jahr bis die Investition in ein Bohrloch als Cash-Flow wieder eingespielt sind. Hinzukommt, dass die Fracker sehr viel Geld als Zinszahlungen abgeben müssen. Neues Kapital durch Anleihen aufzunehmen, um das Bohren zu beschleunigen, ist im Moment ebenfalls nur schwer möglich. Auch wenn die Fracker gerne investieren würden, fehlen ihnen schlicht die flüssigen Mittel.

Allgemeine Bemerkungen zur DRAG:

Es gibt noch ein paar Dinge, die bei der DRAG positiv herausstechen. 2017 wird höchstwahrscheinlich das erste Jahr der DRAG sein, in dem sie einen operativen Gewinn erzielen wird, was sehr erfreulich ist. Im Vergleich zu den US-Frackern hat die DRAG in den Jahren der Krise (2014-2016) kein Geld verloren. Selbst Schwergewichte wie Devon Energy weisen in diesem Zeitraum kumuliert etwas mehr als ihre derzeitige Marktkapitalisierung an Verlust aus. Bemerkenswert sind noch zwei weitere Dinge. Zum einen ist das Investitionsvolumen der DRAG relativ zu ihrer Marktkapitalisierung hoch. Zum anderen hat die kleine DRAG 2 der derzeit 803 aktiven Türme für Horizontalbohrungen anteilig in Beschlag.
Ich gehe davon aus, dass die DRAG 2017 2,00 Euro + X pro Aktie nach Steuern verdienen wird. 5,00 Euro pro Aktie finde ich auch recht viel. Das wäre eine Nachsteuergewinn von 25 Mio. Euro. Wo soll der herkommen?
Die Aussichten des Jahres 2018 und die Arbeit des Management werden meiner Meinung nach nicht so recht in der Marktkapitalisierung widergespiegelt. Selbst wenn der Ölpreis konstant bliebe, ist 2018 ein Gewinnsprung zu erwarten.

Disclaimer:

Meine Ausführungen stellen keine Kaufempfehlung dar und sind die subjektive Einschätzung eines Einzelnen.
 
aus der Diskussion: Deutsche Rohstoff AG: Meldungen, Analysen, Meinungen
Autor (Datum des Eintrages): Viceroy  (26.07.17 17:58:56)
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