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„Sie machen sich mitschuldig“
Unser Gastautor ist Deutscher mit Migrationshintergrund. Seine Meinung zu Gaulands Relativierung von NS-Verbrechen fällt deutlich aus.
http://www.taz.de/!5448754/

Gehört zur deutschen Geschichte: das KZ in Auschwitz und die Erinnerung daran Foto: dpa
Herr Gauland,
für gewöhnlich beginne ich einen Brief mit einer höflichen Anrede. Aufgrund Ihrer Parteizugehörigkeit und rassistischen Äußerungen, kann ich Ihnen diese Ehre nicht mehr guten Gewissens erweisen.

Ich heiße Said Rezek und bin 1986 in Deutschland geboren. Viele Ihrer Anhänger würden mich wahrscheinlich als Passdeutschen bezeichnen, weil in mir kein deutsches Blut fließt. Außerdem bin ich Muslim und meine Vorfahren stammen aus einem anderen Kulturkreis und Kontinent. Aber im Gegensatz zu Ihnen und ihren Parteifreunden stehe ich zu unserer deutschen Vergangenheit, mit all ihren Höhen und Tiefen.
Sie sagten öffentlich: „Man muss uns diese zwölf Jahre nicht mehr vorhalten. Sie betreffen unsere Identität heute nicht mehr. Und das sprechen wir auch aus.“ Mit „uns“ meinen Sie höchstwahrscheinlich das deutsche Volk. Und mit „zwölf“ Jahren das Dritte Reich unter der Führung Adolf Hitlers.
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AfD zum Nationalsozialismus
Gauland relativiert NS-Verbrechen
Deutschland habe genug mit seiner Vergangenheit aufgeräumt, so der AfD-Spitzenpolitiker. Sie beträfe unsere Identität nicht mehr.
https://www.taz.de/AfD-zum-Nationalsozialismus/!5447579/

Erst kürzlich sagte Gauland, man werde die Integrationsbeauftragte Özoguz in Anatolien „entsorgen“ Foto: dpa
AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland hat die Verbrechen der Wehrmacht relativiert und gefordert, einen Schlusstrich unter die Nazi-Vergangenheit Deutschlands zu ziehen. In einer Rede beim Kyffhäuser-Treffen des rechten Parteiflügels am 2. September, die erst jetzt öffentlich bekannt wurde, sagte Gauland, kein anderes Volk habe „so deutlich mit einer falschen Vergangenheit aufgeräumt wie das deutsche“.
Und er fügte mit Blick auf die Zeit des Nationalsozialismus hinzu: „Man muss uns diese zwölf Jahre nicht mehr vorhalten. Sie betreffen unsere Identität heute nicht mehr. Und das sprechen wir auch aus. Und deshalb habe man „nicht nur das Recht, uns unser Land, sondern auch unsere Vergangenheit zurück zu holen“.
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Gauland hatte erst vor drei Wochen für Empörung gesorgt, als er in einer Rede sagte, man werde die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, in Anatolien „entsorgen“.
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Das zu Populisten und Rechtsxtreme aus AfD und Co. im Vergleich zu aufrechten Demokraten wie:
Der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler sagte nach seiner Wahl vor der Bundesversammlung nicht nur den bekannten Satz: „Ich liebe unser Land“, sondern führte in derselben Rede aus: “Patriotismus und Weltoffenheit sind keine Gegensätze, sie bedingen einander. Nur wer sich selbst achtet, achtet auch andere.“

Wir dürfen also Patrioten sein und unser Vaterland lieben. Dies ermöglicht uns in gleicher Weise, von diesem festen Stand aus, anderen Völkern und Menschen mit Respekt und Achtung zu begegnen. Wir können und werden zu aktuellen Fragen der Tagespolitik viele verschiedene Meinungen haben.

Aber wir sollten Patrioten, keine Nationalisten sein. Niemand sollte Vaterländer von anderen herabsetzen oder Menschen wegen ihrer Andersartigkeit verachten. Im Gegenteil, die Liebe zu unserem Land macht uns bereit und fähig andere zu respektieren und zu achten.
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Auszüge aus dem: Arbeitspapier 26/2016 Patriotismus
Patriotismus heute: Definition eines zu Unrecht diskreditierten Begriffs
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der BAKS,
"Überlasst das Thema Nation nicht den Falschen", schrieb einmal Richard Schröder, renommierter Philosoph und Theologe der Humboldt-Universität in Berlin. Spätestens seit dem Erstarken rechtspopulistischer Bewegungen in Europa ist eine Auseinandersetzung damit, was es bedeutet, Patriot zu sein und als Patriot zu leben, wichtiger denn je.

https://www.baks.bund.de/de/newsletter/archive/view/906
https://www.baks.bund.de/de/service/arbeitspapiere-sicherhei…

Aus diesen und vielen weiteren Gründen ist die AfD für mich eine rechtspopulistische, antimoderne, antidemokratische und antieuropäische Partei und für einen Demokraten nicht wählbar

 
aus der Diskussion: AfD ... tolles Wahlprogramm
Autor (Datum des Eintrages): JoJo49  (22.09.17 12:35:19)
Beitrag: 79 von 84 (ID:55802403)
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