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Untenstehend der Artikel des CH-Wirtschaftsmagazins Cash,
der heute an der Schweizer Börse für Turbulenzen sorgte.

Dem Interessierten kann ich nur raten, sich den
Geschäftsbericht 2002 downzuloaden:
http://www.abb.com/GLOBAL/ABBZH/ABBZH259.nsf/99ad595c32e0c2d…
Ziemlicher Hammer.

Das Highlight:
Eigenkapital von 5,2 auf 2 Mrd.$ gesunken = 6% EK-Quote.
Rechnet man den Goodwill heraus, so ergibt sich ein
negativer Buchwert :eek:.

http://www.cash.ch/index.cfm?rub=41&id=137

Die ABB unter der Lupe: Die Fremdfinanzierung ist zu kurzfristig, 5,7 Milliarden Dollar Nettoliquidität reichen nie.



Pascal Schumacher


Das Fazit der unabhängigen Finanzexperten, die im Auftrag von CASH die Bilanz der ABB analysierten, ist ernüchternd: ABB weist noch flüssige Mittel von rund 5,7 Milliarden Dollar aus. Mit Blick auf die kurzfristigen Schulden in der Höhe von über 19 Milliarden Dollar (siehe Ausriss aus der Bilanz vom 13. Februar 2002) ist die Liquiditätslage des schweizerisch-schwedischen Mischkonzerns eher kläglich. Die Stabilität ist derart schwach, dass ein unerwarteter Rückschlag jederzeit ein Grounding bewirken kann. Ein solcher Rückschlag könnten beispielsweise neue Rückstellungen für die hängigen Schadenersatzklagen der Asbestopfer in den USA sein. Die Experten halten weiter fest: Das vom Konzern prognostizierte Gewinnwachstum von 6 Prozent fürs nächste Jahr ist mit Blick auch auf die konjunkturell unsichere Lage absolut unrealistisch.

Es kommt noch schlimmer: Die Eigenkapitalquote von ABB beträgt nur noch hauchdünne 6,2 Prozent der Bilanzsumme. Zum Vergleich: Die ehemalige Swissair hatte vor einem Jahr noch eine Quote von 6,7 Prozent. Der ebenfalls kränkelnde Industriekonzern Von Roll verfügt gemäss der Internetplattform Moneycab über eine Eigenkapitalquote von 25 Prozent.

Die miserable finanzielle Lage der ABB kommt nicht von ungefähr. Seit der Fusion von BBC Schweiz und Asea Schweden im Jahre 1987 wurde mit Verve an neuen Unternehmensstrukturen gewerkelt. Konzernchef Percy Barneviks Masterplan sah vor, in allen Heimatmärkten Produktionsstätten aufzubauen, die in enger Beziehung zu Unternehmen stehen, die keine Produktionsstätten vor Ort haben. In einer zweiten Phase sollten die rationalisierten und fokussierten Einzelfirmen durch ein globales Netzwerk verbunden werden. Dank diesem Netzwerk sollte das damals aus rund 1300 KMU – heute sind es noch etwa 500 – bestehende Konglomerat die Marktführerschaft als weltweit kostengünstigster Anbieter in den einzelnen ABB-Sparten anstreben und ausbauen.

Die Ketchup-Flasche wurde zu oft und zu schnell gedreht

Die Erfolge dieser Restrukturierung würden nicht sofort zu sehen sein, sagte Barnevik damals. Er verglich den Prozess mit einer auf den Kopf gestellten Ketchup-Flasche: Erst passiere gar nichts und dann alles auf einmal. Das Echo auf die Strategie des Schweden war gewaltig. Barnevik wurde als Genie und Superstar gefeiert. Die Börse honorierte lange Zeit das Tempo, mit dem neue Umstrukturierungen und Hinweise auf neue Synergien angekündigt wurden. Doch bei den langfristigen Ketchup-Modellen waren für Barnevik und seinen Nachfolger Göran Lindhal kurzfristige Massnahmen zur Kurspflege und zur Gewinnmaximierung zum Wohle der «Shareholder» wichtiger als die nachhaltige Verbesserung der Unternehmenssubstanz.

Heute ist klar: Passiert ist nichts. Die ABB ist als Folge der permanenten Umstrukturierungen am Boden und Ex-Chef Barnevik 148 Millionen Franken reicher. ABB rentiert viel zu wenig. Geradezu katastrophal wirkte sich im letzten Frühling der Kauf von 24 Millionen eigener Titel à 30 Franken zur Kapitalherabsetzung auf das Konzernergebnis aus. Die Eigenkapitaldecke sank um rund 1,4 Milliarden Franken. Damit liegt ABB massiv hinter den Branchenleadern Siemens (24,6%) und General Electrics (11,6%) zurück.

Die Umstellung auf die US-Rechnungslegung (US-GAAP) vor einem Jahr macht einen Vergleich über mehr als fünf Jahre nur beschränkt möglich. Zeitungsberichte sehen ABB bereits als Sanierungsfall (CASH vom 15. Februar 2002). Der Konzern habe Mühe, laufende Rechnungen zu decken. Eine Schlussfolgerung, der ABB-Finanzchef Renato Fassbind in aller Härte widerspricht: «Der Konzern kann nach wie vor seine Rechnungen begleichen und ist in hohem Mass kreditwürdig.»

Tatsache ist, dass die Ratingagentur Standard & Poor’s letzten Monat ABB zurückstufte. Ein grosses Fragezeichen setzt die Agentur bei den hängigen Asbestklagen. Sollte sich diese Situation verschlechtern, sei eine weitere Herabstufung nicht ausgeschlossen.
 
aus der Diskussion: ABB - schwere Schieflage
Autor (Datum des Eintrages): danatbank  (22.02.02 01:23:19)
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