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Von Oktober 1999 bis zum März 2001 konnte man an der Börse kaum etwas falsch machen, die Kurven der meisten börsennotierten Unternehmen führten stetig nach Norden. Obwohl jedem Börsenteilnehmer mit klarem Menschenverstand klar war, dass dieser Trend nicht ewig hält, entstand am Ende eine Euphorie mit einer regelrechten Kaufpanik. Keiner wollte der blöde sein, der nicht von diesem Aufwärtstrend profitiert. Die Bildung einer großen Blase wurde zwar registriert aber emotional ignoriert.
Ähnliche Verhaltensweisen kann man auch an anderem Stellen im Leben beobachten. Beispielsweise am Strand bei einem aufkommenden Gewitter. Man sieht Stunden vorher, dass sich etwas zusammenbraut, holt sich aber trotzdem einen nassen Arsch, weil auch der letzte Sonnenstrahl noch ausgenutzt werden soll.

Auch in den großen Zyklen gesellschaftlicher Entwicklungen wird das Phänomen sichtbar:
Stellt Euch das Leben und die geschichtliche Entwicklung in Europa und der westlichen Welt, z.B. seit dem 30-jährigen Krieg (1618-48) als Chart vor. Es war ein ständiges auf und ab, wobei die Schattenzeiten für die meisten Menschen in der Mehrzahl waren. Im letzten Jahr hundert hatte der Chart durch die beide Weltkriege zwei deutliche, für fast alle Menschen niederschmetternde Einbrüche.
Jetzt geht es seit mehr als 50 Jahren, wiederum für eine große Mehrheit, steil bergauf.
Ich habe das ungute Gefühl, dass wir, wie es in allen Bereichen des Lebens und der Entwicklung zwangsläufig und empirisch bewiesen immer wieder vorkommt, in die Nähe einer Grenzlage geraten.

Wir haben die Dinge in vielerlei Hinsicht soweit voran getrieben, dass Sie nicht mehr zu toppen sind. Die Technik wird zwar noch vieles Möglich machen, aber die Menschen sind genetisch und kulur-historisch nicht darauf eingestellt. Die Grenzen zur Perversion werden angekratzt oder sind zum Teil bereits überschritten. Bei vielen, auch bei mir regt sich der Überdruss am Überfluss. Gier ersetzt den Verstand. Der Selbstzeck ersetzt das Sinnvolle und gewollte.

Ich glaube, die nächste Generation, wird die Fun-Gesllschaft ablösen und wieder die Lösung elementarer und banaler Probleme in den Mittelpunkt rücken. Der Chart wird abrechen, was auch große ‚Risiken beinhaltet. Die Trendwende von der Verschwendungs- zur Survival-Gesellschaft bietet linken und rechten Despoten mit vermeintliche einfachen Lösungen hervorragende Chancen.
 
aus der Diskussion: Das Ende der Weltwirtschaft oder warum verlieren wir schon wieder
Autor (Datum des Eintrages): elmarion  (20.02.02 11:14:57)
Beitrag: 9 von 10 (ID:5629280)
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